Tu Me – Echter Trendsetter oder zu kurz gegriffen?
Der Start von Tu Me von Telefonica ist ein Wendepunkt in der Entwicklung von Over-the-Top-Services (OTT). Während die einen Carrier bereits VoIP-Dienste wie Skype in ihren Netzen zulassen und andere sich zur RCS-e Initiative zusammen geschlossen haben, stellt Tu Me den ersten echten Schritt eines Mobilfunkanbieters in Richtung OTT-Markt dar. Man muss Telefonica hier zugute halten, dass die Bedeutung von OTT-Diensten für das Geschäft mit den Endkunden verstanden wurde. Allerdings mangelt es Tu Me an einigen wichtigen Funktionalitäten, als dass es tatsächlich den Markt verändern könnte. Das Hauptproblem ist die mangelnde Interoperabiltiät mit der herkömmlichen Telekommunikationswelt. Genau wie WhatsApp, Viber oder andere Dienste beschränkt TU Me seine App-Nutzer auf die Sprach- oder Text-Kommunikation mit anderen App-Nutzern. Wer die App nicht auf seinem Smartphone hat oder wenn das Gerät selbst die App gar nicht unterstützt, können nur die herkömmlichen Kommunikationswege genutzt werden.
Was sich auf den ersten Blick banal anhört, stellt sich bei genauerer Betrachtung als harter Kommunikationsbruch dar: Wenn zum Beispiel ein Jugendlicher seine Großmutter mittels einer App anruft, kann diese ihn im Gegenzug nicht einfach auf seiner App zurück rufen. Es wird einfach daran scheitern, dass es keine Verbindung zwischen der Telekommunikationswelt und den Internet-basiertenApps gibt. Das ist im Grunde der Geburtsfehler vieler aktueller Apps. Das Problem lässt sich jedoch durch die Zuweisung von Mobilfunknummern zur App lösen. OTT-Dienste wie Forfone oder Friendcaller sind hier Pioniere und bieten bereits volle Interoperabilität zwischen beiden Welten. Sie ermöglichen eine IP-basierte Sprach- und Textkommunikation und weisen dem App-Nutzer eine vollständige Mobilfunknummer zu. Damit können Anrufe getätigt und empfangen sowie Nachrichten auch mit denjenigen ausgetauscht werden, die diese App nicht verwenden.
All dies kann Tu Me nicht. Das Produkt unterstützt daher nur den Status Quo , der davon ausgeht, dass der Kommunikationsbruch zwischen Geräten, Plattformen und Providern in der OTT-Welt hinnehmbar ist. Tatsächlich werden aber Apps wie TU Me nur in Nischenmärkten überleben. Telefonica mag damit zumindest kurzfristig die Rolle des Trendsetters auf dem Markt zufallen. Langfristig gesehen werden durch so einen limitierten Ansatz die entscheidenden Chancen verspielt, die sich durch ein Zusammenbringen der Telekommunikations- und IP-Welten ergeben.