Fast ein Viertel der IT-Entscheider in deutschen Unternehmen unterschätzt noch immer die Gefahr, die von Erpressersoftware ausgeht. Das hat eine Studie im Auftrag von Trend Micro ergeben. 11 Prozent der Befragten gaben sogar an, noch nie von Ransomware gehört zu haben.
„Sollte jemand gerade zu Beginn der Ransomware-Welle 2015 den Eindruck gehabt haben, dass vor allem bestimmte Branchen wie der Gesundheitssektor betroffen seien, dann hat er sich jedenfalls als unrichtig erwiesen“, warnt der Sicherheitsspezialist Udo Schneider, Pressesprecher bei Trend Micro Deutschland. „Auch wenn anfänglich vor allem Krankenhäuser in den Schlagzeilen waren, sind in Wahrheit alle Unternehmen und sämtliche Branchen gleichermaßen betroffen. Denn Ransomware und vor allem Crypto-Ransomware, die ganze Unternehmen durch Dateiverschlüsselung zum Erliegen bringen kann, nutzt viele Infektionswege. Dazu zählen zum Beispiel harmlos aussehende, aber auf die Opfer sehr gut zugeschnittene E-Mail-Nachrichten, die teilweise ohne verdächtige Anhänge, aber mit Links zu verseuchten Webseiten daherkommen. Ein unbedachter Klick eines arglosen Anwenders, und schon ist die Gefahr in der Regel nicht mehr zu stoppen.“
Aus Schaden klug geworden
Der Anteil der in den vergangenen 24 Monaten infizierten Unternehmen liegt bereits bei 40 Prozent, mit steigender Tendenz. Kein Wunder also, dass 93 Prozent davon Ransomware als ernste Bedrohung ansehen, während dieser Prozentsatz bei den bisher Verschonten nur bei 63 Prozent liegt. Sie haben verstanden, dass dadurch verursachte Betriebsunterbrechungen und Serviceausfälle langfristige Auswirkungen haben können, die den Ruf und Wert der eigenen Marke beschädigen. Schließlich gaben sie an, dass ein Drittel ihrer Mitarbeiter und über 30 Prozent ihrer Kunden von den Infektionen betroffen waren. Darüber hinaus dauerte es im Schnitt fast 30 Stunden, die damit verbundenen Schäden zu beheben. Außerdem droht die Gefahr immer wieder. So gab fast ein Viertel (23 Prozent) der Befragten an, mehr als einmal Infektionen mit Erpressersoftware verzeichnet zu haben.
Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass mehr als 60 Prozent der infizierten Unternehmen das geforderte Lösegeld gezahlt haben. Dessen Höhe lag durchschnittlich bei 524 Euro, in 13 Prozent der Fälle aber bei über 1.000 Euro. In der Regel haben die betroffenen Unternehmen 20 Stunden Zeit, um das Lösegeld zu entrichten. Doch Vorsicht: 26 Prozent der Opfer haben trotz Lösegeldzahlung von den Cyberkriminellen keinen Schlüssel erhalten, um ihre Dateien wieder entschlüsseln zu können. Auch wenn die geforderten Summen aus der Sicht großer Unternehmen nicht ins Gewicht zu fallen scheinen, stellt ihre Zahlung keine Garantie dar, wieder auf die Dateien zugreifen und damit den ordentlichen Betrieb wieder aufnehmen zu können.
„Offenbar werden viele Unternehmen weiterhin erst durch Schaden klug und beginnen, in die Prävention zu investieren. Dies ist auch dringend nötig“, betont Udo Schneider. „Einerseits gibt es keine Garantie, den Schlüssel zu erhalten, weshalb wir bei Trend Micro immer davon abraten, das Lösegeld zu zahlen – zumal das den Untergrund weiter befeuert und den Cyberkriminellen nur bestätigt, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert. Andererseits geht mehr als die Hälfte der Befragten selbst davon aus, in den kommenden zwölf Monaten Opfer von Infektionen mit Erpressersoftware zu werden. Wie gesagt, kein Unternehmen und keine Branche ist davor sicher.“