Lars, but not Least

Kündigungswelle mit Gschmäckle: Frauen und Entwickler zuerst

23. März 2023, 17:17 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Kahlschlag in der Personalabteilung und Softwareentwicklung

Entlassene nach Position
Neben den Personalabteilungen wurde vor allem die Softwareentwicklung stark dezimiert
© 365 DataScience

Dass die Unternehmen bei den Entlassungswellen nicht nur das frisch angeheuerte Personal wieder abbauen, unterstreicht ein Blick auf die Positionen der Geschassten. Im Durchschnitt hatten sie diese bereits seit gut zweieinhalb Jahren inne, viele von ihnen hatten also schon vor der Einstellungswelle in der Pandemie bei den Unternehmen angeheuert. Eine genauere Betrachtung der betroffenen Stellen offenbart dazu direkt die nächste Überraschung. Mit insgesamt 27,8 Prozent waren die meisten der Gekündigten im Bereich Personalwesen beschäftigt.

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Vorbote des KI-Zeitalters

Gekündigte Positionen bei Microsoft
Bei Microsoft wurden vor allem Entlassungen im HR-Wesen registriert
© 365 DataScience

Ohne den Sonderfall Twitter wäre dieser Anteil sogar noch deutlich größer. So lag der Anteil der Kündigungen im HR-Bereich bei Microsoft sogar bei 39,4 Prozent, bei Amazon waren es 37,4 Prozent und bei Meta 29,8 Prozent, während bei Google nur 15,7 Prozent der gestrichenen Stellen aus diesem Segment stammten. Obwohl klar ist, dass angesichts der schrumpfenden Belegschaften weniger Talent-Scouts und HR-Mitarbeiter benötigt werden, erscheinen diese Zahlen außergewöhnlich hoch. Eine plausible Erklärung dafür liefern die Fortschritte bei den KI-Lösungen. Die Experten von 365 DataScience gehen davon aus, dass das Argument der wirtschaftlichen Umstände mit genutzt wird, um Stellen abzubauen, die automatisiert werden sollen.

Verkehrte Frauenquote

Gekündigte Positionen bei Google
Google kündigte vielen Entwicklern
© 365 DataScience

Das könnte zugleich erklären, warum trotz des Fachkräftemangels auch erstaunlich viele Softwareingenieure ihren Arbeitsplatz verloren. Im Durchschnitt der untersuchten Stichprobe waren 22,1 Prozent der Entlassenen in der Softwareentwicklung tätig. Besonders hoch war die entsprechende Quote bei Google (35,3 Prozent), Amazon (28,8 Prozent) und Twitter (23,7 Prozent), während sie bei Microsoft (13,4 Prozent) nicht so signifikant über dem Anteil der Entlassenen an der Gesamtbelegschaft lag. Deutlich typischer waren die Größenordnungen der Entlassungen hingegen in anderen Bereichen wie dem Marketing (7,1 Prozent), Kundenservice (4,6 Prozent) sowie PR und Kommunikation (4,4 Prozent).

Einen deutlichen Ausreißer gab es jedoch hinsichtlich der Geschlechter: Obwohl zwei Drittel der Arbeitskräfte in der Tech-Branche männlich sind und die Konzerne deshalb immer wieder betonen, dass sie mehr Mitarbeiterinnen für sich gewinnen wollen, waren 56 Prozent der Entlassenen Frauen. In der Gesamtschau waren die typischen Betroffenen der Kündigungswellen damit gut ausgebildete weibliche US-Angestellte zwischen 30 und 40 Jahren aus dem Personalwesen.

Obschon die Erhebungsmethode der Daten aus Linkedin einen gewissen Bias mit sich bringt, lässt sich daran doch erahnen, dass diese Zahlen Vorbote weit größerer Veränderungen sind, als nur einer aktuellen wirtschaftlichen Schwäche. Wie weitreichend diese sein könnten, zeigt sich unter anderem daran, dass erst etwas mehr als 10 Prozent der Geschassten bereits einen neuen Job gefunden haben. Und das, obwohl fast alle (94 Prozent) von ihnen einen Universitätsabschluss haben, knapp ein Viertel sogar in Informatik.


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