Trotz großer Erfolge der Wettbewerber auf dem deutschen Markt darf die wirtschaftliche und strategische Marktposition der Telekom nicht unterschätzt werden. „Sie verdient aufgrund ihrer ehemaligen Monopolstellung immer noch massiv an der gesamten Wertschöpfungskette mit. Die Wettbewerber müssen zentrale Vorleistungen unverändert bei ihr einkaufen“, erklärt VATM-Präsident Peer Knauer. Bereinigt um Vorleistungen beträgt der Marktanteil der Wettbewerbsunternehmen lediglich 44 Prozent, während er gemessen an den Außenerlösen noch bei 56 Prozent liegt. Trotz niedrigerer (bereinigter) Marktanteile liegt der Anteil der Wettbewerber an den Investitionen in Sachanlagen mit einem Anteil von 53 Prozent über dem der Telekom.
Auch das Thema Call-by-Call spielt für den deutschen Markt noch eine wichtige Rolle. Call-by-Call und Preselection gelten aus gutem Grunde seit jeher als Synonym für Wettbewerb und das Ende der TK-Monopolstrukturen. Ohne die Betreiber(vor)auswahl könnten die Kosten für die Verbraucher und mittelständische Betriebe steigen. Sie sorgt gerade im ländlichen Bereich für Wettbewerb. Für große Bevölkerungsgruppen ist Call-by-Call – weil unkompliziert handhabbar und kostengünstig – überdurchschnittlich wichtig. Wer zum Beispiel häufig Gespräche ins Ausland führen muss, ist mit Call-by-Call genauso gut beraten wie ältere Menschen oder Personen, die über ein vergleichsweise geringes Haushaltsbudget verfügen.
„So werden zum Beispiel rund ein Drittel aller Auslandsgesprächsminuten über Call-by-Call geführt“, wie Dieter Elixmann, Senior Consultant bei WIK-Consult, erläutert. Er ist Mit-Autor der WIK-Studie „Die Regulierung der Märkte 1* und 2** als Voraussetzung eines nachhaltigen und infrastrukturbasierten Dienstewettbewerbs“. „Insgesamt wird die Anzahl der aktiven Call-by-Call-Nutzer in Deutschland auf sechs bis sieben Millionen geschätzt", sagt Oliver Rockstein, Geschäftsführer von Tele2, einem der führenden Call-by-Call-Anbieter in Deutschland: „Fällt diese Alternative weg, bedeutet das für diese Menschen unter Umständen nicht nur eine finanzielle Mehrbelastung, sondern auch eine erzwungene Einschränkung ihrer Wahlmöglichkeiten."
* Markt 1:Endkundenebene: Zugang von Privat- und Geschäftsleuten zum öffentlichen Telefonnetz an festen Standorten
** Markt 2: Vorleistungsebene: Verbindungsaufbau im öffentlichen Telefonnetz an festen Standorten