Cloud-Computing

Wahlfreiheit hier – Monopolstellung dort?

1. März 2022, 9:49 Uhr | Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Dunkle Wolken am Horizont?

Doch grundsätzlich, das zeigt die IBM-Studie, fordern Unternehmen Flexibilität. Allerdings ist es mitunter gar nicht so einfach, den Cloud-Anbieter zu wechseln oder gar mehrere zu kombinieren. Stichwort: Vendor Lock-in. An das Licht einer breiteren Öffentlichkeit kam dieses Thema, als der deutsche Cloud-Anbieter Nextcloud Ende November 2021 beim Bundeskartellamt eine Überprüfung beantragt hatte. Dabei sollte es vor allem um die Frage gehen, ob Microsoft eine marktbeherrschende Stellung innehat. „Eine Monokultur von Cloud-Infrastrukturen, die eng mit Software as a Service von einzelnen Anbietern verknüpft sind, bietet kein Umfeld für nachhaltige Innovation und Wachstum der digitalen Wirtschaft in Europa“, sagt Francisco Mingorance, Generalsekretär bei Cispe, der Vereinigung von Cloud-Infrastruktur-Anbietern in Europa. Er fordert, dass das deutsche Bundeskartellamt im Rahmen der Nextcloud-Beschwerde „eine umfassendere Untersuchung aller Software-Praktiken von Microsoft einleiten und sich nicht nur auf Kollaborationssoftware beschränken“ solle. Mingorance vermutet dringenden Handlungsbedarf „gegen wettbewerbswidriges Verhalten, das den Nutzern von Cloud-Diensten sowie den Mitbewerbern von Microsoft schadet“. Dass im Rahmen einer Presseveranstaltung, bei der sowohl Vertreter von Cispe, Nextcloud, dem IT-Anwender-Bundesverband Voice sowie Experten aus dem rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Bereich teilnahmen, mehrfach der Begriff „Wild-West“ fiel, verdeutlicht abermals, wie kritisch die Anbieter dem Vorgehen des Redmonder Riesen gegenüberstehen.

Bestärkt wird der Vorstoß von einer im Oktober 2021 veröffentlichten Studie unter dem Titel „Cloud Infrastructure Services: An analysis of potentially anti-competitive practices“. Sie untersuchte, inwieweit unfaire Software-Lizenzbedingungen etablierter Unternehmen den Wettbewerb auf dem Markt für Cloud-Infrastrukturdienste in Europa verzerren. Demnach ließen sich Praktiken beobachten, mit denen einige dominante Anbieter ihre Kunden bei Unternehmens-, Produktivitäts- und Datenbank-Software auf ihre eigenen Cloud-Infrastrukturdienste lenken würden. Im Fokus der Studie standen prominente Namen wie Microsoft oder Oracle. So gehe es etwa um typische Lizenzbedingungen wie die künstliche Einschränkung der Portabilität von Daten, um die Nutzung konkurrierender Cloud-Infrastrukturen teurer oder unmöglich zu machen. Oder die Abschaffung von Bring-Your-Own-Licence-Verträgen (BYOL); durch diese würden Kunden gezwungen, für die Nutzung von Software, die sie bereits lizenziert haben, in einer konkurrierenden Cloud-Infrastruktur erneut zu zahlen. Die Erkenntnisse werden in der Studie als „vorläufig, aber informativ“ bezeichnet.

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