Lars, but not Least

Apples große Öko-Show

22. Oktober 2020, 15:02 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Nullnummer: 1+2 ist nicht 4!

Apple iPhone 12 Pro
Ein Kabel für zwei iPhones – ob diese Rechnung wirklich aufgeht?
© Apple

Hat also vielleicht im hochenergieeffizienten Ufo in Cupertino eine Art Läuterung stattgefunden? Eher unwahrscheinlich. Das erste deutliche Indiz dafür ist, dass auch das iPhone 12 wieder auf einen Lightning-Anschluss setzt. Um das Aufladen mit möglicherweise vorhandenen Ladegeräten zu ermöglichen, kommen die Geräte deshalb mit einem entsprechenden Adapterkabel daher. Damit liegt just in besagter Packung schon der erste große Widerspruch zum ökologischen Marketing-Bekenntnis begraben. Weiter geht es, wenn man sich das iPhone 12 genauer anschaut. Im Inneren ist der Akku erneut so verklebt, dass ein einfacher Austausch unmöglich wird. Lieber sollen sich die Kunden nach der typischen Lebensdauer von zwei Jahren ein neues Gerät kaufen, als den kostspieligen Batterietausch durchführen zu lassen. Und warum setzt Apple beim Gehäuse nicht auf recyceltes Aluminium, wie das etwa Google beim Pixel 5 macht? Die wahrscheinliche Antwort lautet: weil es mehr Geld kostet.

Überhaupt stellt sich die ganze Spar-Aktion aus Sicht des Geldes in einem völlig anderen Licht dar und der Umweltaspekt wird zum reinen Nebeneffekt. Tatsächlich profitiert vor allem Apple selbst von den fehlenden Teilen, und das sogar in mehrfacher Hinsicht. Während der Kunde dafür im Verhältnis der hardwarekosten zum Preis keinen Preisnachlass erhält, darf sich der Margenkönig Apple über eine noch größere Gewinnspanne freuen. Hinzu kommen noch die satten Gewinne, die mit den Einzelverkäufen der Kopfhörer und Ladegeräte erzielt werden. Immerhin kostet der Ladestecker an die 25 Euro, im Einkauf dürfte er laut den gängigen Reparaturportalen jedoch nicht viel mehr als einen Euro kosten.

Zudem muss man sich spätestens hier auch die Frage stellen, woher denn dann die Ladegeräte für das iPhone 12 kommen sollen. Apples Antwort darauf ist klar: vom Vorgänger, den die markentreuen Kunden damit ersetzen. Damit hat der Nutzer dann also zwei iPhones, jedoch fehlt in der Rechnung dann noch immer ein Ladegerät. Wenn er das alte iPhone verkaufen will, muss sich der Kunde also entscheiden, ob entweder der Käufer sich ein neues Ladegerät dafür besorgen soll, oder ob er sich selbst eines für sein iPhone 12 zulegt. Höchstwahrscheinlich wird also doch wieder ein Ladegerät angeschafft. Durch dessen einzelnen Transport und Verkauf wird die errechnete Umweltbilanz des iPhone 12 sicherlich erheblich verschlechtert. Ein Faktor, den Apple selbstverständlich nicht mit eingerechnet hat. Aber auch die andere Alternative, nämlich das alte iPhone zu entsorgen, trübt die Bilanz des Neugerätes deutlich ein – selbst wenn der Kunde das Altgerät im Rahmen des Trade-In-Programms an Apple zurückverkauft.

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