Nur auf einen Cloud-Anbieter setzen, alles aus einer Hand bekommen und sich der Gefahr des Vendor Lock-Ins aussetzen? Oder doch lieber mit einer Palette an Cloud-Anbietern arbeiten? Wie sich Unternehmen bei dieser Frage aktuell entscheiden – und welche Aspekte dabei wichtig sind.
Die Cloud ist in Unternehmen weltweit angekommen und gleichzeitig hat sich die entsprechende Service-Landschaft in jüngster Zeit verändert. Das zeigt eine weltweite Studie vom Herbst 2021, die vom IBM Institute for Business Value (IBV) in Zusammenarbeit mit Oxford Economics durchgeführt wurde. Befragt wurden 7.164 C-Level-Führungskräfte aus 29 Branchen und 44 Ländern. Die Studie bestätigt: Die Hybrid Cloud hat sich als IT-Architektur etabliert, Bedenken hinsichtlich Sicherheit, Compliance und Interoperabilität, aber auch der Anbieterbindung sind jedoch nach wie vor sehr präsent.
Grundsätzlich hat sich die Cloud-Landschaft hierzulande im Vergleich zu 2019 stark verändert: Vor zwei Jahren nutzten in Deutschland noch 28 Prozent der Unternehmen nur eine einzige private oder öffentliche Cloud (weltweit 29 Prozent); im Jahr 2021 waren es nurmehr nur noch zwei Prozent (weltweit drei Prozent). Nach der Anfangs- und Ausprobierphase hat sich damit die Tendenz zur gewünschten Wahlfreiheit in puncto Cloud verfestigt. „Mit der Adaption kommt die Erfahrung und damit die Erkenntnis, was man besser machen kann. Generell gilt, dass sich Unternehmen immer weniger von einzelnen Anbietern abhängig machen möchten“, so Marius Merkel, Manager IBM Technology Enterprise & Brand Sales for Strategic Accounts DACH, auf Nachfrage von funkschau. Mittlerweile sei bei den Unternehmen diese Cloud-Erfahrung vorhanden und man sei „flexibler im Umgang mit mehreren Anbietern, da man besser versteht, auf was man sich einlässt.“ Worauf sich jedoch viele Unternehmen nicht oder nicht mehr einlassen wollen, das ist eine Bindung an einen Cloud-Anbieter.
Diese Anbieterbindung sehen knapp 69 Prozent der Befragten weltweit als Hindernis für die Verbesserung der eigenen Business Performance in den meisten oder allen Bereichen ihrer Cloud-Infrastruktur. In Deutschland sind sogar 77 Prozent der Befragten dieser Meinung. Schließlich könne nicht jeder Cloud-Anbieter „immer alles anbieten und abbilden. Hier ist es verständlich, dass Kunden die Flexibilität benötigen und ,Cherry Picking‘ auf Basis der eigenen Bedürfnisse durchführen“, so Merkel weiter. „Wenn ich die Flexibilität nicht habe, dann schränke ich mich in vielem ein, zum Beispiel auch bei meiner Geschwindigkeit im Bereich Go-to-Market.“
Vorteile bei lediglich einem Cloud-Anbieter seien zwar durchaus vorhanden; Merkel nennt hier die geringere Zahl an benötigten Schnittstellen und die grundsätzlich geringere Komplexität, auch Verträge und erforderliche Abstimmungen seien in diesem Fall in der Regel überschaubarer. Doch das wiegt die Nachteile einer Anbieterbindung – wie die mangelnde Portabilität von Workloads – offenbar nicht auf. So gaben 77 Prozent der Befragten aus Deutschland an (79 Prozent weltweit), dass es für erfolgreiche digitale Initiativen wichtig oder äußerst wichtig sei, dass Workloads vollständig portabel sind und keine Anbieterbindung bestehe. Ein immer bedeutender werdendes Segment sind zudem spezialisierte Clouds. „Gerade Kunden in regulierten Branchen wie zum Beispiel im Finanzumfeld, der Gesundheitsbranche oder bei Behörden müssen bei der Nutzung der Cloud strenge regulatorische Vorschriften einhalten“, erläutert Merkel. „Daher versucht man, diese besonderen Anforderungen bereits in spezifischen Industrie-Clouds abzudecken.“ Er geht davon aus, dass diese Clouds künftig eine wachsende Nachfrage sehen werden.