Digitalpionier IKEA
Vom Einrichtungsunternehmen zum zirkulären Omnichannel-Händler
Jeremy Drury verantwortet als Chief Digital Officer die digitale Transformation bei IKEA Deutschland. Besonders wichtig ist ihm dabei, die über 19.000 Mitarbeiter*innen von IKEA Deutschland in den Mittelpunkt der Digitalisierung zu stellen, wie er im Interview mit connect professional betont.
connect professional: Wie sieht Digitalisierung in Ihrem Unternehmen konkret aus?
Jeremy Drury: Schon vor der Pandemie hat IKEA die Transformation vom stationären Einrichtungsunternehmen zum zirkulären Omnichannel-Händler eingeleitet. Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten, um IKEA erreichbarer zu machen und das Einkaufserlebnis noch angenehmer zu gestalten – vom personalisierten Online-Shopping über Remote Beratung und KI-gestützter Raumplanung bis hin zum Self-Check-Out im Einrichtungshaus. Dabei hängt der Erfolg nicht nur von Innovationen und Technik ab, sondern maßgeblich davon, wie wir unsere Mitarbeitenden einbinden und weiterentwickeln. Ich bin überzeugt: Das Wichtigste auf dem Weg in eine digitale Zukunft ist nicht die Technologie, sondern das sind die Menschen dahinter.
connect professional: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei der Umsetzung Ihrer Digitalisierungsstrategie?
Drury: Ein wesentlicher Faktor ist die Veränderung des Mindsets in der gesamten Organisation – mit dem Ziel, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Digitalisierung unseren Arbeitsalltag vereinfacht und das Einkaufserlebnis verbessert. Während wir am richtigen Mindset arbeiten, müssen wir gleichzeitig sicherstellen, dass wir unsere gesetzten Ziele erreichen und die notwendige Infrastruktur schaffen, um neue Technologien einzuführen. Wir stehen also vor der Herausforderung, dass wir mit der Einführung neuer Systeme bereits eine Operation am offenen Herzen durchführen, während wir gleichzeitig noch die Kabel im OP-Saal austauschen.
connect professional: Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad Ihrer Branche ein?
Drury: In den vergangenen Jahren ist der Druck auf den Einzelhandel enorm gestiegen, sich digital aufzustellen. Einige Einzelhändler haben sich schnell an die neuen Kundenbedürfnisse angepasst, andere wurden davon überrascht. Konsumentinnen und Konsumenten erwarten heutzutage, dass Händler schneller auf Digitalisierungstrends reagieren und mehr digitale Services anbieten, die das Einkaufen noch einfacher machen, egal ob offline oder online. Dabei müssen sich Einzelhandelsunternehmen weiter auf eine lückenlose Systemintegration konzentrieren, um ein nahtloses Einkaufserlebnis über alle Kanäle zu schaffen.
connect professional: Welchen Einfluss hat die Digitalisierung Ihrer Meinung nach auf Ihre Branche?
Drury: Die Erwartungen an den Einzelhandel verändern sich schnell und stetig. Die Digitalisierung erfordert eine hohe Anpassungsfähigkeit und große Investitionen in Technologie, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig sehe ich große Wachstumschancen: Digitale Kanäle ermöglichen eine breitere und persönlichere Kundenansprache, was das Marktpotenzial erhöht. Zudem schaffen neue, digitale Services ein bequemeres Einkaufserlebnis, sowohl online als auch im stationären Handel. Nicht zuletzt profitieren Lagerverwaltung und Lieferketten von Automatisierung, was die Effizienz steigert.
connect professional: Gibt es eine Technologie oder Digitalstrategie am Markt, die Sie persönlich beeindruckt und/oder inspiriert?
Drury: Natürlich wäre kein Gespräch über Technologie komplett, ohne auf generative KI einzugehen, was definitiv inspirierend ist und viele neue Möglichkeiten bietet. Für mich stechen aber vor allem RFID-Tags und die Unternehmen heraus, die sich bereits für eine Einführung entschieden haben. Die Technologie vereinfacht viele Prozesse, sobald sie in der gesamten Wertschöpfungskette implementiert ist – von der Inventur bis zum Check-out der Kund*innen. Die Umstellung auf RFID-Tags erfordert ein systematisches Umdenken aller internen Abläufe und bildet die Grundlage für die Zukunft, wenn sie denn einmal richtig umgesetzt ist.
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