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Digitalisierung

Deutschland in der digitalen Transformation

Endspurt: Innerhalb der nächsten drei Jahre will die Bundesregierung ganz Deutschland mit schnellem Internet versorgt haben. Ein ambitioniertes Ziel, das Deutschland anstreben muss, will es vom digitalen Strukturwandel Europas profitieren. Wieviel des Weges ist geschafft, welche Herausforderungen haben wir zu meistern? Eine Standortbestimmung aus der Sicht von Prof. Dr. Kai Höhmann, Geschäftsführer der TÜV Rheinland Consulting und verantwortlich für das Geschäftsfeld Telco Solutions.

Dr. Kai Höhmann, Geschäftsführer, TÜV Rheinland Consulting • 30.9.2015 • ca. 1:40 Min

© vege/fotolia.com

Leistungsstarke digitale ICT-Infrastrukturen sind der Dreh- und Angelpunkt der digitalen Zukunft. Für ein bis zu 50 MBit/s schnelles Internet und die flächendeckende Breitband-Versorgung, wie sie die Bundesregierung bis 2018 anstrebt, hat TÜV Rheinland in einer Studie für das Bundeswirtschaftsministerium einen Investitionsbedarf von rund 20 Milliarden Euro ermittelt. Bis heute sind in Deutschland mehr als 66 Prozent der 50-MBit/s-Anschlüsse realisiert.

Dennoch: Als eine der führenden Wirtschaftsnationen hat Deutschland den digitalen Wandel bislang nicht wirklich entscheidend mitgeprägt und im eigenen Land noch nicht so vorangetrieben, wie es rückblickend vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Dies ist unter anderem historisch begründet. Lange verfügte Deutschland über ein weltweit einzigartiges und leistungsstarkes ISDN, warum also in neuere Breitbandtechnologien investieren?

Immerhin: In den vergangenen sieben Jahren wurden auch Fortschritte im Breitbandausbau erzielt. Bis 2008 lag Deutschland mit 55 Prozent Breitband-Anschlüssen auf Platz 9 im EU-Vergleich; mit einer Versorgungsquote von 85 Prozent liegt die Bundesrepublik heute über dem EU-Durchschnitt (76 Prozent). Die Crux dabei: Das kostenintensivste Stück des Weges steht noch bevor. Allein für die Versorgung der letzten fünf Prozent der Haushalte in den technologisch strukturschwächsten Gebieten müssen die Länder rund acht Milliarden Euro aufwenden, das ist mit 40 Prozent nahezu die Hälfte der insgesamt erforderlichen Investitionskosten.

Digitale Infrastruktur für einen Großteil selbstverständlich
Die Frage ist nicht: Kann Deutschland sich das leisten? Sondern: Kann es sich leisten, seine Infrastruktur nicht zu modernisieren? Die Digitalisierung ist in vollem Gange. Megatrends wie Smart-Home, Industrie 4.0 und Internet der Dinge sind keine Zukunftsmusik mehr. Der digitale Wandel ist der Motor für Wirtschaft und Wohlstand, er bringt Innovation hervor und treibt den Fortschritt in vielen Bereichen der Gesellschaft voran. Wenn sie von den Chancen rund um die Megatrends profitieren wollen, sind Unternehmen wie Telekommunikationsanbieter zu fortgesetzten Investitionen verpflichtet. Doch das ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Es gibt in Deutschland drei Mobilfunk-Infrastrukturen sowie eine flächendeckende Kabel- und DSL-Versorgung. Eine hohe Wettbewerbsdichte und eine große technologische Dynamik zwingen die Carrier dazu, den Ausbau weiter voranzutreiben und diese Infrastruktur darüber hinaus mit Glasfasernetzen zu ergänzen. Auf der anderen Seite stehen Bund und Länder, die mit einer verbesserten digitalen Infrastruktur eine Stabilisierung und Weiterentwicklung von Regionen und Kommunen und damit auch von Gewerbe- beziehungsweise Industriestandorten anstreben. Es geht um nichts weniger als um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit.

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