Die Commerzbank führte jüngst eine Befragung unter rund 2.000 Führungskräften des deutschen Mittelstands zu diesem Thema durch und kam dabei zu interessanten Ergebnissen: Grundsätzlich halten 81 Prozent der Befragten Big Data zur Zeit für ein zentrales Thema. Hier zeigt sich allerdings eine Kluft: Interne Daten werden viel häufiger genutzt als externe. So prüfen schon 67 Prozent der Befragten ihre finanzielle Lage, 55 Prozent die Auslastung ihrer Ressourcen, 54 Prozent ihre Lagerbestände und 48 Prozent analysieren die Absatzschwerpunkte (wie etwa Region oder Warengruppe). Weitaus weniger nutzen sie externe Daten, wie zum Beispiel allgemeine Informationen zu Kunden oder deren Einkaufsverhalten – und dies, obwohl diese Daten ein immenses Potenzial bereithalten. So können Unternehmer den direkten Einfluss zum Beispiel von Produktdesign auf den Verkauf beobachten.
Nur 50 Prozent der Unternehmen erheben bisher zum Beispiel Daten zur Kundenzufriedenheit und lediglich 41 Prozent der Unternehmen sammeln Daten zu Profilen individueller Kunden. Daten zur grundsätzlichen Nutzung von Produkten erhebt laut der Umfrage nur etwa jede dritte Firma. Weiterhin wurde untersucht, wie es mit der Planung für die Zukunft hinsichtlich der Sammlung von relevanten Datensätzen aussieht. Wenig erstaunlich ist, dass die Manager sagten, dass sie in jedem genannten Bereich planen, noch mehr Daten zu erfassen, um sich ein besseres Bild von ihren Kunden zu machen und ihre Arbeit zu optimieren.
Doch nun Hand auf Herz: Wer ist bloßer Sammelwut erlegen und welches Unternehmen sammelt intelligent und wertet mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen aus? Ganze zehn Prozent der Befragten erfassen in überdurchschnittlich vielen Bereichen Daten und ziehen daraus unterdurchschnittlichen Nutzen. Auf der anderen Seite des Spektrums finden sich hingegen acht Prozent der Unternehmen, die viele Daten sammeln, aber deren Analysen auch wichtige Erkenntnisse liefern und in wirtschaftlichen Erfolg umgesetzt werden können. Im Übrigen ist in Deutschland Datenanalyse in den meisten mittelständischen Firmen nach wie vor Chefsache – ein Fehler, denn der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, Spezialisten anzustellen und ihnen jedwede Unterstützung zukommen zu lassen.
Datenschätze generieren statt Datenmüll produzieren
Big Data hat die Unternehmenswelt verändert und wird in Zukunft sogar noch stärker den Geschäftsalltag bestimmen. Eine Studie von Seagate und IDC hat ergeben, dass im Jahr 2025 weltweit rund 163 Zettabyte – eine Zahl mit 21 Nullen – generiert werden. Vor allem durch allzeit vernetzte Geräte oder Smart Home und natürlich das Internet kommt diese unglaublich Menge an Daten zusammen. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 wurden weltweit „nur“ rund 16 Zettabyte Daten generiert. Deswegen müssen Unternehmen aufpassen, sich nicht in dieser Informationsflut zu verlieren, sondern sie geschickt nutzen – systematisches Sammeln ist hier angesagt, um nicht den Überblick zu verlieren.
Bei all dem Fokus auf Big Data sollte das Wichtigste nicht vergessen werden: Es geht darum, die richtigen Daten korrekt zu interpretieren und Schritte für die Zukunft abzuleiten. Hinter dieser Technologie stehen Menschen, die ihre eigenen Vorstellungen, Wünsche und Verhaltensweisen haben. Das Potenzial der Daten ermöglicht es, eine Ahnung zu bekommen, was diese versteckten Wünsche sein könnten.
Tom Becker ist General Manager Central & Eastern Europe bei Alteryx