Obwohl der Verlag bei der funkschau zunächst das Konzept einer „technischen Fachzeitschrift mit universellem Charakter“ verfolgte, zeigte sich im Laufe der Jahre, dass sich in der Rundfunkbranche und der Industrie unterschiedliche Leserbedürfnisse entwickelten, die sich nicht mit einer Publikation abdecken ließen. Zunächst versuchte man es mit einer „Ingenieurausgabe“, die 30 Pfennig teurer war und zusätzliche Arbeitsblätter, Schaltungssammlungen und Röhreninformationen enthielt. 1952 gab es dann eine regelmäßige Sonderbeilage, die sich auf Industrieelektronik fokussierte und den Titel „ELEKTRONIK“ trug. 1954 kam es dann zur „Ausgründung“ als selbstständige Zeitschrift unter der Chefradaktion von Paul E. Klein und Mitarbeit von Otto Limann sowie Karl Tetzner. 1965 übernahm Hans-J. Wilhelmy (der vormalige Entwickler des „Volkssupers“) die Publikation als Chefredakteur und brachte sie innerhalb weniger Jahre auf die führende Marktposition, die sie auch heute noch innehat.
Auf höchsten Auflagenhöhen
Auch für die funkschau gab es 1965 personelle Veränderungen. Karl Tetzner, vormals Chefredakteur vom Radio-Magazin und funkschau-Redakteur, übernahm im September die redaktionelle Leitung der funkschau und er übersiedelte 1971 von Hamburg nach München.
Unter seiner Ägide entwickelte sich die Zeitschrift mit alle 14 Tage weit über 100.000 verkauften Exemplaren zum führenden Fachblatt für die Unterhaltungsgeräte-Industrie, den Fachhandel sowie die dort arbeitenden Servicemitarbeiter. Die nach wie vor beliebten Bauanleitungen waren zunächst noch im Heft verstreut. Um dieses zusammenzufassen, schuf man Anfang der 1970er-Jahre die Rubrik „Praxis & Hobby“, die bei vielen Lesern gut ankam. Deren Redaktion übernahmen Herwig Feichtigner und Henning Kriebel.
Weil von der Verlagsleitung hier ein zusätzliches Leserpotenzial erkannt wurde, diente die funkschau Ende der 1970er-Jahre auch hier wieder als „Mutterschiff“. Zuerst wurde die Zeitschrift „ELO“ unter Henning Kriebel ausgegründet, die sich an den Elektroniker-Nachwuchs wendete, und 1981 die Zeitschrift „mc“ unter Herwig Feichtinger, die sich mit der seinerzeit neu entstehenden Personal-Computer-Technik befasste. Später kam noch die „Computerschau“ dazu, eine Publikation speziell für PC-Anwender, die nicht so tief in die Technik einsteigen wollten. Der Franzis-Verlag war auf dem Zenith seines Erfolges angekommen. Die Besitzer dachten damals sogar daran, das Unternehmen an die Börse zu bringen.
Nach dem Aufstieg kam der Fall
Als Karl Tetzner 1980 in den Ruhestand ging, zeichneten sich bereits die ersten Anzeichen von Veränderungen in der Unterhaltungselektronikindustrie ab. Der Markt war zunehmend gesättigt, die Konkurrenz aus Fernost wurde immer stärker und der Preisverfall zwang viele Hersteller zum Verkauf oder gar Aufgabe der Unterhaltungselektroniksparte. Auch der Handel veränderte sich: Große Ketten wie Saturn oder Mediamarkt verdrängten die kleinen Radio- und Fernsehgeschäfte. Und deren Reparaturservice war plötzlich nicht mehr gefragt: Unterhaltungselektronik wurde zur Wegwerfware.
Das wirkte sich natürlich massiv auf die funkschau aus. Der Anzeigenumsatz brach deutlich ein, weil die werbetreibende Branche nach und nach „abstarb“, und die Leserzahl schrumpfte, weil die typische Zielgruppe, nämlich die Radio- und Fernsehtechniker, immer kleiner wurde. Tetzners Nachfolger Klaus H. Knapp, vormals Leiter der Siemens-Pressestelle, versuchte das Ruder herumzureißen, indem er aus der funkschau eine universelle Elektronikzeitschrift machen wollte. Doch hier war der Markt bereits von anderen Titeln besetzt, insbesondere von der im gleichen Verlag erscheinenden ELEKTRONIK.
Nach einer Phase der Konsolidierung hatte man dann endlich ein neues Betätigungsfeld gefunden: die moderne Telekommunikation. Zunächst die drahtgebundene Technik, die sich seinerzeit mit der Einführung der ISDN-Technik von der Analogtechnik verabschiedete und digital wurde, sowie später der Mobilfunk. Hier wurde ja endlich wieder gefunkt, und die funkschau begleitete die Entwicklung der Handy-Netze und -Telefone vom ersten Tag an.
Gefunkt wird immer noch
Nachdem es in den 1990er-Jahren auf Grund der strukturellen Veränderungen der Elektronikbranchen nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit bei der Fachpresse zu einem Konzentrationsprozess kam, verkauften die Anteilseigner des Franzis-Verlages, Verlag und Zeitschriften an die Weka-Mediengruppe, die inzwischen auch andere Elektronik-, Computer- und Fachhandels-Titel übernommen hatte. Hier existiert die funkschau heute noch und erfüllt trotz ihren hohen Alters die aktuellen Informationsbedürfnisse der professionellen Techniker in der ITK-Industrie, die sich mit Telekommunikation, Datacenter und moblien Lösungen, wie moderne Wireless-Technologien für die IT befassen – denn gefunkt wird schließlich immer noch!