Unternehmen durch Normenrevision zu Anpassungen verpflichtet

ISO 9001 stellt Weichen im Qualitätsmanagement um

20. August 2015, 10:08 Uhr | Regina Mühlich, Adorga Solutions

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Risikobasierter Ansatz

Einer der Schwerpunkte der Neuerungen ist der „risikobasierte Ansatz“. Die Revision sieht keine Forderung nach einem standardisierten Risikomanagement, wie es zum Beispiel die ISO 31000:2009 fordert, vor. Ebenso existiert kein eigenes Kapitel zum Thema „Risikomanagement“. Der Ansatz des „risikobasierten“ Denkens zieht sich stattdessen durch die entsprechenden Kapitel der ISO-Norm und umfasst die Identifizierung von Risiken als auch das Ergreifen entsprechender Maßnahmen. Dreh- und Angelpunkt sind die Risikobetrachtung und Risikoprävention. Risiko meint im Sinn der Norm die Wirkung von Unsicherheiten auf ein erwartetes und mögliches Ergebnis. Kategorien „risikobasierten“ Denkens sind unter anderem Risiken durch Änderungen, Risiken nach Leistungserbringung, Beschaffungsrisiken, Prozessrisiken oder Risiken in der Unternehmensplanung. Sie umschreiben dabei keineswegs eine negative Erscheinung, sondern können ebenso positiv gerichtet Chancen bieten. Der „risikobasierte Ansatz“ betont somit den Aspekt der Prävention und Vorbeugung. Ganz neu ist dieser Ansatz nicht, in derart ausgeprägter Form bisher jedoch nicht Bestandteil der ISO 9001.

Stakeholder-Ansatz

Der Stakeholder-Ansatz begegnet den Ansprüchen der interessierten Parteien. Er findet seinen Ursprung in den Anforderungen der Stakeholder aus der ISO 9004. Interessierte Parteien sind neben den Mitarbeitern, Kunden und Eigentümern auch Lieferanten, Investoren, Banken, die Gesellschaft sowie Mitbewerber und Auftraggeber. Seine Stakeholder zu kennen, sie einzuschätzen und zu wissen, wie man mit ihnen umgeht, sind Kernpunkte des Ansatzes. Der risikobasierte Ansatz findet sich auch hier wieder. Die Organisation muss demnach die Informationen über die interessierten Parteien sowie deren relevante Anforderungen überwachen und prüfen.

Prozessorientierter Ansatz

Die neue Revision führt die Unterstützung der Einführung eines Prozessansatzes zur Entwicklung, Umsetzung und Verbesserung der Wirksamkeit des QM-Systems weiter. Sie spezifiziert die Anforderungen an ein prozessorientiertes Management. Demnach muss der In- und Output eines jeden Prozesses exakt definiert werden. Die Messung der Leistungserkennung, die Festlegung der Verantwortlichkeiten, Prozessverantwortung usw. sind künftig vorgegeben. Für Unternehmen bedeutet das, Prozesse, ihre Reihenfolge und Abhängigkeiten zukünftig klarer zu definieren. Im Mittelpunkt steht in diesem Zusammenhang die Kundenzufriedenheit, geht es doch nicht nur, aber auch um die Steigerung des Kundenvertrauens. Der prozessorientierte Ansatz bewirkt die Verbesserung von Prozessen basierend auf der Beurteilung von Daten und Informationen und führt so zu einer wirksamen Prozessleitung.

Revision fordert Umdenken für Unternehmen und die Akteure des QM

Unternehmen, die nach der DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert sind, haben nach Veröffentlichung der neuen Norm (voraussichtlich September 2015) drei Jahre Zeit, ihr Qualitätsmanagement entsprechend den neuen Anforderungen umzustellen. Dies kann adhoc „auf einen Schlag“ oder stufenweise unter Nutzung des Überwachungsaudits geschehen. Im Rahmen einer Re-Zertifizierung empfiehlt sich allerdings nicht, die Drei-Jahres-Frist komplett auszureizen. Die Unternehmen, die eine Zertifizierung nach ISO planen, können und sollten bereits nach den neuen Regelungen loslegen. Erfahrungsgemäß dauert die Implementierung eines QM-Systems beziehungsweise die Vorbereitung für die Zertifizierung etwa zwölf Monate. Unterstützung bei der Einführung oder der Überarbeitung eines systematischen Qualitätsmanagements erfahren Unternehmen bei spezialisierten, externen Dienstleistern. Mit fachlicher Expertise helfen ebendiese vor allem auch in der Übergangsphase, halten ihre Mandanten über anstehende Veränderungen und Anforderungen im Bereich QM auf dem Laufenden und stellen so gemeinsam mit dem Unternehmen die Weichen für die Zukunft.

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