Der große politische Einschnitt kam mit der so genannten „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Januar 1933. Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels hatte schon früh die Macht des Mediums Radio erkannt und unverzüglich dafür gesorgt, dieses in den Dienst der NS-Propaganda zu stellen. Voraussetzung für eine flächendeckende Wirkung war allerdings, dass es in möglichst allen Haushalten ein Rundfunkgerät gab. Das war seinerzeit noch nicht der Fall, deshalb musste die Industrie den „Volksempfänger“ entwickeln, ein einfacher Einkreiser mit eher bescheidener Empfangsleistung. „Die Entscheidung ist gefallen. Der Volksempfänger wird 75 kosten“, so die funkschau im Mai 1933. Und im August wurde der „VE“, wie er kurz hieß, auf der Funkausstellung vorgestellt: „Man sieht ihn auf allen Ständen der Empfänger-Industrie, blumengeschmückt und in schlichtem, schönen Gehäuse.“ Die Fachwelt war von dem Radio, das Otto Grissing bei der Firma Seibt entwickelt hatte, nicht besonders angetan, denn Stand der Technik waren inzwischen wesentlich bessere Geräte. Offene Kritik zu äußern, war allerdings nicht ratsam. In seinem funkschau-Artikel versuchte Erich Schwandt es indirekt mit folgendem Kommentar: „Früher oder später wird auch der Käufer des Volksempfängers zur Anschaffung eines Hochleistungsempfängers übergehen...“.
Die Sache mit dem „Volkssuper“
In alter „Bastler“-Tradition bot die funkschau schon bald eine Alternative. Vom Autor Hans-J. Wilhelmy, später Chefredakteur der Schwesterzeitschrift „Elektronik“, kam Ende 1934 eine perfekt ausgearbeitete Bauanleitung eines „Einbereichssupers“. Unter Verwendung von Volksempfängerteilen ließ sich ein Radio zusammenbauen, das in der gleichen Preisklasse wie der VE lag, aber wesentlich bessere Empfangsleistung zeigte. Wilhelmy taufte seine Konstruktion auf den Namen „Volkssuper“ oder kurz „VS“. Das konnte sich die Reichsrundfunkkammer allerdings nicht gefallen lassen, denn sie befürchtete ernsthafte Konkurrenz zur „nationalsozialistischen Gemeinschaftsarbeit“, die in dem Wortzusatz „Volks“ ausgedrückt werden sollte, wie beim „Volkswagen“ oder „Volkskühlschrank“. Kurzum: Man teilte dem Franzis-Verlag mit, dass nur die NS-Partei das Recht hätte, „Volks“-Produkte als solche zu benennen und drohte an, dass die gesamte funkschau-Auflage eingestampft werde, wenn der Begriff „Volkssuper“ noch einmal im Heft auftaucht. Um dieses zu vermeiden, gab Wilhelmy dem Gerät den neuen Namen „Vorkämpfer-Super“, der durchaus dem damaligen Zeitgeist entsprach und sich praktischerweise auch mit „VS“ abkürzen ließ. Wilhelmy hielt sich in der Sache auch weiterhin nicht zurück: Im Dezember 1935 gab es von ihm unter der Überschrift „Ungeahnte Möglichkeiten schlummern im VE“ einen Beitrag, wie man den Volksempfänger mit einem Aufwand von nur 37 Reichsmark zum leistungsfähigen „Vorkämpfer“ umbauen konnte.
Überhaupt findet man in vielen funkschau-Ausgaben der Jahre von 1933 bis 1945 Beschreibungen und Bauanleitungen von Spitzengeräten mit leistungsfähigen Kurzwellenbereichen, mit denen Weltempfang mühelos möglich war. Die funkschau-Redaktion ließ sich hierbei offensichtlich überhaupt nicht davon beeindrucken, dass der Empfang von „Feindsendern“ nicht erwünscht war und später sogar drakonisch bestraft wurde. Schon ab 1933 kamen Personen, die Radio Moskau gehört hatten, wegen „Hochverrat“ ins KZ. Nach Erlass der „Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen“ 1939 wurden Tausende, deren Radio auf BBC London eingestellt war, zu hohen Zuchthausstrafen oder sogar zum Tode verurteilt. Um das Abhören von Feindsendern zu unterbinden, drängte das Reichspropagandaministerium die Industrie, technische Änderungen an den Geräten vorzunehmen, was aber nicht geschah, um die Geräte auch exportieren zu können. Es gab aber eine Anweisung, dass Werkstätten die KW-Bereiche von Radios unbrauchbar machen sollten, wenn sie zur Reparatur kamen.
Ein wichtiges Jahr für die elektronische Kommunikationstechnik war 1936. Bei den Olympischen Spielen sollte der ganzen Welt auch der hohe technische Stand der deutschen Funkindustrie vor Augen geführt werden. Dazu wurden eine umfangreiche Infrastruktur für den Auslands-Kurzwellenfunk errichtet und die Voraussetzungen für (fast) Life-Fernseh-Übertragungen aus den Stadien geschaffen. Die funkschau berichtete ausführlich von den „Olympia-Vorbereitungen bei den deutschen Kurzwellensendern“ und „Fernsehen und Bildfunk bei den olympischen Sommerspielen“.
Der politische „Zeitgeist“
Obwohl Technik ja zunächst eigentlich unpolitisch ist, ging der damalige Zeitgeist wie bei allen Medien so auch an den redaktionellen Inhalten der funkschau nicht spurlos vorüber. So findet man beispielsweise 1935 in Heft 18 unter dem Titel „Wenn der Führer spricht“ eine Anleitung über den „Gemeinschaftsempfang, wie er sein soll“. Und im April 1939 ist auf dem Titel der „Führer“, der in einer Ansprache erläutert, dass er „alle technischen Mittel einsetzt, um Deutschland zu Größe zu führen“.
Wohin das führte, zeigte sich im September 1939, als der zweite Weltkrieg begann. Auch die funkschau war in der Zeit davor mit ihrer Berichterstattung mehr oder weniger in die latenten Kriegsvorbereitungen eingebunden, beispielsweise mit Beiträgen wie „Besuch der Luftnachrichtenschule“ oder „HJ lernt Nachrichtendienst“. In Ausgabe 39 vom September 1939 gibt es einen Leitartikel von Erich Schwandt mit der Überschrift „Abwehrkampf“. Es geht um die Bedeutung und die großen Erfolge der Funker bei den aktuellen Kriegshandlungen: „Die Funker sind stolz darauf, dass sie ihr Wissen und Können einsetzen dürfen, um die Angriffe auf das Reich abwehren zu können.“ Anschließend bezieht er sich auf den Tagesbefehl des Generalfeldmarschalls Hermann Göring vom 1. September 1939 und stellt die Gründe für den Kriegsausbruch völlig konform zur NS-Propaganda dar.
Nach Kriegsbeginn änderte sich auch das Berichtsspektrum der funkschau. Alles, was in irgendeiner Weise als „kriegswichtig“ eingestuft wurde, musste geheim bleiben. Beispiele sind die vom Reichspostministerium in Kleinmachnow bei Berlin vorangetriebene Entwicklung der Fernsehsehtechnik und die seinerzeit gemachten großen Fortschritte auf den Gebieten der Telemetrie, Mikrowellentechnik und Funknavigation.
An deren Stelle treten Berichte über Landser an der Front vor dem „Truppenbetreuungsempfänger“ und den Kampf an der Heimatfront. So gab es 1940 im Heft 8 unter dem Titel „Siegreicher Rundfunk-Einsatz“ einen Artikel darüber, wie wichtig die Radioreparatur sei. Die Produktion von Radiogeräten war nämlich zu Gunsten der Herstellung von Wehrmachtsfunkgeräten gedrosselt oder sogar ganz eingestellt worden. Auch das Material wurde langsam knapp: Defekte Radioröhren waren zurückzugeben, denn die Fassungen und Metalle ließen sich wiederverwenden.
Mit zunehmender Dauer des Krieges verschärfte sich die Situation. Deutsche Städte und Fabriken wurden von alliierten Bombern zerstört. Auch die funkschau war von Papier- und Personalmangel betroffen. Die bis 1941 vierzehntägig erscheinende funkschau wurde auf monatliche Erscheinung umgestellt. Ab 1943 kam sie nur noch alle zwei Monate heraus, und gegen Kriegsende wurde sie zusammen mit anderen Fachzeitschriften zur „Funktechnik“ vereinigt, von der jedoch nur noch zwei Ausgaben erschienen.
Im April 1944 wurde die Druckerei des Franzis-Verlages in der Münchner Karlstraße bombardiert und total zerstört; auch das Ausweichquartier in der Pettenkoferstraße fiel im Dezember 1944 den Bomben zum Opfer. Die teilweise wiedererrichtete Druckerei brannte im Januar 1945 erneut aus. Unter diesen Umständen war die weitere Existenz des Verlages und der funkschau in weite Ferne gerückt.