Nokia hat ein offizielles Angebot für den französischen Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent abgegeben. Die Übernahme könnte nicht nur die Position der Finnen gegenüber Ericsson festigen, sondern auch helfen, mit der wachsenden Konkurrenz aus China mitzuhalten.
Anfang vergangener Woche war es noch ein Gerücht, doch kurz danach legte Nokia ein konkretes Angebot vor: Die Finnen wollen den französischen Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent übernehmen. Nokia bietet 0,55 neue Aktien für jeden Anteilsschein des Wettbewerbers, was für die Aktionäre einem Aufschlag von 28 Prozent auf den Durchschnittswert der vergangenen drei Monate bedeutet. Derzeit soll Alcatel-Lucent rund 15,6 Milliarden Euro wert sein.
Die geplante Übernahme stellt einen riesigen Deal unter den Anbietern von Netzwerk- und Mobilfunktechnologien dar. »Zusammen erwarten wir die Größenordnung zu haben, um in jedem Gebiet zu führen, in dem wir antreten«, erklärt Rajeev Suri, CEO bei Nokia. Dazu zähle, profitables Wachstum voranzubringen, die Bedürfnisse der weltweiten Kundschaft zu befriedigen, neue Technologien zu entwickeln, Patente auszubauen und Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen. Ebenso enthusiastisch zeigen sich die Franzosen. Michel Combes, CEO bei Alcatel-Lucent sagt: »Eine Kombination aus Nokia und Alcatel-Lucent erschafft eine einzigartige Gelegenheit, um einen europäischen Champion und globalen Spitzenreiter bei Ultra-Breitband, IP-Networking und Cloud-Applikationen zu erschaffen.« Besonders in den USA und China will der vereinte Konzern seine Präsenz ausbauen. Das Unternehmen soll weiterhin unter dem Namen Nokia firmieren und vom gegenwärtigen Management der Finnen geleitet werden. Auch der Konzernsitz würde in Finnland bleiben, mit einer starken Vertretung in Frankreich.
»Ein Deal für die Zukunft«
Noch ist die Übernahme zwar nicht unter Dach und Fach, aber auch die französische Regierung soll sich positiv gestimmt gezeigt haben. Laut Berichten des Finanzdienstes Bloomberg traf sich Präsident François Hollande kurzfristig mit den CEOs beider Unternehmen und anschließend äußerte der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron: »Es ist ein guter Deal für Alcatel-Lucent, weil es ein Deal für die Zukunft ist.«
Seit der Übernahme der Smartphone-Sparte durch Microsoft hat sich Nokia recht erfolgreich auf die Rolle des Mobilfunkausrüsters konzentriert. Besonders an Marktführer Ericsson war jedoch bisher kein Herankommen und auch die Konkurrenz aus China durch Unternehmen wie Huawei steigt stetig. Alcatel-Lucent kämpft hingegen seit einiger Zeit mit schwachen Geschäften und hat zuletzt die Enterprise-Sparte an einen chinesischen Investor verkauft.
Mit vereinten Kräften könnte es den einstigen Wettbewerbern zukünftig aber gelingen, sich stärker und auf einer wirtschaftlicheren Basis gegen die Konkurrenz zu behaupten. Nokia geht von möglichen Einsparungen von jährlich 900 Millionen Euro im operativen Geschäft bis 2019 aus, sofern die Transaktion in der zweiten Hälfte 2016 abgeschlossen wird.
(Aufmacherbild: Nokia)