Digitale industrielle Weiterbildung

Sparringspartner für den Denkmuskel

1. Juni 2021, 7:34 Uhr | Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Mission: schlummerndes (Industrie-)Wissen zugänglich machen

Aaron Overmeyer, Ind.academy
Aaron Overmeyer: "Wir glauben, dass die Weiterbildung digitaler und kooperativer wird. In Zukunft wird unternehmensübergreifendes und kooperatives Lernen in Form von Ökosystemen relevant." Overmeyer ist Mitgründer und Geschäftsführer der E-Learning-Plattform Ind.academy, einer Tocher des Company Builders Mantro. Seit Juli 2020 ist das Münchner Start-up mit dem ersten Prototyp seiner Plattform im Live-Betrieb und verzeichnet seitdem einen steten Anstieg der Nutzerzahlen. Sieben Partner sind als Content Partner mit an Bord (Stand März 2021), darunter Phoenix Contact, Teutloff und das Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik e. V. (BFE). Mit weiteren ist man im Gespräch.
© Ind.academy

Wie am Beispiel der Lithium-Ionen-Batterien zu erkennen, hat sich Ind.academy mit seinen vermittelten Lerninnhalten besonders den industriellen Themen verschrieben. "Bei einer Marktanalyse haben wir festgestellt, dass es im Bereich Soft Skills schon sehr viele Lösungen gibt, gerade auch Leadership Trainings, aber besonders im Bereich technisches Know-how nur Insellösungen existieren", erklärt der CEO. Die inhaltliche Expertise holt sich das Start-up in Form von Partnern wie dem TÜV Süd, Dekra, Phoenix Contact oder der Sick AG auf die Plattform. Da sich der Marktplatz derzeit noch im Aufbau befindet, ist man offen für weitere Content Partner, sprich Experten. Die Liste der bisherigen Partner macht deutlich, dass hier bei der Partnerwahl ganz genau hingeschaut wird. "Und für den Kunden, der von der anderen Seite kommt, entsteht der Vorteil, dass er Zugang zu technologischem Know-how von verschiedenen Anbietern hat“, sagt Overmeyer. Und er führt weiter aus: „Wir glauben, dass die industrielle Weiterbildung aus der Industrie gestaltet werden kann. Denn in den Unternehmen schlummert so viel Wissen – und immer mehr sind bereit, dieses auch zu teilen."

Das war nicht immer so, weiß der Start-up-Gründer zu berichten. So seien Unternehmen immer noch sehr vorsichtig in der Offenlegung ihrer Kernkompetenzen – nicht ganz unbegründet wohlgemerkt. Stecke doch in vielen Köpfen noch die Angst, dass Geschäftsmodelle kopiert werden könnten, sobald man sein Know-how preisgibt. "Aber ich glaube auch", sagt Aaron Overmeyer, "dass viele Unternehmen mittlerweile zu dem Ansatz kommen, dass man – wenn man sein Wissen teilt – auch andere die Bereitschaft entwickeln zu teilen. So profitieren am Ende alle."

Ein weiterer spannender Aspekt sei zudem, dass ein Kunde – also jemand, der Wissen braucht und sucht – gleichzeitig auch zum Anbieter werden könne. Die Übergänge sind hier sozusagen – vor dem Hintergrund einer vernetzten Wissensplattform – fließend. So werde laut Overmeyer, die Weiterbildung digitaler und kooperativer. "In Zukunft wird unternehmensübergreifendes und kooperatives Lernen in Form von Ökosystemen relevant“, ist er überzeugt. „Deswegen glauben wir, dass so ein Marktplatz- beziehungsweise im nächsten Schritt Ökosystemansatz sehr interessant ist. Weil sich die gesamte Arbeitswelt dahin entwickeln wird: Wettbewerbsvorteile genieren durch Zusammenarbeit." Das zeige sich bereits an der Muttergesellschaft von Ind.academy, dem Company Builder Mantro. 2005 gegründet, habe sich das Unternehmen vom Software-Entwickler zur Start-up-Schmiede transformiert. 23 Ventures, darunter Ind.academy in Zusammenarbeit mit Phoenix Contact gegründet, vereint man mittlerweile unter einem Dach. "Das ist quasi wie ein eigenes Ökosystem – wir haben viele Start-ups unter einem Dach, die natürlich davon profitieren, dass sie Wissen austauschen", sagt Overmeyer.

Wichtig sei in dem Zusammenhang vor allem, dass man den Unternehmen die für sie wirklich relevanten Sachverhalte vermittele. Weg vom "Katalogdenken", hin zum bedarfsorientierten Ansatz. Dabei habe sich gezeigt, dass der Wille nach Wissensaufnahme nicht an den Arbeitgeber gebunden ist: "Eigentlich haben wir ind.academy als B2B-Plattform begonnen", erläutert Overmeyer, "mussten aber nach einiger Zeit die ABGs anpassen, um auch eine B2C-Ausrichtung anbieten zu können." Denn viele Leute kommen auch von außerhalb des Unternehmens zur Plattform, und sich privat fortzubilden.

Der Plattform-Gründer hofft damit, dem Fachkräftemangel etwas entgegensetzen zu können. "Auch glauben wir, dass man mit digitaler Weiterbildung viel spezifischer und gezielter weiterbilden kann“, sagt der Ind.academy-Geschäftsführer. Früher habe ein Abschluss im Leben gereicht. Heute müsse man viel schneller am Puls der Zeit sein und sich auf neue Anforderungen einstellen können. „Das Zauberwort heutzutage lautet ‚kontinuierliches Lernen‘. Man geht ja auch nicht ins Fitnessstudio, um einmal im Jahr Muskeln aufzubauen."

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