Interview
DB Digital
Im DB-Konzern ist die Digitalisierung längst in alle Bereiche vorgedrungen – von der Schnittstelle zum Kunden bis zum vollautomatisierten Fahren auf der Schiene. Vor welchen Herausforderungen die Deutsche Bahn im Zuge des Transformationsprozesses genau steht, verrät Manuel Gerres im Interview.
funkschau: Was genau kostet die DB die Digitalisierung? Und bis wann will man den Transformationsprozess abgeschlossen haben?
Manuel Gerres: Die Digitale Transformation ist für die Deutsche Bahn nichts grundlegend Neues. Unsere Kunden konnten schon vor acht Jahren Abfahrten und Ankünfte von Zügen über eine App mobil abrufen. Damals hatten gerade einmal fünf Millionen Deutsche ein Smartphone. Mittlerweile werden über den DB Navigator täglich rund vier Millionen Reiseauskünfte erteilt. Natürlich ist das nur ein kleiner Ausschnitt aus unserem digitalen Portfolio an der Schnittstelle zum Kunden. Und längst digitalisieren wir auch das, was im Hintergrund passiert: Die betrieblichen und administrativen Prozesse. Unser dritter Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung neuer datenbasierter Geschäftsmodelle. Dafür investieren wir als DB über die nächsten zwei Jahre rund eine Milliarde Euro unternehmensweit allein in Digitalisierungsprojekte sowie bis 2019 rund 100 Millionen Euro Wagniskapital zur gezielten Förderung von Start-ups.
Die Digitale Transformation nimmt 2017 weiter Fahrt auf. Ein finales Zielbild kann es dabei nicht geben, so nach dem Motto „Jetzt sind wir ausreichend digitalisiert“. Die Digitalisierung sorgt ja gerade dafür, dass die Veränderungsdynamik immer weiter zunimmt. Deshalb geht es uns darum, für die sich immer schneller verändernden Kundenbedürfnisse im Mobilitäts- und Logistikmarkt rasch die passende Lösung parat zu haben.
funkschau: Was waren beziehungsweise sind nach wie vor die größten Herausforderungen für die Deutsche Bahn, wenn es um eine erfolgreiche Digitalisierung geht?
Gerres: Ich habe eben das Wort „rasch“ verwendet. Schnelligkeit ist zu einem erfolgsbestimmenden Wettbewerbsfaktor geworden. Ein Unternehmen wie die Deutsche Bahn mit über 300.000 Mitarbeitern kann das Tempo eines zehnköpfigen Start-ups natürlich nicht gehen. Muss es auch gar nicht. Aber wir müssen die Stärken beider Welten kombinieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist sicher eine der größten Herausforderungen, nicht nur für uns als DB, sondern für alle Großunternehmen, die über viele Jahrzehnte hinweg Strukturen und Kulturen etabliert haben, die es gilt, dem neuen Innovations- und Entwicklungstempo anzupassen. Das ist auch der Grund, weshalb wir die Start-up-Förderung intensivieren. Start-ups sind schnell und agil in der Umsetzung.
funkschau: Welche Rolle spielt die Suche nach dem richtigen Partner in diesem Kontext? Auf welche Art von Partnern oder auch Kooperationen setzt die DB diesbezüglich?
Gerres: Zunächst einmal sind wir mit der neu gegründeten Deutsche Bahn Digital Ventures GmbH selbst ein attraktiver Partner für Start-ups geworden. Wir haben ein Ökosystem geschaffen, in dem Gründer schnell gefördert und neue Unternehmensbeteiligungen relativ einfach vollzogen werden können – genauso wie andere Industrie-Partnerschaften. Neu ist auch unsere Partnerschaft mit „Plug and Play“, einer der weltweit größten und erfahrensten Innovationsplattformen. Mit Plug and Play ermöglichen wir Gründern den Zugang zum Silicon Valley und weiteren internationalen Technologie- und Innovationszentren. In diesem Jahr werden wir gemeinsam mit diesem Partner ein weiteres Start-up-Förderprogramm initiieren, um noch stärker neue digitale Geschäftsmodelle und über den Schienenverkehr hinausgehende, ergänzende Angebote für unsere Kunden zu entwickeln.
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