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Digitalisierung

In fünf Jahren soll das Internet der Dinge Alltag sein

Dr. Kai Höhmann, Geschäftsführer, TÜV Rheinland Consulting • 30.9.2015 • ca. 2:20 Min

Bereits heute sind weltweit circa 3,8 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden.
Bereits heute sind weltweit circa 3,8 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden.
© Gartner

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Nicht unproblematisch ist, dass Ausbau- und Modernisierungsstrategien angesichts der Geschwindigkeit der Technologie-Entwicklung und der Nachfrage beim privaten wie gewerblichen Verbraucher schneller überholt sind, als es Planern und Entscheidern lieb sein kann. Auch wenn gegenwärtig schätzungsweise 36 Prozent der Bevölkerung im Alltag bislang mit bis zu 30 MBit/s auskommen: Bereits heute ist absehbar, dass den Nutzern 50 MBit/s für Smart-Services bald nicht mehr reichen werden. Unstrittig ist, dass für die Durchsetzung von Megatrends wie Cloud, Smart-Home, Telearbeit und Industrie 4.0 und das sich damit potenzierende Datenvolumen in den TK-Netzen laufend höhere Bandbreiten benötigt werden. Beispiel: In kaum mehr als fünf Jahren soll etwa das Internet der Dinge (IoT) Alltag sein. Schon heute stehen mehr Geräte des täglichen Lebens in ständigem Datenaustausch mit dem Netz, als man bewusst wahrnimmt: Intelligente Thermostate, Fernsehgeräte, Verkehrsleitsysteme, demnächst auch Fahrzeuge und Kühlschränke. Bereits heute sind weltweit 3,8 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden, allein 1,8 Milliarden davon stammen aus dem Verbraucher-Sektor, mit dem Ziel, das Leben komfortabler, angenehmer, sicherer und energieeffizienter zu gestalten. Bis 2020 wird die Zahl der Smart-Devices explosionsartig steigen. Rund 25 Milliarden Geräte weltweit sehen Marktforscher von Gartner voraus (siehe Grafik).

Deutschland wird von dieser Entwicklung nicht ausgenommen sein. Die Megatrends treiben auch hier die Datenmengen in die Höhe, was die Netzbetreiber zu Investitionen zwingt. Hinzu kommt: Der Telekommunikationsmarkt steht unter ständiger Beobachtung durch die Regulierungsbehörde. Die Bundesnetzagentur wacht über die Aufrechterhaltung und Förderung des Wettbewerbs, der von inzwischen noch drei führenden Netzbetreibern (Telekom, Vodafone, Telefónica Deutschland/E-Plus-Gruppe) und von Resellern geprägt ist. Über 98 Prozent des gesamten Branchenumsatzes (2014: 60,7 Milliarden Euro) werden von knapp fünf Prozent der Unternehmen generiert. Die Prognosen für den Umsatz bis 2018 sind stabil, aber mit 0,7 Prozent eher verhalten. Die Innovationsausgaben lagen in den letzten Jahren stabil bei knapp vier Milliarden Euro, für 2015 sind Ausgaben in Höhe von 3,9 Milliarden Euro geplant. Diese Umsatzerwartungen, gleichbleibende Kostenstrukturen, der Wettbewerbsdruck durch eine hohe Zahl von Anbietern am Markt und der damit einhergehende Preisverfall am Markt führen dazu, dass die Netzbetreiber zunehmend nach innovativen Modellen und externer Unterstützung rund um Betrieb, Planung und den Roll-out neuer Technologien inihren Netzen suchen.

Gefragt sind Outsourcing und Outtasking-Services, wie sie TÜV Rheinland anbietet. Der Prüfdienstleister berät und unterstützt unter anderem große Telekommunikationsunternehmen in der Planung sowie beim Aufbau ihrer Netzinfrastrukturen und kennt die Herausforderungen des Marktes: Angesichts des lebhaften Wettbewerbs erwartet der Kunde immer Preisvorteile. Nur in wenigen Ländern wie Österreich ist die Zahlungsbereitschaft noch schwächer. Wer sich damit befasst, wie sich notwendige Investitionen ins Netz amortisieren lassen, wird diskutieren müssen, wie wir Deutschlands Nutzer dazu motivieren, für eine hochperformante Breitbandinfrastruktur tatsächlich auch mehr zu bezahlen. Es ist ein Mehrwert, zum Beispiel aus dem Home-Office heraus eine Videokonferenz organisieren zu können, ohne dass die Leitung mehrfach zusammenbricht. Ein Mentalitätswandel, den die Telekommunikationsbranche nicht allein über Bandbreite und die Qualität der Telefonie erreichen wird. Bereits seit längerem sehen Netzbetreiber einen Schlüssel zum Erfolg darin, zusätzlich zu Kernkompetenzen wie Leitung oder Bandbreite selbstattraktive Anwendungen als Mehrwert-Services zu entwickeln oder an Partner-Konzepten zu partizipieren.