Betrachten wir dagegen die Netzperformance, was für Echtzeitanwendungen, wie beispielsweise VoIP, ein entscheidender Faktor ist, so spielt die verwendete Übertragungstechnik sehr wohl eine gewichtige Rolle. Hier zeigt nun die MPLS-Technik, welche Datenpakete auf „Layer 2,5“ durch das Providernetz transportiert, nach wie vor seine exzellenten Qualitäten. Während ein SD-WAN bei Nutzung normaler öffentlicher Internetzugänge nur im Anschlussbereich priorisiert und optimiert, bekommt man beim MPLS einen Ende-zu-Ende-Service aus Providernetz und Anschlussleitungen. Sind dann die Standorte noch über einen Glasfaseranschluss angebunden, so wird das Netz hinsichtlich Bandbreite und Performance – Jitter, Delay und Paket Loss – optimale Werte generieren. Ein SD-WAN wird Echtzeitanwendungen daher auch stets über eine MPLS-Architektur schieben, falls diese als WAN-Pfad verfügbar ist.
Das Übertragungsnetz ist nur ein relativ geringer Kostenfaktor
Der Kostentreiber Nummer eins ist weniger das (MPLS-)Übertragungsnetz, sondern vielmehr die Art und Qualität der Anbindungsleitungen und dann natürlich noch das Service- und Betriebskonzept, welches man eventuell bei einem Systemhaus oder Provider einkauft.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass in den Ausführungen in diesem Beitrag vornehmlich der deutsche – vielleicht noch mitteleuropäische – Markt gemeint ist, denn international können die Preise für MPLS-Dienste teils extrem variieren und durchaus kostspielig werden, was auch den Erfolg der SD-WANs im Einsatz bei multinationalen Unternehmen erklärt. Dass jedoch für den deutschen Markt die grundsätzliche Aussage – ein SD-WAN sei kostengünstiger als ein MPLS-Netzwerk – nicht korrekt ist, verdeutlichen folgende zwei Beispiele:
Beispiel 1: Ein Unternehmen möchte die Kassendaten seiner 200 Filialen einmal am Tag zur Zentrale übertragen. Die Anwendung ist weder zeitkritisch noch bandbreitehungrig und eine hohe Verfügbarkeit ist auch kein Thema. Gleichzeitig kommt es oft zu Filialschließungen und Neueröffnungen – ein fast idealer Fall für ein SD-WAN, da Flexibilität gefragt ist und mittels günstiger XDSL und/oder LTE Verbindungen ein passendes Netz aufgebaut werden könnte.
Beispiel 2: Ein anderes Unternehmen möchte seine 100 Filialen, in denen Multimediatechnik verkauft und vorgeführt wird, vernetzen. Schließungen oder Umzüge sind selten, der Bandbreitenbedarf sowie die Qualitätsanforderungen extrem hoch. Ein ziemlich klarer Fall für eine Hochverfügbarkeitslösung und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man den besten Preis erlangen, wenn man mit einem Provider einen längerfristigen Vertrag verhandelt und er im Gegenzug die Lokationen günstig mit Glas erschließt und die Daten über ein MPLS führt – ein Multi VPN über XDSL und Mobilfunk hilft hier nicht weiter.
Selbstredend liegt die Realität immer irgendwo dazwischen und genau deshalb können Aussagen über die preisgünstigste Variante immer erst nach genauer Analyse der jeweiligen Anforderungen und den Gegebenheiten an den Standorten getroffen werden.