Viele Analysten sagen, die sogenannten Feature-Phones werden sterben, die Zukunft der Handys gehört Smartphones wie dem iPhone und Samsungs Galaxys. Und mache sagen, Nokia ist bereits 2010 gestorben, wegen iPhone und Galaxy. So ist es aber eben nicht.
Nokia hat das Smartphone erfunden, buchstäblich zehn Jahren bevor das iPhone erschien. Nokia hatte Touchscreen-Handys, Internet-Telefone, Handys und Spiele und sogar einen App-Store deutlich vor dem iPhone. Ja, natürlich hat Apple es besser gemacht. Das ist das, was Apple immer tut, wenn es den Mac, den iPod, iTunes oder iPhone und iPad einführte. Apple nimmt immer etwas, das bereits existiert und erfindet es völlig neu, um es besser zu machen. Aber Apple besitzt NIE einen neuen Markt. Apple nimmt nur das Sahnehäubchen jedes Marktes, macht die meisten Gewinne, und bewegt sich dann weiter, um etwas anderes (vielleicht als nächstes die iWatch) neu zu erfinden.
Im Jahr 2009 war Apple der weltweit drittgrößte Smartphone-Hersteller (Blackberry war der zweitgrößte) und Apple verkaufte 25,1 Millionen Smartphones. Im Jahr 2010 feierte Apple ein enormes Wachstum und erreichte 47,5 Millionen verkaufte Smartphones, um damit fast zu Blackberry aufzuschließen. Ja, Apple verdoppelt seine Smartphone-Verkäufe fast und ja, Apple hat 22,4 Millionen mehr Smartphones verkauft als 2009. Das ist erstaunlich und natürlich war die Börse geradezu hysterisch angesichts der Tatsache, wie toll Apple wuchs.
Jetzt zu Nokia - dem 'schwächelnden' Nokia, das im Jahr 2010 seine Smartphones immer noch auf dem "veralteten" Symbian-System verkaufte. Nokia verkaufte 2009 67,8 Mio. Smartphones. Hat Nokia im Jahr 2010 viel Umsatz an Apple verloren? Sind die Zahlen nach unten gegangen, während das iPhone von Apple so viel wuchs? Alles falsch. Nokia wuchs. Nokias Smartphone-Umsatz stieg auf 103,6 Mio. Geräte, d.h. um 35,8 Mio. Geräte! Die Kluft zwischen Apple- und Nokia-Smartphones wurde im Jahr 2010 nicht kleiner. Apple konnte nicht gegenüber Nokia aufholen. Die Kluft zwischen Apples iPhone und Nokia-Smartphones ist im Jahr 2010 gewachsen, nicht geschrumpft. Apple konnte nicht aufholen, Nokia ist vielmehr Apple (und Blackberry und Samsung) weiter davongelaufen. Und Nokia tat dies profitabel und seine Smartphone-Einheit lieferte im 4. Quartal 2010 einen Rekordgewinn - 884 Millionen Euro bei 10,4 % Gewinnmarge.
Nokia hat nicht verloren, die Zahlen sind glasklar, wenn man grundlegende mathematische Kenntnisse hat. Nokia war gerade dabei, auch den Smartphone-Markt zu gewinnen. Tatsache ist nicht nur, dass Nokia während des Kalenderjahrs 2010 stärker als Apple gewachsen ist, Nokia war auch mehr als doppelt so groß wie seine nächsten Rivalen wie z.B. Apple.
Von 2007 bis 2010 wuchsen die iPhone-Verkäufe und Apple gewann zunehmend Marktanteile. Diese gingen jedoch auf Kosten heimischer Rivalen wie Palm, welche tatsächlich dank Apple untergingen. Seit 2010 - der Nokia Zusammenbruch begann im Jahr 2011 - hat Apple dagegen keinen Zuwachs durch das iPhone bezüglich des Marktanteils mehr gesehen. Der iPhone-Marktanteil erreichte 2010 sein Maximum und geht seitdem nun schon seit Jahren zurück. Natürlich wächst die Anzahl der verkauften Geräte (und Apple macht damit wunderbare Gewinne), aber die Branche wächst stärker. Apple hatte einen Spitzen-Marktanteil von 21 % und hat seitdem bis jetzt auf 15 % verloren. Das ist eine Tatsache. Das iPhone von Apple hatte seine goldenen Jahre des massiven Marktanteilswachstum von 2007 bis 2010 – und Nokia wuchs prozentual fast genauso stark (in absoluten Zahlen noch stärker). Das iPhone hat in jenen Jahren also nicht Nokias Marktanteile aufgefressen, sondern das iPhone hat tatsächlich Nokia geholfen, zu wachsen, weil des den Smartphone-Markt auf eine neue Stufe gehoben hat.
Aber auch ab 2011, als Nokias Zusammenbruch nach der Symbian-Abkündigung von Stephen Elop begann, konnte das iPhone nicht davon profitieren. Der Gewinner aus Nokias Absturz war vielmehr Samsung. Im Jahr 2010 lag Samsungs Marktanteil bei Smartphones um die 8% (Nokia hatte 35%). Am Ende des Jahres 2013 lag Samsungs Marktanteil bei 32%, während Nokias rund 3% betrug. Und Apple? Ging von 16 % im Jahr 2010 auf heute 15 % zurück. Wenn also Blogger behaupten, dass Apple Nokias Absturz verursacht habe oder Apple von dem Nokia-Niedergang profitiert habe, kann man den Kollegen nur Inkompetenz in Mathematik unterstellen und raten, zukünftig auf derartige „Analysen“ zu verzichten.
Auf der nächsten Seite geht es dann noch einmal um Gerätezahlen und die Zukunft von Windows Phone. Klammheimlich haben nämlich große Marktforschungsfirmen wie IDC ihre ursprünglichen Prognosen mehr als halbiert – natürlich ohne großes Aufsehen, das wäre ja schließlich peinlich. Es ist schon fast lustig, dass meine eigene Prognose aus dem Jahr 2011 besser traf als IDC oder Gartner.