Smart-Home

Der Haussegen hängt schief

28. Oktober 2014, 15:32 Uhr | Tillmann Braun, Fachjournalist, Stuttgart
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Dem Hype um das Smart-Home und den Versprechen der Hersteller sind bisher kaum Taten gefolgt. Insellösungen verhindern einen flächendeckenden Erfolg – ULE könnte den Umbruch einläuten.

Matthias Edelmann vom Beratungsunternehmen Cocus
Matthias Edelmann vom Beratungsunternehmen Cocus: "Anwender sind durchaus an vernetzten Lösungen interessiert"
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Die Idee des Smart-Homes ist so alt wie das Versprechen, dass das vernetzte Zuhause das Leben von Millionen von Menschen leichter und komfortabler macht. Bislang sieht die Realität zumeist anders aus. Zwar gibt es einzelne Lösungen, die als geschlossenes System durchaus funktionieren. Versucht man allerdings, Komponenten verschiedener Hersteller zu verbinden, gibt es mehr Ärger als Entspannung. Dabei wäre es heute durchaus möglich, Endkunden-freundliche Lösungen anzubieten. Das Einzige, was dem ihm Weg steht, sind die Anbieter selbst.

WLAN ist ein gutes Beispiel dafür, wie allgemeine Standards das Leben von Verbrauchern erleichtern können. Selbst Technik-Laien sind dank WLAN in der Lage, Unterhaltungselektronik wie Smartphones, Laptops und Smart-TVs kabellos zu verbinden. Bei Smart-Home-Produkten, die nicht auf allgemeinen Standards basieren, ergibt sich dagegen ein anderes Bild. Wer es sich leisten kann, engagiert Spezialisten, die die mitdenkende Heizung und die intelligente Alarmanlage installieren. Für die meisten anderen Menschen ohne die notwendigen finanziellen Mittel ist das Smart-Home dagegen unerschwinglich.

Insellösungen trotz Standards

Dass das intelligente Zuhause weiterhin eher Zukunftsmusik als alltäglich ist, liegt auch daran, dass die meisten Hersteller überwiegend Insellösungen anbieten, die nicht mit den Komponenten anderer Anbieter kompatibel sind. Teils ist das gewollt, teils ein Resultat mangelnder Lösungen.

Doch selbst Hersteller, die auf Standards wie KNX, Zigbee, Z-Wave und das etablierte WLAN setzen, tun sich mit der Integration von Drittanbietern schwer und sind daher nicht der Weisheit letzter Schluss bei der drahtlosen Vernetzung. Die Störanfälligkeit mit anderen Anwendungen, die vergleichsweise geringe Reichweite, aber vor allem der hohe Stromverbrauch sprechen ebenfalls gegen das sonst sehr populäre WLAN zur drahtlosen Smart-Home-Vernetzung. Ein intelligentes Zuhause soll schließlich auch energiesparend und damit kostengünstig und umweltschonend sein.

Aus Mangel an Alternativen, aber auch, um möglichst viele eigene Produkte zu verkaufen, arbeiten viele Unternehmen deshalb weiterhin an geschlossenen Systemen. Aus Unternehmersicht ist dies auf den ersten Blick durchaus verständlich. Am Ende bleibt jedoch der Endverbraucher und mit ihm der flächendeckende Erfolg des Smart-Homes auf der Strecke. „Weitsichtigeres Handeln würde der Branche und damit auch den einzelnen Anbietern mehr Kunden und somit mehr Umsatz bescheren. Wer das für sich früh erkennt und sich strategisch gut platziert, hat sogar gute Chancen, sich als Marktführer zu etablieren“, prognostiziert Matthias Edelmann vom Beratungsunternehmen Cocus.

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