Carrier-Kritik wegen Rückbelastungen

Herweck: Netzbetreiber behandeln Partner wie Feinde

29. Mai 2011, 19:55 Uhr | Folker Lück
Firmenchef Jörg Herweck: Über Netzbetreiber-Vertriebspolitik verärgert (Foto: Herweck AG)

Die Hausmesse »Perspectives« war wieder ein großer Erfolg, die Geschäftszahlen könnten kaum besser sein. Dennoch herrscht Unmut bei Herweck: Immer mehr Fachhandelspartner haben mit Rückbelastungen im Mobilfunkgeschäft zu kämpfen.

Eigentlich herrscht beim saarländischen TK-Grossisten Herweck AG eitel Sonnenschein: Über 1.000 Fachbesucher kamen kürzlich auf die Hausmesse »Perspectives«, zehn potenziellen Ausstellern musste man sogar absagen, weil nicht mehr genug Platz vorhanden war. Aufgrund der Konsolidierung im TK-Segment (z.B. Degen) verzeichnet man einen spürbaren Kundenzuwachs, woraus sich im vergangenen Kalenderjahr ein saftiges Umsatzplus von 30 Prozent ergab. Für dieses Jahr erwartet das langjährige Geschäftsführer-Duo Jörg Herweck und Dieter Philippi »nur« 15 bis 20 Prozent Zuwachs. Die Firmenchefs betonen dabei, dass es sich nicht um echtes Marktwachstum handelt, sondern dass die guten Zahlen primär durch Verdrängungswettbewerb entstanden sind. Beim Blick aufs Detail wird deutlich, dass sich bei Herweck hauptsächlich das Systemhausgeschäft positiv entwickelt, während der Bereich TK-Fachhandel als eher schwierig gilt.

Ein gewichtiger Grund für das zähe Fachhandelsgeschäft ist den Herweck-Geschäftsführern zufolge das aktuelle Gebaren der Netzbetreiber in Sachen Rückbelastungen an den Handel. Zwar hat es solche Rückbelastungen bei »faulen« Mobilfunkverträgen (Kunde zahlt nicht) schon immer gegeben, doch seit einigen Monaten werden Händlern reihenweise Provisionszahlungen rückbelastet, so dass einige Herweck-Partner bereits ernsthaft in Schwierigkeiten geraten sind. Auch dem Distributor, der an über ihn abgewickelten Neuverträgen mit verdient, geht mit jeder Rückbelastung Geld verloren.

Jörg Herweck sieht das Vorgehen der Netzbetreiber zwiespältig: »Natürlich ist es grundsätzlich in Ordnung, die Provision zurück zu verlangen, wenn der Kunde nicht zahlt«, räumt er ein. Den Netzbetreibern wirft er jedoch vor, viel zu träge zu agieren, so dass der Fachhändler keine Chance mehr habe, nachzubessern oder herauszufinden, warum ein Kunde nicht zahlt. »Schon wenn ein Kunde auf das nach fünf Tagen zugesandte Begrüßungsschreiben nicht reagiert, müsste der Fachhandelspartner informiert werden«, fordert Herweck. Dann bestehe eine reelle Chance, den Kunden zu kontaktieren. Es könne schließlich auch vorkommen, dass schlicht bei der Dateneingabe etwas falsch gelaufen sei.

Stattdessen erfahren die Händler im Regelfall erst nach Monaten, teils erst nach Jahren von den säumigen Kunden. Und dies nur dadurch, indem ihnen ohne weitere Erläuterung die längst überwiesene Provision vom Konto abgebucht wird. »Der Handel wird hier von den Netzbetreibern nicht wie ein Partner, sondern wie ein Feind behandelt«, ärgert sich Herweck. Die Probleme resultieren nach Einschätzung des Grossisten hauptsächlich aus einer falschen Vertriebspolitik der Carrier: Noch immer gehe es ausschließlich darum, möglichst viele neue Kunden zu gewinnen. Anstatt in einem nahezu gesättigten Markt dieser altertümlichen Stückzahlregelung hinterher zu laufen, sollte man auf Qualität statt auf Quantität setzen, fordert Herweck. Dies müsse einher gehen mit einer neuen Provisionsregelung für den Handel. »Das könnte eine Airtime-Beteiligung sein«, regt Herweck an. Die Mobilfunkanbieter argumentieren laut Herweck derweil mit Datenschutzgründen, weshalb der Handel nicht über Probleme mit Kunden informiert werde. Fakt sei jedoch, dass die Mobilfunker »schlechte« Kunden oft an Inkassofirmen verkaufen und sich so dieser Problemfälle bequem entledigen. Der Dumme ist am Ende immer der Händler.


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