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Prism versus Cloud?

24. Juli 2013, 15:27 Uhr | Max Schulze, Analyst, techconsult

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Cloud lebt weiter!

Die rasant entstandene Empörung über die Aktivitäten des amerikanischen oder auch des britischen Geheimdienstes stehen jedoch im Kontrast zu den Informationen, die der breiten Öffentlichkeit schon seit Jahren bekannt sind. Breits im Jahr 2001 wurde die Existenz des Spionagenetzes „Echelon“, umgesetzt von den USA, Großbritannien, Australien, Neuseelands und Kanada, durch das europäische Parlament bekanntgegeben. Echelon überwacht private und geschäftliche Telefongespräche, Faxverbindungen und Internet-Daten und wertet diese vollautomatisch nach festgelegten Kriterien aus. Dementsprechend ist Prism eine Neuauflage dieses älteren Spionageprogramms mit den Möglichkeiten der Technologien von heute. Der von den USA als direkte Antwort auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 ins Leben gerufene „Patriot Act“ zeigte zudem ganz offiziell, dass unter anderem der potenzielle Zugriff von US-Behörden auf Cloud-Daten amerikanischer Unternehmen schon lange möglich ist.

Reaktionen, die Cloud-Computing aufgrund des Bekanntwerdens zu einer Art „Prism-Cloud“ um etikettieren wollen, wirken daher wenig glaubwürdig und bilden zudem nicht die Mehrheitsmeinung der Unternehmen im deutschen Mittelstand ab. 61 Prozent der befragten Unternehmen, die Cloud-Computing bereits im Einsatz haben, gaben in unserer Langzeitstudie an, dass sie keine Konsequenzen wegen der Veröffentlichungen der Prism-Aktivitäten ziehen werden. Die Vorteile von Cloud-Computing überwiegen die durch Prism initiierten Bedenken. Jedes vierte Unternehmen der Befragung gab darüber hinaus an, genau abzuwägen, welche Daten letztendlich in die Cloud gegeben werden können und welche nicht, da diese bei Veröffentlichung einen elementaren Schaden für das Unternehmen hervorrufen würden. 19 Prozent der Cloud nutzenden Unternehmen möchten zukünftig ausschließlich auf die nach wie vor präferierte Cloud-Variante, der Private-Cloud setzen, um größtmögliche Sicherheit für Ihre Daten zu gewährleisten. Dem im Einklang steht mit 17 Prozent der Wunsch nach Cloud-Anbietern, deren Cloud-Services auf deutschen Rechenzentren basieren.

Negative Auswirkungen von Prism auf den Durchdringungsgrad von Cloud-Lösungen im deutschen Mittelstand werden vor allem bei Unternehmen deutlich, die noch nicht von der Cloud-Technologie für Ihr Unternehmen überzeugt waren. Die Bekanntmachung der Spionageaktivitäten bestätigt diese Unternehmen in ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Cloud-Services. So lehnen es nach wie vor 38 Prozent der befragten Unternehmen ab, zukünftig Cloud-Services für Ihre Belange einzusetzen und nennen als Multiplikator für ihre Ablehnung Prism. Auffallend in dieser Befragungswelle ist jedoch das Ergebnis, dass fast jedes zweite Unternehmen Cloud-Lösungen völlig unabhängig vom Spionageskandal nicht einsetzen möchte, da der Bedarf für das Unternehmen schlichtweg nicht vorhanden sei. Dieses Ergebnis zeigt, dass der überwiegende Teil der befragten Unternehmen die Cloud-Technologie nicht grundsätzlich im direkten Zusammenhang mit Spionageprogrammen sieht und Cloud-Services allein deshalb schon ablehnt.

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