Weniger Absatz, mehr Umsatz

Deutscher Smartphone-Boom trotzt der weltweiten Krise

10. Februar 2023, 14:51 Uhr | Lars Bube
© JackF - AdobeStock

Während der weltweite Smartphone-Markt stark unter Druck steht, läuft das Geschäft in Deutschland außergewöhnlich gut. Trotz leicht rückläufiger Verkaufszahlen konnte der Handel alleine mit den Geräten fast zehn Prozent mehr Umsatz erwirtschaften.

2022 war ein düsteres Jahr für die Hersteller und Verkäufer von Smartphones. Nur noch 1,2 Milliarden Geräte konnten laut Canalys weltweit abgesetzt werden, 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Die aktuelle Tendenz ist weiter stark sinkend, im sonst starken Weihnachtsquartal gingen die Verkaufszahlen sogar um 18 Prozent zurück. Selbst Apple, das das Jahresendgeschäft mit seinen neuen iPhone-Generationen seit Jahren dominiert, bekam das deutlich zu spüren und konnte nur noch 73,2 Millionen Stück absetzen, elf Prozent weniger als 2021. Zum Teil wurde der Effekt für das erfolgsverwöhnte Unternehmen noch durch die Produktionsengpässe in China verstärkt. Doch der große Mitbewerber Samsung verlor sogar 17 Prozent seiner Verkäufe, konnte sich über das Gesamtjahr aber mit 258 Millionen verkauften Smartphones vor Apple (232 Millionen) an der Spitze halten. Am schlimmsten trafen die Verwerfungen die großen Aufsteiger der letzten Jahre aus China. Xiaomi, Oppo und Vivo brachen 2022 jeweils gut ein Fünftel ihres Absatzes weg, vor allem wegen der besonders schwachen Nachfrage im Heimatland, dem Mittleren Osten und Afrika.

Ein Land schert aber deutlich aus diesem allgemeinen Abwärts-Trend aus: Deutschland. Zwar schrumpfte der Absatz laut der gfu auch hierzulande bereits das zweite Jahr infolge, aber nur um vergleichsweise geringe drei Prozent, während es in Gesamt-Europa ebenfalls um 12 Prozent bergab ging. Insgesamt konnte der hiesige Handel immerhin noch knapp 21 Millionen Geräte verkaufen. Vor allem jedoch hat er damit einen Umsatz von mehr als 13 Milliarden Euro erzielt, und somit neun Prozent mehr als noch 2022. Denn auch wenn die Deutschen ihre Smartphones angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage im Schnitt etwas länger behalten, investieren sie dafür dann beim Neukauf umso mehr in die neuen Geräte und greifen im internationalen Vergleich besonders gerne direkt zu teureren Oberklasse-Modellen. Der von den Verkäufern erzielte Durchschnittspreis kletterte dadurch innerhalb nur eines Jahres um 14 Prozent, von 555 auf 634 Euro.

Neben dem Wunsch nach hochwertigen und langlebigen Geräten ist der wichtigste Treiber dieser Entwicklung der Umstieg auf die neue Mobilfunknetzgeneration 5G, der entsprechende Geräte voraussetzt. Den Zahlen der gfu zufolge waren fast drei von vier (74 Prozent) im vergangenen Jahr verkauften Smartphones bereits mit einem 5G-Modem ausgestattet. Ebenso hoch lag auch der Anteil der 5G-Smartphones am Umsatz. Für gfu-Geschäftsführerin Dr. Sara Warneke ein klares Signal, dass die Deutschen „technologischen Weiterentwicklungen offen gegenüberstehen und diese annehmen“.

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