Cloudification

Mit vereinten Kräften

7. Februar 2019, 13:34 Uhr | Autor: Santiago Madruga / Redaktion: Sabine Narloch
© funkschau / Quelle: 123rf

Bei der Cloudifizierung geht es nicht nur um Technologien, sondern auch um die Organisationsstrukturen und die Unternehmenskultur bei Telekommunikationsdienstleistern. Um fit für die Zukunft zu werden, bedarf es einer Bündelung aller Aspekte.

Communication Service Provider (CSPs, Kommunikationsdienstleister) auf der ganzen Welt wollen ihre Wettbewerbsposition im digitalen Zeitalter verbessern, zunächst aber müssen sie agiler und schlanker werden. Es sind viele Innovationen verfügbar, die bei dieser Aufgabe helfen können: NFV (Network Function Virtualization), SDN (Software-defined Networking), die Konvergenz von Netzwerken und IT, Cloudifizierung und DevOps. In den meisten Fällen sind die erforderlichen Technologien bereits vorhanden und bereit für den Einsatz in unternehmenskritischen Umgebungen. Die zugehörigen betrieblichen Prozesse und die damit verbundenen Mentalitäten bedürfen jedoch oft einer gründlichen Überprüfung und Überarbeitung.

Viele CSPs haben bereits modernisiert. Die unter anderem in Frankreich, den Benelux-Staaten und Israel tätige Altice Group errichtet gegenwärtig eine ganzheitliche NFV-Plattform, um damit den Großteil des mobilen Datenverkehrs zu betreiben. Der britische Telekommunikations- und Internetdienstleister Three UK hat eines der weltweit ersten, massiv skalierbaren Cloud-nativen Kernnetzwerke entwickelt und kann damit flexibel auf die Serviceanforderungen der Kunden reagieren.

Sobald CSPs die ersten NFV-Anwendungsszenarien etabliert haben, sollten sie ihre Aufmerksamkeit darauf richten, wie sie diese skalieren sowie ihre Betriebsprozesse anpassen und verbessern können, um agiler und schlanker zu werden. Open-Source-Technologien sind ein wichtiger Faktor für den Wandel in diesem Prozess. Sie fördern die gewünschte Innovation und unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie entwickelt werden, von anderen proprietären Technologien.

Viele CSPs beteiligen sich heute aktiv in Open-Source-Communities, entweder unabhängig oder gemeinsam mit ihren Softwarelieferanten und anderen Unternehmen. Telefonica und Orange etwa haben Engineering-Programme in der OpenStack-Community durchgeführt, um die OpenStack-Roadmap an die Bedürfnisse von CSPs für NFV-Anwendungsszenarien anzupassen. Die dabei entwickelten Innovationen stehen der gesamten Branche zur Verfügung und tragen durch das Engagement vieler Akteure dazu bei, OpenStack auf dem neuesten Stand zu halten.

Migration in die Cloud
Die Cloudifizierung ermöglicht eine höhere Geschwindigkeit und Effizienz. Digital-native Unternehmen, die in der Cloud entstanden sind, sind agiler und innovativer. Das gilt auch für viele Over-the-Top (OTT)-Dienste, die heute mit CSPs im Wettbewerb um die Mehrwertdienste stehen, die Margen und Kundenbindung steigern. OTT-Anbieter können ohne große Investitionen oder Verpflichtungen freier mit neuen Diensten experimentieren; zudem haben sie keine Angst vor dem Scheitern. Und wenn ein Service sehr erfolgreich wird, kann er schnell und zuverlässig skaliert werden.

Die meisten CSPs sind nicht direkt in der Cloud entstanden, haben sich aber schnell angepasst. Sie machen den Schritt weg von dedizierter Hardware und weg von monolithischen Systemen mit proprietärer Software, die nur auf einem bestimmten Gerät läuft. Dies ist  jedoch ein Wandel, der einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Insbesondere dann, wenn es sich um CSPs handelt, die über eine große Zahl von Legacy-Systemen verfügen, die möglicherweise noch nicht vollständig amortisiert sind. Stehen Geräte am Ende ihres Lebenszyklus oder wenn neue Projekte gestartet werden, kommen Systeme mit moderneren Architekturen zum Einsatz. Diese sind typischerweise Open-Source-basiert, was dazu beiträgt, Herstellerabhängigkeit zu vermeiden; als noch gefährlicher kann sich allerdings individuell angepasster Open Source Code erweisen, der von Standard Upstream Communities abweicht.

Wandel in der Unternehmenskultur
Agilität und Effizienz entstehen nicht nur durch technologische Innovationen, sondern erfordern auch Veränderungen in den Prozessen, der Mentalität und der Unternehmenskultur. Einer von Red Hat beauftragten und von TechValidate ausgeführten Studie zur Open-Source-Kultur zufolge zeigte sich, dass 91 Prozent der Befragten in allen Branchen der Meinung waren, dass der Einsatz neuer Technologien eine zentrale Rolle für den Erfolg ihres Unternehmens spielt.
81 Prozent der Befragten stimmten zu, dass eine offene Unternehmenskultur für ihre Organisation wichtig ist. Allerdings gaben nur 67 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen über die notwendigen Ressourcen verfügt, um eine offene Kultur aufzubauen, wobei 59 Prozent von ihnen Legacy-Systeme und veraltete Technologien als Hindernis für Veränderungen identifizieren.

CSPs arbeiten in der Regel projektorientiert und stellen sicher, dass jeder neue Dienst oder jede neue Anwendung „hundert-prozentig funktionieren“, bevor sie bereitgestellt werden. Und das zu Recht. In der alten unflexiblen Welt ist dies absolut notwendig. Die Möglichkeit, Dinge spontan zu überarbeiten, ist hier keine Option. Cloud-Umgebungen sind anders. Sie brechen die starre Kopplung zwischen Hard- und Software und sogar zwischen verschiedenen Ebenen der Softwarearchitektur auf und ermöglichen eine höhere Flexibilität.

Damit sind schnellere Anpassungen möglich, ohne die Zuverlässigkeit und den Betrieb zu gefährden; aber dies erfordert auch eine Überprüfung von Organisation, Prozessen und Mentalitäten. Derart weitreichende Veränderungen benötigen Zeit und ein schrittweises, projektorientiertes Vorgehen. Der Aufbau offener Cloud-Plattformen zur Virtualisierung ist ein erster Schritt, CSPs sind damit auf einem guten Weg.

Santiago Madruga ist Vice President of Communications Service Providers Market, Red Hat EMEA

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