Rückblick

Es funkt noch immer - eine Zeitreise mit der funkschau

10. September 2013, 16:06 Uhr | Peter von Bechen

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Bastlerbewegung

Radiohören war damals nicht so einfach und komfortabel wie wir das heute kennen: An den Geräten gab es eine Vielzahl von Knöpfen und Hebeln, die zum optimalen Empfang recht mühsam eingestellt werden mussten. Wer damit zurechtkommen wollte, brauchte fachkundige Hilfe. Die gab es bei den zahlreichen Vereinen und Klubs, die sich überall mit Beginn des Rundfunkzeitalters bildeten, so auch beim Süddeutschen Radioklub. Außerdem war ein Radiogerät damals eine recht teure Angelegenheit: Ein Markenempfänger konnte leicht einige Monatslöhne des Normalverdieners kosten. Das lag unter anderem daran, dass die Radiofirmen nicht unerhebliche Lizenzgebühren an die Patentinhaber, wie Telefunken, zahlen mussten.

Um trotzdem an ein Radio zu kommen, blieb deshalb vielen am Rundfunk Interessierten nichts anderes übrig, als ein solches Gerät selbst zu bauen. In ganz Deutschland entstand eine regelrechte „Bastlerbewegung“. Im Nahbereich konnte man schon mit einfachen Detektorgeräten dem Ortssender einigermaßen brauchbar mittels Kopfhörer lauschen. Den konnte auch ein technischer Laie zum Laufen bringen, wenn er denn die richtige Anleitung dazu hatte. Und die fand er dort, wo er auch die Informationen zu den ausgestrahlten Sendungen bekam, nämlich in der Programmzeitschrift.

Auch in der „Bayerischen Radiozeitung“ gab es regelmäßig technische Tipps. Weil die immer größeren Raum einnahmen, entschloss sich der Verlag, diese in einer eigenen Beilage zusammenzufassen. Diese erschien erstmals am 2. Januar 1927 wöchentlich mit jeweils acht Seiten Umfang und trug den Titel „Der Bastler“. Interessanterweise beschäftigten sich die ersten Ausgaben nicht nur mit der reinen Technik, sondern man stellte auch die Bedeutung des neuen Mediums als „Werkzeug für Kunst und Kultur“ dar.

Aber der Fokus lag eindeutig auf der Vermittlung technischer Fähigkeiten: „Der Bastler will mitsorgen helfen, dass auch für die Nichttechniker und Nichtwissenschaftler die Kunst des drahtlosen Empfanges nicht ewig ein Buch mit sieben Siegeln bleibt“. So fanden die Leser viele leicht verständliche Erklärungen der komplexen technischen Zusammenhänge und nachbausichere Anleitungen für Geräte.

Typische Themen waren die Verbesserung der Trennschärfe, Erhöhung der Empfangsleistung sowie der Betrieb des Radios aus dem Lichtnetz, der die teuren Batterien überflüssig machte. Zu den frühen Autoren gehörte der spätere Chefredakteur und Leiter des Franzis-Verlages, Erich Schwandt, der in seinen Beiträgen solche technischen Verbesserungsmöglichkeiten und deren praktische Umsetzung beschrieb. Auch hielt er sich nicht zurück, diese von der Geräteindustrie für die nächsten Produktgeneration zu fordern. So erschienen 1927 und 1928 die ersten Netzempfänger der Industrie, und 1930 waren Batterien nur noch bei Kofferradios notwendig.

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  1. Es funkt noch immer - eine Zeitreise mit der funkschau
  2. Bastlerbewegung
  3. Der Bastler wird funkschau
  4. Die funkschau im Dritten Reich
  5. Neubeginn nach dem Krieg
  6. Mutterschiff funkschau
  7. Über Peter von Bechen

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