Beim Franzis-Verlag hatte man inzwischen erkannt, welches Potenzial in der Zeitschrift steckte, wenn sie überregional angeboten und mit einem professionelleren Konzept sowie Äußeren ausgestattet sein würde. So entschlossen sich der Verlag und der als außerordentlich kreativ bekannte Chefredakteur Karl Ernst Wacker Mitte 1928, den etwas dilettantisch anmutenden Titel „Der Bastler“ abzulegen. Als Grund nannte „die Schriftleitung“, dass es inzwischen im Rundfunkwesen mehr Themen gäbe, als nur den Selbstbau von Radios. „Es soll dem Rundfunkhörer Gelegenheit gegeben werden, sich über die neuesten Entwicklungen der Radiotechnik über moderne Apparate und Teile dazu genügend zu unterrichten...“ konnte man in Heft 26 des 2. Jahrgangs 1928 nachlesen, „Wir glauben bestimmt, dass unsere Leser unter der neuen Flagge noch besser fahren werden, denn bisher.“
Und die „neue Flagge“ war der Name „funkschau“, der in schmissiger Typografie auf dem Titelkopf der wöchentlichen Ausgaben gedruckt war. Obwohl es bei der elektronischen Nachrichtenübermittlung zu jener Zeit schon lange nicht mehr „funkte“, hatte sich der Begriff inzwischen so gut eingeführt, dass er sich bis dato gehalten hat.
Mehr als „Basteleien“
Schon die erste Ausgabe vom Juli 1928 ließ erkennen, dass mehr als „Basteleien“ im Heft zu finden sein sollten: Mit der Frage „Kann man Gedanken hören?“ befasste sich ein nicht Geringerer als Manfred von Ardenne, damals schon ein hoch angesehener Fachautor. Er stellte umfangreiches technisches Gerät vor und beschrieb die „Physikalischen Möglichkeiten ... zum Abhören von Gedanken“. Allerdings kam er in dem Beitrag nicht zu einem positiven Ergebnis: „...leider ist es bisher nicht gelungen, irgendwelche elektrische Felder bei Denkvorgängen nachzuweisen!“
Natürlich wurde auch die Selbstbau-Klientel unter Lesern nicht vernachlässigt. Nur wurden die Bauanleitungen immer anspruchsvoller: Die Selbstbauradios hatten immer mehr Kreise und Röhren und wurden immer leistungsfähiger. Doch auf die Titelseite kam jetzt jeweils ein professionelles Thema, beispielsweise Bildübertragung mit Faksimile, Bericht von der Funkausstellung, Fernsehtechnik, elektronische Musikinstrumente, Funk im Bergwerk, Flugfunk oder Funkfernsteuerung von Automobilen. Alles das ruft für uns heute nicht unbedingt Erstaunen hervor, aber 1928 waren das sensationelle Entwicklungen, die durchaus visionären Charakter hatten.
Visionäre Technik
Im Januar 1931 machte die funkschau wieder mit einem visionären Artikel auf „Rundfunk im Jahr 2000“. Der Verfasser Hans Dominik (1872 – 1945), seines Zeichens Elektroingenieur, war damals auch erfolgreicher und bekannter Science-Fiction-Autor. In den kommenden 70 Jahren würde seiner Meinung nach die Technik sich so weit entwickeln, dass es billige und zuverlässige Empfangsapparate gäbe, „die mit einem Knopfdruck ... neue Klänge und neue Bilder aus allen Teilen der Erde bringen“. Heute ist das dank Internet und Digitaltechnik, von denen Dominik sicherlich noch nichts ahnen konnte, längst Alltag.
Die funkschau blieb natürlich auch nahe am immer schneller werdenden Pulsschlag der realen technischen Entwicklung der erst wenige Jahre alten elektronischen Kommunikationstechnik. So ging es 1931 um das Autoradio, den weltweiten Kurzwellenempfang und natürlich immer wieder um das Fernsehen, übrigens auch in Farbe. Resümee des Jahres 1931: „Rundfunk dringt überall ein!“