Ein Punkt, wenn nicht gar der entscheidende, beim Thema Funk im smarten Gebäude ist die Vorarbeit, die geleistet werden muss, bevor es überhaupt an den Einbau der Technologie geht: So sind Funkabdeckung und -planung laut IGT-Leiter Michael Krödel elementare Voraussetzungen für den späteren störungsfreien Betrieb. „Leider wird diesem Aspekt nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet und man schiebt die ‚Schuld‘ der Funktechnologie in die Schuhe – statt den Fehler in einer vernachlässigten Funkabdeckungsplanung zu verorten“, gibt Krödel zu bedenken. Die wesentliche Herausforderung sei demnach die Kompetenz, mögliche Reichweiten abzuschätzen. Das heißt in Bezug auf den Grundrissplan, die Bausauführung und mögliche Möblierungen abzuschätzen, welche sicheren Übertragungsreichweiten möglich sind. „Das ist kein Hexenwerk und das Know-how ergibt sich bereits nach ein paar wenigen Projekten“, so Krödel. Dazu sollte man sich für die verwendete Funktechnologie mindestens einen Testsender und ein Empfangsmessgerät zulegen. Das sind üblicherweise günstige Geräte, mit denen man die Empfangsstärke überprüfen kann. Als nächstes sollte man in der Lage sein, funkbasierte Technologien mit anderen Technologien zu koppeln (zum Beispiel KNX, DALI etc.). „Funkbasierte Technologien sind gut und wir setzen kaum Projekte um, in denen keine einzige funkbasierte Komponente zum Einsatz kommt. Aber Projekte, in den alles funkbasiert erfolgt, sind auch wieder selten“, ergänzt IGT-Leiter Krödel.
Auch Ewald Kern von ENQT sieht in der Messtechnik ein entscheidendes Werkzeug für die Planung und Umsetzung von entsprechenden Projekten. „Aktuell besteht für fast alle Gebäude ein Informationsdefizit, das heißt es ist schlicht unbekannt, wie welche Funktechnologie im Gebäude wie funktioniert“, führt der Messtechnikanbieter weiter aus. „Außerdem fehlen leider auch Informationen zu den im Außenbereich anliegenden Netzen.“ Hier kämen Messtechnik-anbieter wie ENQT ins Spiel. Generell sollte Kerns Meinung nach stets eine gute Datenbasis vorhanden sein. Dabei müssen zum einen Daten zu den verfügbaren Funknetzen vorliegen, zum anderen Daten zur Bauplanung. „Idealerweise wird hier komplett digital gearbeitet, das heißt auf Basis von 3D-Modellen der Gebäude (BIM). Unsere Empfehlung ist außerdem immer die zukünftige Nutzung im Blick zu behalten, so ist ein Wohnbau sicher anders zu bewerten als ein Industriegebäude“, fügt Kern an. Im Planungsprozess sollte die Funkplanung dann früh mit eingebunden werden. Je früher, desto besser. Es gelte, die relevanten Partner zeitig zu identifizieren und einzubinden. Klassischerweise handelt es sich hierbei vor allem um die Mobilfunknetzbetreiber, aber auch um Energieversorger und Behörden sowie Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). In der Realisierung sei es laut Kern zudem wichtig, vorher erfolgte Simulationen und Planungen immer wieder durch Messungen vor Ort zu validieren. „Fast alle verfügbaren Funknetze und -technologien unterliegen einen stetigen und rasanten Wandel, der besonders bei Bauprojekten, die lange laufen, berücksichtig werden muss.“ Von Vorteil sei es laut Kern auch, bereits möglichst viel in der Planung zu berücksichtigen und zum Beispiel zusätzliche Kabelkanäle schon im Vorfeld einzuziehen, um teure Nachrüstungen zu vermeiden.
Auch mit Blick auf den Mobilfunk steht die Funktauglichkeit bei der Gebäudeplanung häufig noch nicht als fester Punkt im Lastenheft. Das sollte sich rasch ändern, geht es nach Marcus Giehrl, Practice Director – Innovations and Smart Technologies bei NTT in Deutschland. „Bei der Planung müssen von vorneherein sowohl die Anforderungen an die Funkabdeckung als auch die Anbindung und Verkabelung von Access Points und Mobilfunkantennen berücksichtigt werden.“ Für die volle Leistungsentfaltung von Hochgeschwindigkeits-Funknetzen wie 5G seien Glasfaserverbindungen bis zur Radio Unit eine wichtige Voraussetzung. Auch die Funkwellenausbreitung (RF-Design) gehöre als ein fester Bestandteil zur Immobilienplanung, denn sie sei wichtig dafür, dass das öffentliche Mobilfunknetz Gebäude möglichst leicht durchdringen und so eine hohe Empfangsqualität sicherstellen könne.
Bislang wird bei der architektonischen Gestaltung eines Gebäudes die Vernetzung lediglich als zusätzliches, technisches Gewerk begriffen, das Gebäude selbst aber nicht als integraler Teil einer aktiven Funkinfrastruktur gesehen. Es gibt jedoch eine Reihe innovativer Ansätze, die das ändern. Ein gutes Beispiel dafür sind 5G-kompatible, in die Fenster integrierte Antennen, sogenannte „Glass Antennas“. Sie können 5G-Funkwellen sowohl senden als auch empfangen und machen separate Funkstationen zumindest teilweise überflüssig. Die Massenproduktion läuft gerade an. Daraus ergeben sich faszinierende Einsatzgebiete, beispielsweise für die Funkversorgung von Arbeitsplätzen oder die Bereitstellung öffentlicher Dienste. Gebäude werden damit selbst zu einem Teil der digitalen Infrastruktur einer Smart City. Wer heute den Bau oder Umbau eines Gebäudes plant, kann mit dem Einbau von Glasantennen einen wichtigen Schritt in die digitale Zukunft machen.