Die Türen zur IT fest zu verschließen und den Schlüssel ganz weit weg zu schmeißen – das war vor knapp zehn Jahren der Wunsch vieler Unternehmen, die darüber nachdachten, ihre IT komplett an entsprechende Dienstleister zu übergeben. Das Ziel waren Verträge mit langer Laufzeit und große Volumina – so genannte Total-Contract-Values (TCV) von mehreren Milliarden Euro. Die erwarteten IT-Kosteneinsparungen wurden häufig vorab (upfront) ausgezahlt.
Eine Entwicklung, die eine Vielzahl von zum Teil hoch spezialisierten Outsourcing-Dienstleistern hervor gebracht hat. Mittlerweile haben deren Kunden jedoch gelernt, mit Outsourcing besser – um nicht zu sagen realistischer – umzugehen. Die Folge ist, dass immer mehr ein Trend zum „Outtasking“ anstelle des traditionellen Outsourcings zu verzeichnen ist: statt die gesamte IT an einen Provider zu geben, geben Unternehmen genau umrissene Komponenten (Tasks) an verschiedene Provider und managen selber die Integration der erbrachten Leistungen.
Dabei gilt es, die immer komplexer werdenden (Integrations-) Kompetenzen im eigenen Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln und gleichzeitig die Make-or-Buy-Entscheidung ständig an aktuellen Geschäfts- und Industrieerfordernissen beziehungsweise -trends zu spiegeln. Ansonsten droht Unternehmen ein wahres Horrorszenario, wie beispielsweise durch den Indus-trietrend Konvergenz zwischen Mobil- und Festnetz und die damit verbundene notwendige Umstellung der kompletten Applikationslandschaft. So geschehen bei einem skandinavischen, integriertem TK-Unternehmen: Sowohl Festnetz als auch Mobilfunk-Outsourcer mussten in die Transformation eingebunden werden. Vertragliche und technologische Komplexität machten einen Quantensprung, die Integrationsfähigkeit und Vertragskontrolle gingen verloren. Das Ergebnis waren nahezu Handlungsfähigkeit und ein vollständiges finanzieller Desaster.
Wohl dem, der immer noch einen Ersatzschlüssel dabei hat.