„Cloud-Angebote ermöglichen Anpassungen im Geschäftsmodell“, unterstreicht Philipp Boltze, Business-Development- and Sales-Executive for Cloud bei IBM, die Enabler-Rolle. Das Potenzial der Cloud fasst er aus IBM-Sichtweise in sechs Kernaspekten zusammen: Flexibilität auf der Kostenseite. Als zweiten Aspekt bestätigt IBM die Relevanz der Skalierbarkeit. So sei die Anpassung an den wachsenden und parallel variablen Kapazitätsbedarf wesentlich, um der Entwicklung der Geschäftsmodelle folgen zu können. Dass Innovationen unterstützt werden, indem eine schnellere Anpassung an das Marktgeschehen greifen kann, ist der dritte Aspekt. Die Komplexitätsreduktion durch das einfachere Handling der Cloud-Lösung bildet den vierten Aspekt. Der fünfte Aspekt betrifft benutzer- und kontextsensitive Aktionen mit personalisierten, relevanten Produkten. Mit dem sechsten Aspekt beschreibt IBM das „Ökosystem“ selbst als eine die Cloud-Welt kultivierende Komponente. Hier entstehen neue Kompetenznetzwerke und Unternehmen. Getrieben wird die Cloud-Entwicklung durch externe Veränderungen wie Hyper-Connectivity, Big-Data, Mobilität, Social-Media-Nutzung und die Anwendungen dahinter.
Die Cloud definieren
Doch welche Serviceanforderungen haben die unterschiedlichen Applikationen? Dr. Béla Waldhauser, CEO von Telehouse Deutschland, bezieht sich dabei auf die Ergebnisse des „Clud Monitor 2014“, einer aktuellen Befragung von 403 Unternehmen, durchgeführt von KPMG und dem Bitkom-Verband. Die vier wichtigsten Kriterien für Cloud-Computing, die zugleich wesentliche Serviceanforderungen darstellen, sind demnach: Sicherheit, bewertet bei 45 Prozent Relevanz und mit Abstand am wichtigsten aus Nutzersicht, Integration mit vorhandenen Systemen, Verfügbarkeit und Performanz. Dies sind aus Sicht der Kunden die Erfolgsfaktoren, die es zu managen gilt. Servicequalität und Standardisierung spielen die wichtigste Rolle bei der Entscheidung, Cloud-Computing als Sourcing-Alternative zu nutzen. Der Zugriff auf Daten unterliegt in der Cloud nicht mehr komplett eigener Hoheit. Das beunruhigt der Bitkom-Studie zufolge teilweise die CIOs. Diese Ressentiments können durch Transparenz, Service-Level-Agreements, technische Lösungen und persönliche Ansprechpartner von Cloud-Anbietern abgebaut werden. Alle vier bewerteten Faktoren sind eine Kernaufgabe der Rechenzentrumsbetreiber hinter der Cloud.
Bernino Lind, Chief-Operations-Officer von Cloud Sigma, ist der Meinung, dass es eine klare Differenzierung der Angebote nach Infrastruktur-, Plattform- und SaaS geben muss. Daraus würde dann eine Matrix mit differenzierten Service-Leveln resultieren. Prof. Jens Böcker gibt ihm recht und nennt die Gründe dafür: „Hierzu lassen sich drei zentrale Punkte festhalten: Erstens erfordern unterschiedliche Anwendungen beziehungsweise Cloud-Arten unterschiedliche Service-Level. Zweitens gewinnen starke Marken als Indikator für Qualität und als Orientierung für Nutzer an Bedeutung. Und drittens ist die ICT-gestützte Flexibilisierung der Wertschöpfungsketten – Stichwort Industrie 4.0 – ohne Cloud als Schlüsseltechnologie nicht umsetzbar.“
Dr. Waldhauser merkt allerdings an, dass zwar Investoren über lange Vertragslaufzeiten, klare Strukturen und einen absehbaren Return-on-Investment erfreut sind – Cloud-Geschäftsmodelle diese Berechenbarkeit allerdings nicht bieten. Hier handelt es sich um einen volatilen Markt, geprägt von flexiblen Angeboten und kurzen Vertragslaufzeiten. Die Kunden sind wechselwillig und entscheiden sich schnell für günstigere Angebote. Darüber hinaus verschärft sich der Kostendruck. Finanzierung und Risikokapital zu bekommen, stellt für die oft jungen Cloud-Anbieter eine Hürde dar.