Da der SIP-Trunk ein Kind des Next-Generation-Networks (NGN) ist, muss der ITSP zunächst alle benötigten Systemkomponenten des NGN, des darunter liegenden Backbone- und des Access-Netzwerkes sorgfältig auswählen, aufeinander abstimmen und eine durchgängige Redundanz bis zum Kundenstandort schaffen. Hierbei hilft ihm Messtechnik, um Parameter der IP-Transportschicht, wie insbesondere Packet-Loss, -Delay und -Jitter, aber auch Parameter des SIP-basierten Sprachdienstes, wie Verbindungsaufbauzeit oder erfolgreicher Verbindungsaufbau pro Anrufversuch (Answer-Seizure-Ratio, ASR), erfolgreich zu optimieren.
Im laufenden NGN-Betrieb teilt sich dann die SIP-Trunk-bezogene Messtechnik in zwei Bereiche auf. Erstens: Das Network-Operation-Center (NOC) des ITSP muss mit Überwachungsmesstechnik die ordnungsgemäße Funktion des NGN samt Backbone überwachen. Dies erfolgt zum Großteil mit üblichen Protokollen und Methoden der Netzwerkkomponentenüberwachung wie etwa dem Simple-Network-Management-Protokoll (SNMP), mit dem zentrale Managementkonsolen allen Übertragungs- und Steuerungssystemkomponenten gemäß ihrer jeweils implementierten Message-Information-Base (MIB) ihren Health-Status entlocken. Dies können beispielsweise CPU-, Speicher- und Paketauslastung sein, da mit diesen oft schon im Vorfeld ein aufkommendes Problem erkannt werden kann. Da der Health Status aller Einzelkomponenten nicht zwingend den des Gesamtsystems beziehungsweise die Qualität der Sprachverbindungen widergibt und nicht abertausende Sprachverbindungen gleichzeitig gemessen werden können, kann man nur die Qualität von Referenz-Sprachverbindungen messen, wie es beispielsweise Nextragen in ITSP-NGN realisiert. Eine große Masse an gleichzeitigen Sprachverbindungen im NGN weist zum Glück statistisch erfassbare KPI-Parameter (Key-Performance-Indicator) auf. Beispielsweise die durchschnittliche Sprachverbindungsdauer. Zeigt das Überwachungssystem, dass diese signifikant sinkt, ist dies ein relevantes Zeichen dafür, dass eine Störung im NGN vorliegt. Über eine vorab definierte Drill-Down-Analyse kann und muss im Alarmfall die eigentliche Ursache eingegrenzt und beseitigt werden.
Der zweite Bereich, der messtechnisch untersucht werden muss, ist der aus ITSP-Sicht Kunden-individuelle: Er umfasst alle VoIP-Übertragungskomponenten, die sich zwischen dem NGN des ITSP und der TK-Anlage des Kunden befinden. Vor Ort sind dies Kunden-eigene, wie Firewall, E-SBC und Ethernet-Switche, aber auch Customer-Premises-Equipment (CPE) des ITSP oder eines Fremd-Carriers, das meist in Form eines WAN-Routers oder eines Integrated-Access-Devices (IAD) vorliegt. Auf der „Last Mile“-Verbindungstrecke sind dies verschiedene Übertragungsmedien und -Techniken, die ortsabhängig sind. So hängen die „Quality of Service“ (QoS) und Bandbreite der Brot-und-Butter-Technik xDSL sowohl stark von der Beschaffenheit und Länge der Kupferdoppelader als auch von möglichen Fremdstörern ab. Ferner kommen noch die Übertragungsstrecken des Access-Networks und Backbones bis zum VoIP-Eingangstor des NGN, den Session-Border-Controllern (SBC) des ITSP hinzu, die die SIP-Trunk-Kommunikation terminieren. Wird die Standortanbindung aus Sicht des ITSP von einem Fremd-Carrier geliefert, ist zusätzlich der Netzübergang von diesem zum ITSP zu berücksichtigen. Besteht kein direktes Peering zu diesem, kommt ein vierter Beteiligter hinzu: ein Internet-Knoten wie etwa der DE-CIX.