Ein Ansatz ist, den Aufwand – insbesondere personellen – deutlich zu drücken. Um keinen Fachmann mehr vor Ort entsenden zu müssen, soll der Test-Agent per Post versendet und von einem Nicht-Fachmann
angeschlossen werden können. Und er soll nicht nur vom ITSP, sondern auch vom zumeist involvierten TK-Anlagenbauer einfach konfiguriert werden können, am besten per Browser, online aus der Cloud. Und er soll sich an einem beliebigen Internetanschluss selbstständig und gesichert an der Cloud-Plattform anmelden und seine Konfiguration downloaden sowie seine Messdaten versenden können. Im Falle der QSC konnte dies in 2013 mit dem „QSC-Analyser“ realisiert werden, den man seit 2014 auch ganz einfach online bestellen kann.
Oder man nutzt eine PC-Software, die einen Vor-Ort-PC in eine TK-Simulationsanlage verwandelt, indem dieser an Stelle der echten TK-Anlage an das Kundennetzwerk angeschlossen wird und per SIP-Login eine SIP-Trunk-Verbindung zum ITSP aufbaut. Um keinen Gegenstellen-Test-Agent beim ITSP zu benötigen, baut diese Software Sprachverbindungen über den SBC des ITSP zu sich selbst auf und wertet diese aus. Dies ist zum Beispiel bei dem Testtool „TraceSim“ der Nextragen realisiert.
Strategisch am besten und kostensparendsten ist es, vorab dafür zu sorgen, dass all diese Messungen sofort die hinreichende Güte der IP-Übertragungstrecke nachweisen können, weil diese lückenlos mit QoS konstruiert wurde. Selten wird hier der Bandbreitenbedarf von circa 100 kBit/s pro SIP-Trunk-Sprachkanal nicht eingeplant. Eher wird versäumt, dass auf jedem Übertragungssegment, auf dem die Sprachdaten mit anderen Daten um die Bandbreite buhlen, ein bidirektionaler Priorisierungsmechanismus für sie implementiert werden muss. Dies gilt auch für schnelle LANs, aber insbesondere an Stellen mit einem Bandbreitensprung nach unten, wie er oft bei der IP-Standortanbindung vorliegt. Kommt diese Standortanbindung vom ITSP selbst, hat der sicherlich die Sprachdatenpriorisierung schon eingebaut. Kommt sie von einem anderen Carrier, ist dessen Hilfe gefragt: alle Daten, die vom NGN des ITSP kommen beziehungsweise zu diesem gehen, müssen priorisiert werden beziehungsweise einen Bandbreitenschutz erhalten. Router können dies am einfachsten über das Kriterium „Source-“ beziehungsweise „Destination-Address“. Um dieses Kriterium so einfach wie möglich zu gestalten, hat sich zum Beispiel QSC dazu entschlossen, dass seine SBC nur in zwei unveränderbaren, öffentlichen IP-Subnetzen stehen. Dies hat auch den Vorteil, dass eine Kunden-Firewall oder ein -Enterprise-SBC auch nur für diese beiden IP-Subnetze geöffnet werden muss.
Ist keine bezüglich der Verantwortung segmentierte IP-Übertragungsstrecke gewünscht, oder soll die komplette QoS-Verantwortung in die Hände des ITSP gelegt werden, um zum Beispiel den eigenen Messaufwand weitestgehend zu eliminieren, kann dies mit einer All-IP-Standort-anbindung des ITSP selbst erreicht werden: nicht nur bei QSC haben die CPE-Router schon längst einen separaten „VoIP“-Ethernet-Port, der direkt mit dem WAN-Ethernet-Port der TK-Anlage beziehungsweise des E-SBC verbunden werden kann. Neben der vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfohlenen, durchgängigen Trennung von Computer- und VoIP-Traffic bietet so ein VoIP-Ethernet-Port die Kommunikationsbeschränkung auf das NGN beziehungsweise die SBC, die nur SIP, aber keine Internetangriffe zur TK-Anlage leiten. An so einem „Plug & Play“-Anschluss muss auf Kundenseite nicht mehr mit Messmitteln das eigene QoS-Konstrukt überprüft, sondern höchstens noch die Einhaltung des SLAs gegengeprüft werden.