Oftmals fehlt es in Unternehmen an der Operationalisierung der Nachhaltigkeit, dem richtigen Know-how und der internen Verankerung. Die wirkungsvollste Veränderung können Unternehmen erreichen, indem sie Ziele und Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit und Digitale Transformation zusammenführen.
Die Digitale Transformation wird weithin als wesentlich für die Rentabilität eines Unternehmens anerkannt, während die Nachhaltigkeit als das akzeptiert wird, was für die Erhaltung der Erde und des sozialen Wohlergehens gut und notwendig ist. Kurz: Hier steht Goliath gegen David, Profit gegen Altruismus. Und jeder kann erraten, wer die Nase vorn hat. Dem „Reality Check 2023“ zufolge, einer Studie der Software AG, die untersucht, wie Unternehmen in Nachhaltigkeit investieren können, glauben 82 Prozent, ihr Unternehmen würde eher Strafen zahlen als die internen Herausforderungen zu lösen und für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Es fehlt an der Operationalisierung der Nachhaltigkeit, dem richtigen Technologie-Know-how und der internen Verankerung. Konkret im Griff haben viele Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit also bisher noch nicht.
Die Zahlen der Studie zeigen, dass die Voraussetzungen für mehr Nachhaltigkeit durchaus gut stehen: 95 Prozent der Unternehmen räumen Nachhaltigkeit eine sehr hohe oder sogar höchste Priorität ein. 71 Prozent der Unternehmen haben das Gefühl, dass sie in Bezug auf dieses Thema reif oder sehr reif sind. Ein Viertel des IT-Budgets wird bereits in nachhaltige Projekte investiert. Aber es fehlt an der Integration. Dabei können viele Messmethoden, Werkzeuge, Plattformen und Anwendungen, die sich zur Profitmaximierung eignen, für Nachhaltigkeitsprojekte adaptiert werden. Gerade die KPI „betriebliche Effizienz“ beispielsweise zahlt auch auf Nachhaltigkeit ein.
Bei der Betrachtung spezifischer Technologien, die zur Nachhaltigkeit beitragen können, zeigt sich, dass die Cloud der Bereich ist, der die größtmöglichen positiven Auswirkungen hat. Es gibt jedoch eine Reihe anderer Technologien, die Unternehmen dabei helfen, Nachhaltigkeit erfolgreich umzusetzen.
Beim Einkauf achten inzwischen viele Unternehmen mehr und mehr auf eine saubere CO2-Bilanz ihrer Lieferanten. Große Unternehmen müssen inzwischen einen Rechenschaftsbericht über ihren CO2-Fußabdruck ablegen. Die Kosten der Dienstleistung sind damit direkt mit den zu kompensierenden Emissionen verbunden. Auf jedes Angebot folgt eine Art Nachhaltigkeitssteuer. Je nachhaltiger ein Unternehmen wirtschaftet, desto günstiger kann es seine Produkte herstellen und am Markt verkaufen. Hier schließt sich der Kreis zwischen Nachhaltgeit und Digitaler Transformation, denn die Digitalisierung macht diese Transparenz erst möglich. Das erfordert allerdings, dass die Daten, die zur Erfassung der CO2-Bilanz notwendig sind, frei fließen – und über verschiedene Systeme und Clouds hinweg integriert werden.
Um Nachhaltigkeit zu fördern, können Unternehmen in einem ersten Schritt einen Verhaltenskodex für Lieferanten definieren, der sich stark auf Nachhaltigkeit konzentriert. Sie können anhand ihrer Ausgaben analysieren, wie viele Kilogramm oder Tonnen CO2 Einkäufe von Strom, Dienstleistungen aller Art, Produkte oder Marketingmaterial verursachen. Grundlegende Daten liegen im Unternehmen vor, sie müssten nur noch angereichert werden.
Nachhaltigkeit ist somit keine Diskussion über altruistische Projekte, die die finanzielle Leistung beeinträchtigen, sondern eine Diskussion über den effizienten Einsatz der richtigen Werkzeuge und Ressourcen. Fast alle befragten Unternehmen sagen, dass die Nachhaltigkeitsnachweise eines Unternehmens für ihre Kaufentscheidungen wesentlich oder wichtig sind (97 Prozent). Eine Mehrheit glaubt, dass sie ohne eine klare Nachhaltigkeitsstrategie Investoren verlieren werden (87 Prozent). Eine ähnliche Mehrheit denkt das Gleiche über den Verlust von Mitarbeitenden (84 Prozent). Wer sich nicht nachhaltig(er) aufstellt, muss also mit indirekten Einbußen rechnen.
Fakt ist: Der Nutzen von Technologie kann gleichzeitig wirtschaftlich, sozial und ökologisch sein. Und da laut der Studie mehr als zwei Drittel der Unternehmen (69 Prozent) weitere Ressourcen aus anderen Bereichen in ihre digitalen Transformationsbemühungen umleiten wollen, sollten sie beim Transformieren die Nachhaltigkeit gleich mitdenken.
Die Lösung ist ein komplexes Unterfangen. Datenströme in den unterschiedlichsten Datenformaten müssen über Clouds hinweg verbunden werden. Die einflussreichsten Technologien sind Cloud, Datenintegration und Edge Computing. Es braucht Konnektoren, die für den reibungslosen Fluss sorgen. Doch der Zusammenhang zwischen Investitionen in die Digitale Transformation und Nachhaltigkeitsleistungen liegt auf der Hand. Wenn Unternehmen Wege finden, die Lücke zwischen den ökonomischen und den ökologischen Zielen zu schließen, können sie mehr aus ihren Investitionen machen und wichtige Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit erzielen. Digitale Cloud-Lösungen können bei der Entscheidungsfindung und Operationalisierung von Nachhaltigkeitsinitiativen helfen, Anreize zu schaffen, und Erfolge zu tracken.
Stefan Sigg, Chief Product Officer, Software AG