Telekommunikationsmarkt Europa

Studie: Europäische Telekommunikationsfirmen werden die Krise aussitzen

30. März 2009, 15:22 Uhr | Bernd Reder

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Starke regionale Unterschiede

Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass europäische Haushalte im Schnitt rund 50 Euro pro Monat für Triple-Play-Angebote ausgeben, während US-amerikanische Haushalte mit 70 Euro im Monat deutlich mehr investieren.

»Allerdings«, so Klaus von den Hoff, »ist die Situation in Ländern wie Großbritannien und Deutschland wesentlich komplexer, weil dort die etablierten Betreiber dort von Kabelnetz- wie Satellitenfirmen in die Enge getrieben werden.«

Bis zum Jahr 2015, so die Studie, könnte der Umsatzanteil europäischer Festnetzbetreiber mit Pay-TV, Video on Demand und Werbung rund 4 Milliarden Euro erreichen, was 7 Prozent ihrer gegenwärtigen Umsätze entspricht (2,70 Euro im Monat pro Festnetzanschluss).


Die Infrastruktur, über die Triple-Play-Angebote laufen, wird derzeit in vielen europäischen Ländern ausgebaut (Bild: Deutsche Telekom).

Bis 2015 wird allein dies den Betreibern einen jährlichen Umsatzzuwachs von 1 Prozent bescheren, wodurch sie die derzeitigen Verluste mit Festnetzanschlüssen in der Größenordnung von 2 bis 3 Prozent zum Teil reduzieren können.

Zwei Drittel des potenziellen Wachstums gehen auf das Konto von Pay-TV, da sich etablierte Betreiber je nach Land zwischen 10 und 30 Prozent der Abonnenten von Pay-TV-Angeboten sichern können.

Investitionen in exklusive High-End Premium-Inhalte, etwa ein umfangreiches Angebot neuer Kinofilme oder die Exklusivübertragung von Fußballspielen, sind dagegen eine riskante Strategie. Der Grund: Die Ausgaben für die teuren Inhalte lassen sich über Abonnements kaum hereinholen.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass eine Strategie, die auf eine Mischung aus Premium-Content und Breitband-Zugang setzt, in vielen europäischen Ländern keine Zukunft haben wird. In Ländern wie Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden sind Exklusiv-Inhalte sogar ganz verboten.

Vielversprechender sei dagegen eine »Premium-Light«-Strategie. Sie koppelt zielgruppenspezifische Inhalte wie Dokumentationen, Filme und Sportprogramme mit interaktiven Services wie dem Austauschen von Multimedia-Files. Dieser Ansatz erfordert im Durchschnitt nur circa 15 bis 25 Prozent der Investitionen im Vergleich zu High-End Premium-Inhalten, erlaubt aber trotz allem eine Differenzierung.

Um solche Dienste zu entwickeln, müssen die Telcos allerdings Partnerschaften eingehen. Solche Kooperationen können sich zwischen Internet-Playern oder Herstellern von Soft- und Hardware herausbilden, etwa von Spielekonsolen.

Den potenziellen Partnern haben die Telekommunikationsfirmen einiges zu bieten: Sie kontrollieren zum einen das Netzwerk und das Triple-Play-Equipment beim Endverbraucher. Zu anderem haben sie direkten Zugang zu den Anwendern, und zwar über den Kundenservice und das Abrechnen von Leistungen.


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