Smart-Home

Der Haussegen hängt schief

28. Oktober 2014, 15:32 Uhr | Tillmann Braun, Fachjournalist, Stuttgart

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ultra-Low Energy als Königsweg

Ulrich Grote, Vorstandsmitglied des Branchenverbandes ULE Alliance: "Die technische Überlegenheit des ULE-Standards für die Haus- und Gebäudeautomation ist offensichtlich."
© ULE Alliance

Die Möglichkeit, eine kundenfreundliche Rundum-Vernetzung anzubieten, besteht für die Unternehmen durchaus. Beispielsweise bringt der auf Dect-Frequenzen basierende Funkstandard ULE (Ultra-Low Energy) viele Voraussetzungen mit, die sich für das Smart-Home eignen. Im Vergleich zu WLAN bietet ULE zwar keine hohen Datenraten, dafür aber eine wesentlich höhere Reichweite, Stabilität, Energieeffizienz und die beim Smart-Home so wichtige Sicherheit, auch in Bezug auf den Datenschutz. Dennoch ist das Angebot entsprechender Produkte derzeit noch überschaubar.

Die gute Nachricht ist, dass selbst Marktführer wie Samsung, Panasonic, Cisco, AVM, Gigaset oder auch die Deutsche Telekom ULE bereits nutzen oder zumindest testen. Die schlechte Nachricht ist, dass einige der Lösungen dennoch so konzipiert sind, dass die einzelnen Geräte nicht nach Belieben mit den Produkten anderer Hersteller verknüpft werden können. Die Chance, die der neue Funkstandard ULE bietet, wird damit vertan. Da es für die Hersteller möglich ist, die Einschränkungen der eigenen Produkte aufzulösen, bleibt die Hoffnung, dass mit ULE endlich doch eine kundenfreundliche Trendwende eingeläutet wird. Mehr Interoperabilität der unterschiedlichen ULE-Geräte inklusive der Chip-Set-Plattformen ist auch ein erklärtes Ziel von Organisationen wie der ULE Alliance, deren Mitglieder den ULE-Standard bereits aktiv unterstützen. „Die technologische Überlegenheit von ULE ist für jeden Fachmann offensichtlich. Allerdings wird der Weg, mit dem sich ULE in der Haus- und Gebäudeautomation sowie in den Bereichen Security- und Klimatechnik als Standard durchsetzt, nicht alleine von Technik-Experten bestimmt“, erklärt Ulrich Grote, Vorstandsmitglied des Branchenverbandes ULE Alliance.

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Kleiner Chip, große Wirkung; mit dem ULE-Funkstandard lassen sich Klima- und Security-Technik oder auch das Smart-Home steuern.
Kleiner Chip, große Wirkung; mit dem ULE-Funkstandard lassen sich Klima- und Security-Technik oder auch das Smart-Home steuern.
© Dialog Semiconductor

Marktchancen für Dect-ULE

„Die meisten Hersteller von Smart-Home-Equipment haben für sich bereits eine Lösung erarbeitet, die viel Entwicklungsarbeit und damit Geld gekostet hat. Nicht zuletzt deshalb sind die Hersteller noch zurückhaltend, wenn es um ULE geht. Da Dect bereits millionenfach verbreitet sowie extrem leicht zu installieren, energiesparend, verschlüsselt und billig zu implementieren ist, wird ULE sich aber schon bald durchsetzen“, ist sich Grote sicher. Da ULE auf für Telefonie reservierten Dect-Frequenzen beruht, können selbst existierende Gateways, die Dect nutzen, durch ein Software-Update ULE-fähig gemacht werden.

Eines der Unternehmen, die die Nutzung von ULE in Betracht ziehen, ist Telegärtner Elektronik aus Crailsheim. Der Hersteller von intelligenten Türsprechanlagen und Notrufsystemen hat zwar noch kein entsprechendes Produkt auf dem Markt, doch das könnte sich bald ändern. „Dadurch, dass ULE auf Dect basiert, legt man sich als Unternehmen mit ULE gewissermaßen in ein gemachtes Nest“, erklärt Geschäftsführer Thomas Hopf. „Entsprechende Basisstationen sind allein in Deutschland bereits millionenfach vorhanden. Viele Endkunden haben das notwendige Gateway ohne Extra-Kosten bereits zuhause“, so Hopf.

Fazit und Ausblick

Wenn sich die Hersteller tatsächlich auf einen gemeinsamen, interoperablen Standard einigen, wäre das Smart-Home vielleicht bald so selbstverständlich wie das Smartphone. Laut IHS Research werden ab 2015 weltweit über 50 Millionen ULE-fähige Produkte pro Jahr verkauft. Ob derartige Einschätzungen realistisch sind, hängt  davon ab, ob die Mehrheit der Hersteller sich gegenüber Drittanbietern öffnet oder es letztlich bei teuren Insellösungen bleibt, die sich nur wenige Menschen leisten können. 


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