Kommentar von Applause

Mobile Payment in Deutschland – ein weiter Weg

31. März 2017, 14:07 Uhr |
Jan Wolter, Geschäftsführer und Gründer von Applause EU hat weltweit mit Unternehmen wie Paypal, Google, Mastercard und weiteren zusammengearbeitet.
© Applause

Ein Kommentar von Jan Wolter, Geschäftsführer und Gründer von Applause EU, zu den Herausforderungen, denen sich Mobile Payment-Anbieter stellen müssen, wenn sie erfolgreich sein möchten.

Mobile Payment nimmt Fahrt auf – auch in Deutschland. Hiesige Verbraucher haben nach einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) zunehmendes Interesse am mobilen Bezahlen. Als besonders positiv werten zwei Drittel der Konsumenten, dass Mobile Payment den Einkauf und das Bezahlen unkomplizierter macht. Die steigenden Nutzerzahlen von Diensten von Google (Android Pay), ebay (Paypal) und Samsung (Samsung Pay) bestätigen diesen Trend. Nun verdichten sich zudem die Hinweise auf einen baldigen Start von Apple Pay in Deutschland. Experten setzen ihre Hoffnungen darauf, dass der Dienst dem mobilen Bezahlen in Deutschland zum Durchbruch verhelfen könnte. Neben den USA ist der Mobile Payment-Dienst bereits erfolgreich in insgesamt 13 weiteren Ländern wie Frankreich, China und Russland gelauncht.

Auch wenn die Akzeptanz von Mobile Payment bei den deutschen Verbrauchern steigt – bislang sind sie noch nicht vollends überzeugt. So zücken laut einer aktuellen Deloitte-Studie nur etwa vier Prozent der Deutschen an der Kasse ihr Smartphone. Deutschland, so scheint es, will einfach nicht mobil bezahlen – aber woran liegt das? Wie können deutsche Nutzer überzeugt werden, in Zukunft auf traditionelle Bezahlmethoden zu verzichten und lieber zum Smartphone zu greifen?

Zwar herrschen bezüglich Sicherheit, Geschwindigkeit und Benutzerfreundlichkeit Bedenken bei deutschen Verbrauchern vor. Noch Ende 2015 gaben hierzulande satte 74 Prozent der Befragten in einer Verbraucherstudie von TYSY zu mobilen Bezahlsystemen an, Zweifel an der Sicherheit von Mobile Payment-Angeboten im Vergleich zum Online-Einkauf zu hegen. Gleichzeitig sind aber mehr als zwei Drittel davon überzeugt, dass auch sie in Zukunft mit dem Smartphone zahlen werden. Die Gründe für den bisher ausgebliebenen Erfolg sind allerdings vielfältiger und nicht allein auf die Verweigerung der potenziellen Nutzer beschränkt.

Als eines der größten Hemmnisse bei der Verbreitung des kontaktlosen Bezahlens gilt das mangelnde Angebot von Near Field Communication-kompatiblen (NFC) Kassenterminals, die es Nutzern ermöglichen, schnell und unkompliziert mit dem Smartphone zu bezahlen. Die Infrastruktur für das kontaktlose Bezahlen ist laut Einschätzung des Bankenverbandes ausbaufähig – von einer flächendeckenden Verbreitung in Deutschland kann keine Rede sein. Von rund 800.000 Terminals bei deutschen Händlern sind gerade einmal um die 35.000 NFC-fähig. Und dies obwohl zahlreiche Android-Smartphones schon heute NFC-kompatibel sind. Solange also nur wenige Händler Mobile Payment anbieten, bleibt der Service für die Nutzer eher uninteressant. Im Umkehrschluss lassen geringe Nutzerzahlen die Händler weiter abwarten. Laut Prognosen von Vertretern der Bundesbank und von Kreditkartenunternehmen soll die Anzahl der Terminals allerdings zunehmen und das Bezahlen per NFC mit dem Smartphone bis 2020 an allen Kassenterminals zum Standard werden.

Die geringere Kreditkartenakzeptanz ist ein weiterer Grund für die geringe Verbreitung von Mobile Payment unter den Deutschen. Anders sieht es, wie so oft, in den technikbegeisterten USA aus. Die Kunden schätzen und nutzen den Service der kontaktlosen Bezahlung dort, wenn er ihnen angeboten wird. US-Konsumenten sind viel stärker an die Zahlung via Kredit- und Debitkarten gewöhnt, der Wechsel zur virtuellen Geldbörse ist entsprechend einfacher. Hier konnten Mobile Payment im Allgemeinen und Apple Pay im Speziellen ihren Siegeszug bereits antreten.

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