Auch bei Celonis arbeitet man an dem Thema. Das Münchner Unternehmen ist Process-Mining-Marktführer und wurde Anfang Juni vom Unicorn zum Decacorn hochgestuft. Celonis hat bereits etliche Prozesskonnektoren im Portfolio: „Um mithilfe von Process Mining Daten aus den ERP-Systemen in Echtzeit zu extrahieren und zu transformieren, bietet Celonis mehr als 85 vordefinierte Prozesskonnektoren für mehr als 35 unterschiedliche ERP-Systeme an“, so Gunther Rameseder, SVP Solution Engineering bei Celonis. Findet sich kein passender Konnektor, könne über eine flexible Schnittstelle eine Anbindung ermöglicht werden.
Grundsätzlich gehen die Autoren des Bitkom-Whitepapers davon aus, dass ERP-Systeme künftig „Standardanwendungen von Process Mining flächendeckend vorweisen werden“. Eigenständige Process-Mining-Werkzeuge seien daher wohl lediglich als temporäre Erscheinung zu sehen. Bis es allerdings zu dieser flächendeckenden Integration in ERP-Systemen kommen wird, ist Geduld angebracht: „Das wird einige Jahre dauern, da sowohl technische als auch methodische Hürden überwunden werden müssen“, so Sontow. „Technische Hürden adressieren die Modifikationen des Datenmodells und damit der ERP-Software, die bei vielen ERP-Systemen notwendig sind, um Process Mining innerhalb der ERP-Software unterstützen zu können.
Ein konzeptionelles Problem des Process Mining stellen divergente beziehungsweise konvergente Objektbezüge dar, zum Beispiel wenn sich aus einem Kundenauftrag mehrere Fertigungsaufträge ergeben.“ Dies sei ein Fall von Divergenz, in dem sich keine eindeutige Prozess-ID ermitteln lässt, gibt Sontow zu bedenken. Ein solches Szenario komme in der Praxis durchaus häufig vor, aber die derzeit verbreiteten Algorithmen des Process Mining könnten dieses Phänomen bislang noch nicht bedienen, so Sontow weiter. Doch erste ERP-Anbieter können ihren Kunden bereits Process-Mining-Funktionen ermöglichen oder in Aussicht stellen.