Verkabelungsinfrastruktur im Datacenter

IT-Cabling - kann doch jeder! Oder?

16. Juni 2017, 8:22 Uhr | Autor: Stefan Wiener / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Bedarf an höherer Bandbreite steigt

Der Bedarf an immer höherer Bandbreite, der ein ständig wachsendes Phänomen unseres Informationszeitalters ist, schlägt sich in der Entwicklung neuer, noch performanterer Übertragungsprotokolle nieder. Die nachfolgend beschriebenen Protokolle befinden sich noch in der Standardisierung: Im Multimode-Bereich gibt es Überlegungen zu 200 GBE-SR4; an 400 GBE-SR16 wird gearbeitet. Die 400 GBE-Variante verwendet 32 Fasern in zwei 16 Faser-Arrays auf einem MTP-basierten Steckverbinder und benutzt wie die 100 GBE-SR4-Technologie 25 GBE lane speed und ermöglicht eine Übertragungsstrecke von 100m. Die Standardisierung der Technologie wird noch für 2017 erwartet. Im Falle der 200 GBE-SR4-Variante wird der gleiche Steckverbindertyp wie bei 40 und 100 GBE-SR4 eingesetzt, bei dem 8 Fasern verwendet werden; hier jedoch mit der doppelten Geschwindigkeit von 50 GBE lane speed. Zur Standardisierung dieser Variante gibt es gegenwärtig Überlegungen bei IEEE; die finale Verabschiedung ist für 2018/2019 anvisiert. Der nächstfolgende Schritt wird eine auf 100 GBE lane speed basierende Applikation auf acht parallelen Fasern sein: 400 GBE-SR4. Mit dieser Anwendung ist jedoch nicht vor den 2020er Jahren zu rechnen.

Für den Singlemode-Bereich arbeitet man ebenfalls an 50 GBE lane speed-Lösungen, die als 200 GBE-DR4 (500m), 200 GBE-FR4 (km) beziehungsweise. 200 GBE-LR4 (10 km) angeboten werden sollen; hierzu laufen noch Überlegungen. Einen Schritt weiter sind bereits die Applikationen 400GBE-FR8 und 400GBE-LR8, die sich bereits in der Standardisierung befinden.

Die „FR“-, „LR“- und „ER“-Anwendungen sind für die MAN- und WAN-Netze interessant; für die hier näher betrachteten Rechenzentren sind es die eingangs genannten Applikationen.

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Verkabelungsschema für SR4-Protokoll basierte Multimode-Anwendungen
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Strukturierung von SR4 basierten Applikationen
Für die strukturierte Verkabelung im Rechenzentrum wirft die Singlemode-Anwendung neue Fragen auf, die Rosenberger OSI durch Erweiterung des zunächst für Multimode-SR4-Anwendungen entwickelten Verkabelungskonzeptes “PreCONNECT OCTO” auf Singlemode-Anwendungen unter einem ganzheitlichen Ansatz betrachtet.

Verkabelungsschema für PSM4-Protokoll basierte Singlemode-Anwendungen
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Die strukturierte Verkabelung für parallel optische Datenübertragungen wurde bereits vor Jahren in der Spezifikation ANSI/TIA 568-C beschrieben: Durch Verwendung von MTP key up – key up Kupplungen (Kupplungstyp B) konnte die Verkettung von MTP-Kabeln – gefertigt gemäß der Konfektionsmethode B – unter Erhalt der 1:12 Faserzuordnung gewährleistet werden; dabei ist lediglich eine wechselweise Anordnung von Kabeln mit MTP female- und Kabeln mit MTP male-Steckverbindern zu beachten. Für Singlemode-Anwendungen lässt sich eine solch einfache Anordnung nicht realisieren, da der MTP-Steckverbinder in der Singlemode-Version als MTP APC-Stecker mit 8°-Schrägschliff eingesetzt werden muss, um eine ausreichend hohe Rückflussdämpfung RL zu gewährleisten. Zur Verbindung zweier MTP APC-Steckverbinder muss zwingend eine MTP-Kupplung des Typs A (key up – key down) verwendet werden, was zur Folge hat, dass dadurch die 1:12-Faserzuordnung bei ausschließlicher Verwendung von MTP-Kabeln gemäß der Konfektionsmethode B nicht erreicht wird. Die Strukturierung der Verkabelung für Singlemode-Anwendungen entspricht dann der in der ANSI/TIA 568-C für Methode A für Multimode parallel optischer Datenübertragungen definierten Struktur. Eine eingehende und durchdachte Planung ist daher als Grundlage für eine zuverlässige Infrastruktur unabdingbar.

Parallel optische Datenübertragungen auf Basis der SR4-Protokolle beschalten lediglich acht Fasern – auch wenn als Interface der MTP 12-fach Steckverbinder eingesetzt wird. Moderne Verkabelungsinfrastrukturen für parallel optische Datenübertragungen verwenden daher nur noch Kabel mit acht Fasern beziehungsweise einem Vielfachen davon, anstelle der bis dato üblichen zwölf Fasern für MTP-basierte Verkabelungslösungen. Durch die geringere Anzahl von Fasern lassen sich besonders im Falle der Multimode-Applikationen deutlich Kosten einsparen.

Die Entwicklung der parallel optischen Datenübertragungen zeigt eindrucksvoll, wie rasant die Anforderungen an die Protokolle steigen – sowohl hinsichtlich der Geschwindigkeiten als auch der Übertragungsdistanzen. Immer neue Technologien sind zu deren Erfüllung erforderlich, die in ihrer Konsequenz die Verkabelungsinfrastruktur im Rechenzentrumsumfeld komplexer werden lassen.


  1. IT-Cabling - kann doch jeder! Oder?
  2. Bedarf an höherer Bandbreite steigt
  3. Installation und Betrieb im Rechenzentrum

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