funkschau: Ob WLAN, Access-Points, Controller-basiert oder Hosted. Welche WLAN-Lösung favorisieren Sie und warum?
Flemming Harvad, Director Partner Development & Technical Alliances EMEA, Meru Networks: Meru Networks bietet eine Wi-Fi-zertifizierte, drahtlose LAN–Lösung, die Access Points (APs), Controller sowie eine Management-Plattform umfasst. Die Architektur ist flexibel und skalierbar gestaltet. Sie kann, aber muss nicht zwingend gehostet werden. Im Vergleich zu einer ausschließlich gehosteten Lösung ist die Appliance von Meru Networks zuverlässiger und robuster. Der Großteil der Meru Networks-Kunden sieht ein drahtloses Netzwerk als unternehmenskritische Infrastruktur, die in der Lage ist, die wichtigsten Anforderungen voll zu unterstützen. Dabei wünschen sie sich eine Infrastruktur, die der vollen Kontrolle durch die IT-Abteilung untersteht.
Meru Networks ist der einzige Hersteller am Markt, der eine virtualisierte WLAN-Lösung anbietet. Die WLAN-Virtualisierung lässt sich dabei mit der Virtualisierung in Rechenzentren vergleichen: Ressourcen werden zusammengefasst, aufgeteilt und optimiert. Meru nennt diese Optimierung Virtual Cell™, also „virtuelle Funkzelle“. Dazu stellt der Meru Controller jedem Endgerät eine individuell angepasste Bandbreite, Security-Maßnahmen und Quality of Service (QoS) zur Verfügung. Dieses Prinzip bezeichnet Meru Networks als Virtual Port: Der Client erhält, wie bei einem Switch, seinen eigenen Port und seine eigene Geschwindigkeit, ist aber mobil einsetzbar. Die Access Points stellen optimierte Ressourcen zur Verfügung, während der Controller die Air Traffic Control und Airtime Fairness™ sicherstellt. Daher sind diese beiden Komponenten essenzielle Bestandteile der Meru Networks-Lösung.
Anders als ältere und technisch überholte WLAN-Lösungen stellen die intelligenten Access Points und der Controller von Meru einen kompletten Überblick bezüglich der verfügbaren Funk-Ressourcen, die im Netzwerk vorhanden sind, bereit. Auf dieser Basis weisen die Controller den AP zu, der den Client Traffic am besten bewältigen kann. Die Endgeräte selbst treffen also keine Roaming-Entscheidungen. Stattdessen verbindet sich der Client mit demjenigen virtualisierten Access Point/Port, der sich am besten für die Anforderungen des Endgerätes eignet.
So wie die Flugverkehrskontrolle am Flughafen den Luftverkehr regelt, so organisieren die Meru Controller den Funkverkehr im Netzwerk. Die intelligente Lösung vergibt jederzeit den am besten geeigneten AP an das jeweilige Endgerät, wodurch ein störungsfreies Roaming und eine hohe Netzwerk-Performance gewährleistet sind. Stärkere Clients erhalten keine Bevorteilung auf Kosten anderer Endgeräte, was andernfalls zu einer negativen Übertragungsleistung oder gar zu Ausfällen von APs und Controllern führen könnte.
funkschau: WLAN ist ein so genanntes „Shared Medium“, was soviel bedeutet wie geteilte Bandbreite. Wie sieht es mit der Effizienz Ihrer favorisierten Lösung aus? Wie ist der Durchsatz oder die Priorisierung?
Harvad: Obwohl ein drahtloses Netzwerk ein „geteiltes“ Medium ist, stellt Meru Networks eine Switch-ähnliche Leistung sicher. Die netzwerk-gesteuerten Lösungen optimieren die vorhandenen RF-Ressourcen und nutzen unternehmensweit nur einen Kanal. Diese Vorgehensweise minimiert das Risiko von Co-Channel-Interferenzen und beseitigt die Notwendigkeit kostspieliger und zeitaufwändiger Channel-Planung.
Meru legt besonders viel Wert auf die Netzwerkverfügbarkeit. Jedes Endgerät bekommt die entsprechenden Ressourcen zur richtigen Zeit. Gleichzeitig berücksichtigt die Priorisierung zeitkritische Anwendungen.
Mit Management-Tools wie E(z)RF und SAM (Service Assurance Manager) erhält das Unternehmen einen Überblick über das gesamte Netzwerk inklusive der Endgeräte. Netzwerkmanagement-Kosten und damit auch die TCO (Total Cost of Ownership) können deutlich reduziert werden.
E(z)RF ermöglicht es dem IT-Management im Detail nachzuvollziehen, was im WLAN-Netzwerk passiert ist. Auf diese Weise unterstützt es das IT-Personal, Probleme innerhalb kurzer Zeit zu identifizieren und zu lösen.
SAM hilft bei der proaktiven Überwachung von Applikationen, ohne dass während der Testphase Clients im Netzwerk aktiv sein müssen. Stattdessen erstellt der IT-Mitarbeiter ein virtuelles Endgerät auf einem beliebigen AP, der währenddessen die angebundenen, realen Clients weiter bedient. Der virtuelle „Helfer“ verbindet sich mit allen benachbarten Zugangspunkten und sammelt verschiedene Daten wie z.B. RSSI, Verzögerung und Durchsatz, die bei der Definition einer Netzwerk-Baseline helfen. Falls Werte von der Baseline abweichen, kann dies für das IT-Personal ein Hinweis auf Fehler sein. Mit SAM können die Mitarbeiter zeitnah auf Probleme reagieren, oder sogar entstehende Komplikationen beheben, bevor die Auswirkungen für die Anwender spürbar werden.
funkschau: Stichwort Dichte: Inwiefern können Unternehmen mit Ihrer favorisierten Lösung auf eine explosionsartige Zunahme von WLAN-fähigen Endgeräten reagieren?
Harvad: Die WLAN-Lösung von Meru Networks ist bestens für Umgebungen mit hoher Client-Dichte geeignet. Meru war der erste Hersteller, der den WLAN 500-Test erfolgreich bestanden hat. Dazu wurde eine Testumgebung mit 500 WLAN-Clients auf rund 50 Quadratmetern Fläche aufgebaut. Hier kamen sowohl Notebooks, iPads und iPhones, als auch wie WLAN-Telefone von Ascom zum Einsatz. Video, Sprache und Daten könnten dank der hohen Kapazität problemlos übertragen werden. Konkurrierende WLAN-Hersteller konnten bis jetzt noch keine vergleichbaren Ergebnisse erzielen.
Bei traditionellen WLAN-Installationen sind Veränderungen im Netzwerk auf Grund von Co-Channel-Interferenzen und komplizierten Kanal-Planungen häufig mit viel Aufwand und Kosten verbunden. Die Meru-Lösung wird allerdings unternehmensweit auf nur einem Kanal installiert. Sollten weitere Kapazitäten erforderlich sein, wird auf einem anderen verfügbaren Kanal eine neue Kanalebene hinzugefügt. Dieses Verfahren nennt sich „Channel Layering“. Durch diese Art der „Kanalschichtung“ bietet Meru eine industrieweit einzigartige Flexibilität. Andere Hersteller von WLAN-Lösungen nutzen die Channel zur Abdeckung und können daher Interferenzen nicht vermeiden.
Mit der starken, zahlenmäßigen Zunahme an Endgeräten steigen ebenfalls Installationsaufwand und -komplexität. Denn jeder Client verhält sich anders in Bezug auf Verbindungsaufbau, Handovers und Übertragungsgeschwindigkeiten. Das kann den IT-Leiter in ein regelrechtes „WLAN-Chaos“ stürzen und dazu führen, dass das drahtlose Netzwerk für Nutzer unberechenbar wird. Im Rahmen einer mit Meru-Lösungen eingerichteten WLAN-Infrastruktur verwaltet das Netzwerk die Clients. Dabei bleibt das Nutzungserlebnis der User gleich, unabhängig von Anzahl oder Vielfalt der Client-Geräte.
funkschau: Wie sind Ihre künftigen Lösungen konzeptionell ausgerichtet, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden?
Harvad: Wie Industrie- und Marktdaten zeigen, wächst die Anzahl von WLAN-fähigen Endgeräten in einem rasanten Tempo. Um diese hohe Dichte adäquat handhaben zu können und die Kapazität eines WLAN-Netzwerks zu erhöhen, besteht die einfachste Möglichkeit darin, mehr Funkempfänger einzusetzen sowie die Bandbreite pro Empfänger zu erhöhen.
Als alleinige Maßnahme eine Erhöhung der Bandbreite mittels Three-Stream-Technologie durchzusetzen, ist nicht sinnvoll, da die meisten Endgeräte dazu noch nicht fähig sind. Ebenso schaffen angesichts der zukünftigen Three-Stream-Bandbreitenanforderungen auch zusätzliche Funkempfänger keine Abhilfe.
Vor kurzem hat Meru Networks hat den neuen AP400 Mobile Edge Access Point vorgestellt. Dabei handelt es sich um die industrieweit erste 802.11n Quad-Radio-Plattform. Basierend auf einer neuartigen Hardware-Architektur, ermöglicht der AP400 Unternehmen einen unkomplizierten und schnellen Umstieg von einer drahtgebundenen Ethernet Switch-Architektur zum Mobile Edge.
Der AP400 Mobile Edge AP erreicht mit Hilfe der patentierten WLAN-Technologie von Meru Networks Datenübertragungsraten von bis zu 1,8 Gbit/s. Daher eignet er sich besonders für den Zugriff auf High Definition (HD)-Videos, Wireless VoIP und weitere Multimedia-Applikationen. Ähnlich wie bei drahtgebundenen Switches erfolgt die Konfiguration des AP400 über eine Software, die den IT-Verantwortlichen verschiedene Multifunktions-Tools zur Verfügung stellt. Mit deren Hilfe lässt sich das drahtlose Mobile Edge-Netzwerk unkompliziert implementieren, sichern und verwalten. Die neue Plattform ist speziell für Unternehmen konzipiert, die eine sehr hohe Leistung und Mobilität benötigen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der AP im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden kann.
funkschau: Derzeit gibt es die 450 MBit/s-Lösungen. Werden Sie die 1 GB gleich angehen oder sind Zwischenschritte – wie 600 MBit/s – eingeplant? Welche Vorteile bzw. Nachteile ergeben sich daraus? Und: Gibt es andere Gründe, abgesehen vom Durchsatz, für diese Standards?
Harvad: Meru Networks hat kürzlich einen neuen 3-Radio-Access Point angekündigt. Dieses Modell erreicht 450 Mbps pro Funkwelle. Zudem ist es skalierbar und lässt sich auf einen Quad-Radio-Durchsatz von bis zu 1,8 Gbit/s erweitern.
funkschau: Schon 2012 könnten die ersten Geräte für den nächsten WLAN-Standard 802.11ac mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde auf den Markt kommen. Mit welchen Lösungen werden Sie auf diese Entwicklung reagieren? Wie sieht Ihre Roadmap für das kommende Jahr aus?
Harvad: Meru Networks wird mit seinen Lösungen den Trends und der Nachfrage des Marktes begegnen können, besonders im Hinblick auf die 802.11ac-Technologie. Diese wird die Awareness für Wireless-Kapazitäten weiter vorantreiben; bedingt durch die Umstellung von 802.11abg auf 802.11n wird sich dieser Einfluss allerdings nicht sofort bemerkbar machen.
funkschau: Problematisch ist noch die Findung der Frequenzbänder für den nächsten WLAN-Standard 802.11ac. Aktuell scheint man auf die Verwendung des Bandes von 5 Gigahertz zuzusteuern. Ob es einen Standard geben wird, auch 2,4-GHz-Geräte über einen 802.11ac-Router ins selbe Netz zu bekommen, ist noch nicht bekannt. Inwiefern beziehen Sie diese Tatsache in Ihre Roadmap ein?
Harvad: Meru beobachtet permanent die technologischen Trends und Entwicklungen auf dem Markt und wird entsprechend der Anforderungen die passenden Lösungen entwickeln.