Heute ist nicht sicher zu sagen, wie sich Quantencomputing im Detail gestalten und verbreiten wird. Entwicklungen verlaufen selten linear und selbst die besten Analytiker sind nicht in der Lage, mehr als ein paar Jahre im Voraus zu prognostizieren. Daraus sollten Unternehmen aber keinesfalls ableiten, erstmal auf feste, garantierte Aussagen warten zu wollen. Denn wer sich vorbereitet, kann frühe Vorteile schneller nutzen, und Unternehmen, die zu lange zögern, verpassen unter Umständen den Anschluss. Eines ist Fakt: Egal wie die Entwicklung in den Feinheiten aussieht, Quantencomputer werden die Art, wie wir mit Informationen umgehen, fundamental ändern. Das sollte ernstgenommen werden. Die Zeit zu handeln ist jetzt. Und wenn das Thema Quantencomputer von der Chefetage entsprechend priorisiert wird (siehe dazu Tipps oben), steht nichts im Wege, die Herausforderungen dieser fundamental neuen Technologie zu meistern und die sich darin offenbarenden Chancen zunutze zu machen.
Quantencomputing macht die Welt zu einer anderen – und am Ende soll es nicht heißen: Wer bei der Datenverschlüsselung zu spät kommt, den bestraft der Quantencomputer.
Olaf Riedel, Leiter Sektor Technologie, Medien und Telekommunikation bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz
3 wichtige Schritte für Entscheider
Um sich mit Quantencomputern und den Herausforderungen, die sie für ein Unternehmen darstellen, auseinanderzusetzen, sollten im ersten Schritt drei Punkte im Fokus stehen. Sie sind wichtig, um eine stabile Basis für weiter in die Zukunft reichende Planungen aufzubauen. Konkret braucht es folgende Schritte:
Überblick verschaffen: An erster Stelle steht eine umfassende Sicherheitsanalyse. Dazu sollten sich Unternehmen einen Überblick über ihre vertraulichen Kommunikationswege, Informationen und Daten verschaffen. Damit erhalten sie Klarheit, welche Elemente ihrer Systeme überhaupt abgesichert werden müssen. Für Daten und Informationen sollte erfasst werden, wo und wie diese aufbewahrt und auf welche Weise diese gegebenenfalls ergänzt oder verändert werden.
Datenschutz-Konzept entwerfen: An zweiter Stelle sollten Unternehmen ein zukunftsfähiges Datenschutz-Konzept ausarbeiten. Dieses ist entscheidend, um auf Basis alternativer, als quantensicher eingestufter Verfahren die Sicherheit der im ersten Schritt identifizierten Elemente zu ermöglichen. Wichtig ist dabei, eine realistische Planung aufzustellen, nach welchem Zeitplan und gegebenenfalls mit welchen organisatorischen Veränderungen Kommunikation und Aufbewahrung umgestellt werden sollen. Insbesondere ist zu beachten, wo Dritte (Gesellschafter, Vertragspartner, Berater, Prüfer) einzubinden sind, um die Verfahren synchron anzupassen.
Entwicklungen im Blick behalten: An dritter Stelle ist es für Unternehmen essenziell, alle Entwicklungen rund um das Thema Quantencomputer im Blick zu behalten. Sie sollten immer auf dem Laufenden bleiben und sich eng mit dem entstehenden Quantencomputing-Ökosystem von Entwicklern, Experten und Beratern vernetzen, um schnell reagieren zu können. Unternehmenslenker, die früh das nötige Know-how entwickeln und stetig weiter ausbauen, haben die besten Voraussetzungen, etwaige Chancen der Technologie langfristig auszunutzen. Dabei kann sicher nicht nur das Risiko, sondern insbesondere auch die Chance, die mit der Weiterentwicklung von Quantencomputing einhergeht, wirtschaftliche Vorteile bringen. Zum Beispiel für die Lösung komplexer Verteilungsprobleme oder die Optimierung komplexer Produktionsprozesse.