Studie

Münchner Kreis: Deutschlands digitale Zukunft

15. Januar 2015, 10:34 Uhr | Quelle: Münchner Kreis

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sechs erfolgskritische "Zukunftsräume" definiert

Die 29 Thesen, die die Herausforderungen der Digitalisierung thematisieren, sind ein erstes wichtiges Ergebnis der Zukunftsstudie. Fasst man die Thesen inhaltlich zusammen, entstehen sechs Zukunftsräume.
© Münchner Kreis

Die sechs in der Studie identifizierten "Zukunftsräume" sind:

  • Ausbildung von Verlierern?
    61 Prozent der Befragten sehen den Fachkräftemangel vor allem im MINT-Bereich heute als strukturelle Herausforderung. Um dem zu begegnen, muss das Bildungssystem so schnell wie möglich an die Gegebenheiten der digitalen Welt angepasst werden, die Lehrerausbildung besser ausgestaltet und die digitale Kompetenz jedes einzelnen Bürgers erhöht werden.
  • Digitale Politik nicht „up-to-date“?
    Die Politik ist der Digitalisierung in ihrer heutigen Organisationsform nicht gewachsen. 86 Prozent der Experten sehen hier Restrukturierungsbedarf und denken dabei insbesondere an die Schaffung eines fachübergreifenden Bundesministeriums für Digitalisierung und Medien.
  • Mangelnde Datensouveränität
    Datensouveränität sollte in Zukunft als Schlüssel zur digitalen Ökonomie verstanden und sichergestellt werden. Darüber hinaus müssen Bürgerrechte und -freiheiten geschützt werden. 65 Prozent der Befragten stimmen der These zu, dass die Vorbehalte der Nutzer gegenüber Datenmissbrauch gegenüber den Vorteilen der Nutzung in den Hintergrund treten.
  • Sackgasse: "Made FOR Germany"?
    Die Umsetzung von Innovationsstrategien durch deutsche Unternehmen wird von mehr als der Hälfte der teilnehmenden Experten als zu selten, zu langsam und mit zu geringem wirtschaftlichem Erfolg beurteilt. "Think BIG" müsse zur Tugend in deutschen Unternehmen werden.
  • Verharren in ausgedienten Handlungsmustern?
    Drei Fünftel der Experten bestätigen, dass die deutsche Wirtschaft zu sehr in bisher oft erfolgreichen, jedoch ausgedienten Handlungsmustern verharrt. Dadurch wird die Verwirklichung von innovativen Produktstrategien und Geschäftsmodellen vielfach verhindert. Erfolgreich kann Deutschland in Zukunft nur sein, wenn die Unternehmen mehr Mut zur Selbstkannibalisierung beweisen, branchenübergreifend kooperieren und den Mittelstand einbeziehen.
  • Zu schnell für die deutsche Wirtschaft?
    Die Experten bestätigen, dass das bisherige Fördersystem von Forschung und Entwicklung sowie die Umsetzung und internationale Vermarktung den digitalen Märkten nicht genügen. Um digitale Produkte erfolgreich einzuführen, muss eine schnelle Erprobung ebenso erfolgen wie eine frühe Verbreitung. Alle Akteure – Politik, Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Verbände – müssen sich sowohl mit Prinzipien als auch Chancen der digitalen Welt nachhaltig auseinandersetzen.

Zur Methodik: Für die Zukunftsstudie Phase VI des Münchner Kreis haben 517 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in einer von TNS Infratest durchgeführten Online-Befragung 29 aus Trends und Entwicklungsprognosen gewonnene Thesen beurteilt, die unterschiedliche Herausforderungen der Digitalisierung thematisieren. Auf Grundlage dieser Experteneinschätzungen wurden in Workshops Impulse für denkbare Wege in die digitale Zukunft entwickelt.


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  2. Sechs erfolgskritische "Zukunftsräume" definiert

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