funkschau: Wie sind Sie im Zeitplan?
Günter: Dass wir das Thema seit Langem im Blick haben, zahlt sich bei der Umsetzung natürlich aus. Verträge mit Dienstleistern haben wir etwa schon länger mit einem zusätzlichen Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung versehen. Und die bisherigen Verfahrensverzeichnisse müssen nur stellenweise noch an die neuen Anforderungen angepasst und auf Vollständigkeit geprüft werden. Neu für uns war nur, was das Recht auf Vergessenwerden und ein damit verbundenes Löschkonzept bedeuten. Wir arbeiten seit Jahren mit einem externen Datenschutzbeauftragten zusammen und haben jetzt die operative Umsetzung der EU-DSGVO auch in einer Position in der Geschäftsstelle verankert. Zudem mussten wir ein neues Opt-in-Zustimmungsverfahren für unsere Online-Marketingaktivitäten einrichten, Prozesse umstellen und die Nutzungsbedingungen für das DSAGNet definieren.
funkschau: Laut einer DSAG-Umfrage sind 61 Prozent der Teilnehmer wenig zuversichtlich, bis Mai 2018 die Anforderungen zu erfüllen. Wie kommentieren Sie das?
Günter: Ich glaube, die Zahlen spiegeln den Status quo sehr gut wider. Mit 99 Artikeln und 173 Erwägungsgründen, die alle beachtet werden müssen, braucht die EU-DSGVO einfach eine lange Vorbereitungszeit. Wobei aber auch 65 Prozent bereits einige Vorbereitungen absolviert haben, aber noch nicht ganz konform mit der Verordnung sind.
funkschau: Was empfehlen Sie anderen?
Günter: Ich kann nur jedem raten, das Thema ernst zu nehmen. Wer jetzt noch nicht mit der Umsetzung angefangen hat, ist eigentlich schon zu spät dran und sollte so schnell wie möglich die notwendigen Schritte einleiten. Denn der Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Die Umsetzung der EU-DSGVO ist keine Aufgabe, die exklusiv in der Personalabteilung aufschlägt. Davon ist das gesamte Unternehmen betroffen. Und das muss entsprechend von der Geschäftsführung bis hinunter in jede einzelne Abteilung kommuniziert und umgesetzt sowie Kontrollsysteme installiert werden. Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, umso mehr wächst das Verständnis für die eigenen Geschäftsprozesse, in denen personenbezogene Daten verarbeitet werden. Es ist eine komplexe Aufgabe, die ein unternehmensübergreifendes Modell benötigt.