Die Grundlage für den Einsatz von Process-Mining-Technologien hat der ERP-Hersteller Asseco Solutions mit der neuesten Version von „AP Plus” geschaffen. Im Kurzinterview mit funkschau gibt Patrick Mathis Einblick in mögliche Anwendungsszenarien und Ausblick, wo künftig noch technische Hürden zu überwinden sind.
funkschau: „Asseco AP Plus 7.1” wird als „Process Mining Ready” tituliert – was ist darunter zu verstehen?
Patrick Mathis: Die zentrale Voraussetzung für ein funktionierendes Process Mining ist eine solide Datenbasis, in der alle relevanten Prozessschritte mit ID, Aktivitätstyp und Zeitstempel festgehalten sind. Denn nur Informationen, die in einer für Prozess Mining tauglichen Form vorliegen, können zu dem gewünschten Ergebnis führen. Mit AP Plus 7.1 bieten wir eine Konfigurationsmöglichkeit, mit der sich eine solche Datenbasis in einer sehr hohen Qualität liefern und für Process Mining zur Verfügung stellen lässt.
funkschau: Wo lagen die technischen Schwierigkeiten, ERP und Process Mining zusammenzubringen?
Mathis: Eine zentrale Herausforderung ist sicherlich, die richtigen Informationen in ausreichender Qualität bereitzustellen. Es ist nicht zielführend, einfach alles zu protokollieren, denn darunter leiden Performance und Speicherkapazitäten. Durch unsere freie Konfigurierbarkeit und die Auslagerung in eine externe Datenbank bieten wir Kunden eine Möglichkeit, die Protokollierung sehr zielgerichtet und optimiert aufzusetzen. Darauf kommt es an. Denn je höher die Protokollqualität, desto aussagekräftiger und schlüssiger das Gesamtbild.
funkschau: Können Sie Beispiele zu konkreten Einsatzfeldern von Process Mining geben?
Mathis: Gerne. Generell gesprochen liegt der Vorteil darin, Prozesse zu analysieren und Schwachstellen aufzudecken. Das kann zum Beispiel ein unnötiger Schritt in einer Bestellung sein, durch den Arbeitszeit verloren geht. Ein solcher Prozess kann dann mithilfe von KI optimiert und automatisiert werden. Auch lassen sich Prozesslücken aufdecken – etwa, falls Mitarbeiter einen wichtigen Prüfschritt umgehen, um den Vorgang zu beschleunigen, damit jedoch ein Sicherheitsrisiko schaffen. Sie sehen also, die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und hängen immer von der konkreten Unternehmenssituation ab.
funkschau: Bis ERP-Systeme Standardanwendungen von Process Mining flächendeckend vorweisen können, wird es noch etwas dauern. Woran hapert es denn noch?
Mathis: Eine der größten Hürden könnte aus meiner Sicht der technologische Aufbau der Systeme selbst darstellen. Für ein solides Process Mining müssen Informationen an beliebigen Stellen im System protokolliert werden können. Wer dazu nicht in der Lage ist, muss nacharbeiten. Was die Zukunft betrifft, so ist Process Mining aus unserer Sicht nicht das eigentliche Ziel, sondern vielmehr der erste Schritt, Prozesse künftig durch KI direkt zu optimieren. So können Mitarbeiter entlastet werden, um sich mit größtmöglicher Sorgfalt um Sonderfälle und Ausnahmen zu kümmern.