funkschau: Ob WLAN, Access-Points, Controller-basiert oder Hosted. Welche WLAN-Lösung favorisieren Sie und warum?
Andreas Zießnitz, Product Manager WLAN bei AVM: Mit Blick auf unseren Zielmarkt im SOHO-Umfeld stellt AVM ausschließlich WLAN-Access-Points (APs) her. Für eine möglichst einfache Installation ist das „Modem“ für den einfachen Anschluss an das jeweilige Übertragungsmedium (DSL, Kabel, LTE) bereits fest integriert. Die Integration von USB-Schnittstellen direkt in den AP gestattet u.a. die energieeffiziente Einbindung weiter Medien wie z.B. 3G-Modems.
funkschau: WLAN ist ein so genanntes „Shared Medium“, was soviel bedeutet wie geteilte Bandbreite. Wie sieht es mit der Effizienz Ihrer favorisierten Lösung aus? Wie ist der Durchsatz oder die Priorisierung?
Zießnitz: Alle aktuellen FRITZ!Box-Modelle wählen automatisch den optimalen WLAN-Kanal. In unterschiedlichen Betriebssituationen wird kontinuierlich nicht nur die Aktivität benachbarter WLAN-APs in die Kanalwahl einbezogen. Per komplexer Spektralanalyse werden auch andere Störquellen wie Videobridges oder Mikrowellen mit berücksichtigt. Auch die Kanalbandbreite kann dynamisch angepasst werden.
funkschau: Stichwort Dichte: Inwiefern können Unternehmen mit Ihrer favorisierten Lösung auf eine explosionsartige Zunahme von WLAN-fähigen Endgeräten reagieren?
Zießnitz: Der Einsatz von intelligenten WLAN-Lösungen ermöglicht eine effektive Nutzung des zur Verfügung stehenden Spektrums. Das 5-Ghz-Band bietet fast überall noch freie Kapazitäten. Viele FRITZ!Box-Modelle gestatten dessen Nutzung. So kann z.B. die 7390 parallel zum 2.4-Ghz-Band das 5-Ghz-Band nutzen. Mechanismen wie das sog. „Co-existance“ für mehrere Netze nebeneinander sorgen im 11n-Standard für weitere Effizienzsteigerungen.
funkschau: Wie sind Ihre künftigen Lösungen konzeptionell ausgerichtet, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden?
Zießnitz: AVM-WLAN-Komponenten wie APs, Repeater und Clients werden zukünftig untereinander direkt kommunizieren. Dadurch wird z.B. der Austausch von Information zur lokalen Kanalbelegung ermöglicht und die Robustheit somit weiter erhöht. Alle Komponenten sollen Störer des eigenen WLAN-Netzes erkennen und diese Information an den AP übermitteln. Dem WLAN-AP wird so eine noch bessere Kanalwahl ermöglicht.
funkschau: Derzeit gibt es die 450 MBit/s-Lösungen. Werden Sie die 1 GB gleich angehen oder sind Zwischenschritte – wie 600 MBit/s – eingeplant? Welche Vorteile bzw. Nachteile ergeben sich daraus? Und: Gibt es andere Gründe, abgesehen vom Durchsatz, für diese Standards?
Zießnitz: Der momentane 11n-Standard gestattet als letzten definierten Technologie-Schritt die Erweiterung auf 4x4-MIMO, also vier von einander unabhängige parallele Datenströme. Die dadurch ermöglichten Datendurchsätze mit bis zu 600 MBit/s (brutto) erfordern neben den passenden WLAN-Controllern ebenfalls ein sehr leistungsfähiges Hostsystem. Erste Produkte werden wir wahrscheinlich Anfang 2012 auf dem Markt sehen.
funkschau: Schon 2012 könnten die ersten Geräte für den nächsten WLAN-Standard 802.11ac mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde auf den Markt kommen. Mit welchen Lösungen werden Sie auf diese Entwicklung reagieren? Wie sieht Ihre Roadmap für das kommende Jahr aus?
Zießnitz: Wir werden den Markt sehr aufmerksam beobachten. 11ac bietet durch seine, aus heutiger Sicht, sehr großen Bandbreiten ein hohes Potential z.B. für die anspruchsvolle Heimvernetzung. Für eine möglichst hohe Akzeptanz von neuen WLAN-Standards wie 11ac werden jedoch auch immer entsprechende weitere Komponenten wie WLAN-Clients etc. benötigt, die auch erschwinglich sind.
funkschau: Problematisch ist noch die Findung der Frequenzbänder für den nächsten WLAN-Standard 802.11ac. Aktuell scheint man auf die Verwendung des Bandes von 5 Gigahertz zuzusteuern. Ob es einen Standard geben wird, auch 2,4-GHz-Geräte über einen 802.11ac-Router ins selbe Netz zu bekommen, ist noch nicht bekannt. Inwiefern beziehen Sie diese Tatsache in Ihre Roadmap ein?
Zießnitz: Das 2.4-Ghz-Band wird heute sehr dominierend für die WLAN-Kommunikation eingesetzt. Mit der DBDC-Technologie (Dual-Band-Dual-Concurrent) in der 7390 integriert AVM schon heute zwei Funkbänder sehr kompakt in nur einem Gehäuse. Auch in Zukunft wird es zumindest für den SOHO-Bereich kaum Akzeptanz für Lösungen geben, die nicht auch dieses populäre Band zumindest mit abdecken.