Process Mining

Ein Bild von einem Geschäftsablauf

24. Mai 2019, 14:09 Uhr | Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Rückkehr zum Happy Path

Celonis Process Mining
Visualisierung des Order-to-Cash-Prozesses – Abweichungen vom Ideal-Prozess lassen sich auf einen Blick erkennen.
© Celonis

Auch in der Tiefe weisen die Informationen eine eigene Qualität auf: So wird bei einem Prozess nicht nur der am häufigsten gegangene Weg grafisch aufbereitet, sondern alle Varianten. Nominacher berichtet von einem Kundenauftrag, bei dem durch Process Mining über 1.200 Varianten identifiziert werden konnten, wie ein bestimmter Prozess in diesem Unternehmen zum Analysezeitpunkt ablief. „Der Kernprozess, der sogenannte Happy Path, war in weniger als 20 Prozent der Fälle gegeben. Mit Process Mining kann man sich dann letztlich durch alle 1.200 Varianten klicken und den Abweichungen auf den Grund gehen.“ Darin liege auch das Potenzial der Technologie: Es lässt sich nicht nur die oberste Spitze des Eisbergs steuern, sondern es können alle Prozessmuster angesehen und optimiert werden.

Bei unternehmenskritischen Prozessen mit Durchläufen in Millionenhöhe eröffnet eine Prozessverbesserung signifikantes Einsparpotenzial: Wenn ein Unternehmen beispielsweise bei Einhaltung des Standardprozesses Conversion Rates von über 50 Prozent hat und bei Abweichungen vom Standardprozess nur um die 30 Prozent, dann „verliert man als Unternehmen zunächst rund zwanzig Prozent und muss das Dreifache investieren, um diese Summe zu kompensieren“, so Nominacher. Die grafische Aufbereitung, die die Prozesse widerspiegelt, bleibt aber beim Kunden nicht in der Chefetage unter Verschluss. Stattdessen arbeiten auch die Mitarbeiter damit, sodass sie direkt sehen können, welche Auswirkungen ihr Tun hat. „So lässt sich Silodenken aufbrechen“, erläutert Nominacher. „Normalerweise gibt es verschiedene Abteilungen und da ist es natürlich für den Einzelnen schwierig zu beurteilen: „Wie wirkt sich das eigentlich auf das große Ganze aus, wenn ich das oder jenes mache?‘“
 
CEOs können ruhig schlafen
Für Nominacher geht es darum, „den Unternehmen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sehr große Mengen an Daten auswertbar zu machen“. Ein Kunde hatte Nominacher einmal gesagt, dass er mit Process Mining über ein Werkzeug verfüge, das ihn ruhig schlafen lasse. Denn nun habe er Gewissheit, dass jeder Mitarbeiter für die jeweilige Aufgabe immer die relevanten Informationen vorliegen habe. Zu den Kunden von Celonis zählen Unternehmen weltweit. Vodafone oder Telekom sind darunter oder auch Siemens oder Uber. Einen elementaren Unterschied zwischen Digital-Native-Unternehmen und einem traditionell gewachsenen sieht Nominacher eher nicht. Beide haben Prozesse – und damit das Potenzial, diese zu optimieren. Allerdings sei dieser Bedarf bei einem jahrzehntelang gewachsenen Unternehmen eventuell größer als bei einem, das fünf oder sechs Jahre alt ist.  Letztlich lässt sich Process Mining in sämtlichen Branchen anwenden: Nominacher sieht darin eine Grundlagentechnologie, die sich auf nahezu jeden digitalisierten Prozess anwenden lässt.

Obwohl Celonis schnell wächst, ist der IT-Fachkräftemangel kein Thema. Nominacher berichtet, dass pro Quartal 2.000 Bewerbungen eingehen. Gründe für die Attraktivität von Celonis sieht er einerseits auf technischer Seite, da ein „sehr spannendes Arbeitsumfeld“ geboten werde. Das andere seien die Entwicklungsmöglichkeiten. Neben der räumlichen Nähe zu den Münchner Universitäten sei auch die Vernetzung mit Hochschulen wichtig, um junge Leute zu rekrutieren. „Wir arbeiten mit Lehrstühlen an der TU München zusammen und haben an weiteren Universitäten entsprechende Kooperationen.“ Die enge Zusammenarbeit scheint dabei über das wirtschaftliche Interesse hinauszugehen. „Wir wollen aus unseren Weiterentwicklungen etwas zurückgeben“, sagt Nominacher.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Ein Bild von einem Geschäftsablauf
  2. Rückkehr zum Happy Path

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Celonis SE

Weitere Artikel zu Digital Workplace

Matchmaker+