Rückblick

Es funkt noch immer - eine Zeitreise mit der funkschau

10. September 2013, 16:06 Uhr | Peter von Bechen

Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Neubeginn nach dem Krieg

Nicht nur die zerstörte Infrastruktur des Verlages verhinderte den schnellen Neubeginn nach dem Krieg. Die US-Besatzungsbehörden waren nicht bereit, dem Franzis-Verlag die damals erforderliche Drucklizenz zu gewähren.

Erst im Juni 1946 konnte das erste Nachkriegsheft der funkschau im „Funkschau-Verlag Oskar Angerer“ in Stuttgart erscheinen. Oskar Angerer war ehemaliger Franzis-Mitarbeiter. Der hatte eine Drucklizenz bekommen, weil er für die US-Besatzung als unbelastet galt. Der bekannte Fachautor Werner W. Diefenbach in Kempten im Allgäu übernahm die Chefredaktion des dünnen Monatsblattes, dessen Auflage wegen Papiermangels auf 5.000 begrenzt war.

Die funkschau der ersten Nachkriegsjahre befasste sich vornehmlich mit Lösungen der schwerwiegenden Versorgungsprobleme, die auf Grund des Mangels an Radioteilen herrschten. Insbesondere Röhren waren knappes Gut, weil die Produktion in Deutschland noch nicht wieder aufgenommen werden durfte und konnte. Die Seiten der funkschau waren in diesen Jahren gefüllt mit Kleinanzeigen, meistens Tauschangeboten. Andererseits gab es umfangreiche Anleitungen, wie sich Rundfunkröhren regenerieren oder mit Wehrmachtsröhren ersetzen ließen.

funkschau wieder in München

1948 bekam Franzis-Druck in München endlich eine Verlagslizenz. Um wieder in das Zeitschriftengeschäft zurückzukehren, gründete man 1949 den „Energie-Verlag“ und verlegte eine Zeitschrift gleichen Namens. Im selben Jahr erwarb der Verlag die notleidend gewordene Zeitschrift „Radio Magazin“. Es handelte sich um den Nachfolger der vor dem Krieg recht erfolgreichen Publikation „Bastelbriefe der Drahtlosen“. Dieses Heft wurde in Konzept und Aufmachung der funkschau weitgehend angeglichen und ab 1950 monatlich herausgegeben. Auch viele Artikel und Meldungen finden sich fast deckungsgleich in der parallel erscheinenden funkschau. Deshalb wunderte es nicht, dass das Radio-Magazin 1956 in der wieder bei Franzis erscheinenden funkschau aufging. Zur Redaktion gehörten damals Fritz Kühne und Karl Tetzner.

Großer Informationsbedarf

Der Wiederaufbau nach dem Krieg in den 1950er-Jahren verursachte einen großen Bedarf an technischen Informationen. Die Radioindustrie erlebte einen Boom. Firmen, die vor dem Krieg eine maßgebliche Rolle gespielt hatten wie Graetz, Nordmende (früher Mende), Loewe-Opta, Lorenz, Schaub, Wega etc. nahmen ihren Betrieb wieder auf, und neue Firmen entstanden, beispielsweise Grundig. Die Radiogeschäfte im ganzen Land erlebten eine Ansturm, denn die Kunden sehnten sich im tristen Nachkriegsdeutschland nach Kultur, Unterhaltung und Nachrichten.

Karl Tetzner, der direkt nach dem Krieg selbst ein Radiogeschäft mit Werkstatt betrieben hatte, kannte die Bedürfnisse dieser Zielgruppe nur allzu gut und sorgte für entsprechende redaktionelle Inhalte, die von den Lesern gut angenommen wurden. Sicher war das einer der Gründe für das stetige Wachstum der Auflagenzahlen.

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  5. Neubeginn nach dem Krieg
  6. Mutterschiff funkschau
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