Über bloße Telefonie hinaus

UCC – Ein Kunstwort ­gewinnt an Struktur

31. August 2015, 13:49 Uhr | Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zögerliche Kunden

»Viele Endverbraucher müssen sich technologisch neu ­orientieren, um wettbewerbs­fähig zu bleiben«  Steffen Ebner, Vice President Systems & Solutions bei Komsa
»Viele Endverbraucher müssen sich technologisch neu ­orientieren, um wettbewerbs­fähig zu bleiben« Steffen Ebner, Vice President Systems & Solutions bei Komsa
© Komsa

Vorerst bleibt aber die reine Telefonie-Funktion die am häufigsten nachgefragte Komponente von UCC-Lösungen. Während Hersteller von Desktop-Sharing bis hin zur Videotelefonie quasi schon alles anbieten, was die moderne Kommunikation so hergibt, sind die Kunden noch deutlich zurückhaltender. »Ergänzend zu den klassischen Telefonie-Funktionen werden am häufigsten CTI, also die Integration von Telefonie in das PC-Arbeitsplatzumfeld, sowie Präsenz-Funktionen nachgefragt«, sagt Steffen Ebner, Vice President des Konzernbereichs Systems & Solutions beim Distributor Komsa. Bartsch von Liquitcom sowie ­Thomas Ströbele, Geschäftsführer des Systemhauses YourIT, bestätigten gegenüber CRN ebenfalls, dass Telefonie und andere Basisfunktionen nach wie vor der wichtigste Faktor bei UCC-Projekten sind und bleiben. Hinzu kommt laut Jochen Klein, Geschäftsführer des UC-Anbieters Servonic, das häufig totgesagte Fax: »Interessanterweise haben wir die Erfahrung gemacht, dass trotz aller Unkenrufe Fax nach wie vor mit die am meisten nachgefragte UCC-Funktion ist.« Oft gehe es dabei nicht nur darum, ein Fax über den gewohnten E-Mail-Client zu versenden oder zu erhalten, sondern beispielweise darum, Bestellungen oder Auftragsbestätigungen direkt aus einem CRM- oder ERP-System zu faxen.

»Zunächst kam die Nachfrage nach UCC-Lösungen vor allem aus dem Enter­prise-Bereich« Dagmar Geer, Vorstandsvorsitzende bei Innovaphone
»Zunächst kam die Nachfrage nach UCC-Lösungen vor allem aus dem Enter­prise-Bereich« Dagmar Geer, Vorstandsvorsitzende bei Innovaphone
© Innovaphone

Über den Standard hinaus

Telefonie, Präsenzanzeige oder eben Fax – das volle Potenzial von UCC wird nur in den seltensten Fällen voll ausgeschöpft. Die Bereitschaft, Features über diese Basisfunk­tionen hinaus einzusetzen, soll derzeit aber deutlich steigen. »Mit Fixed Mobile Convergence, also der Integration von Smart­phones in die Unternehmenskommuni­kation, bildet sich schon seit einiger Zeit ein neuer Schwerpunkt«, erklärt Page von Mitel. Das Arbeiten werde immer flexibler und mobiler. Entsprechend müssten die dafür notwendigen Endgeräte in UCC-Lösungen eingebunden werden. Hinzu komme sukzessive Videotelefonie. Sprachen viele Analysten der visuellen Kommunikation bisher eine bestenfalls untergeordnete Rolle zu, soll das Thema in kommender Zeit deutlich an Fahrt gewinnen. Besonders der WebRTC-Standard, der installierte Clients überflüssig macht und Videotelefonie über den Browser ermöglicht, treibt diesen Teilbereich an. »Unified Communications bekommt durch das Live-Erlebnis von Angesicht zu Angesicht eine völlig neue Gewichtung und hat die Aufmerksamkeit auf UC-Produkte deutlich erhöht, da der ganze Themenkomplex greifbarer wird«, bekräftigt Florian Bock, Geschäftsführer bei Estos.

Allerdings sind bisher hauptsächlich die Hersteller davon überzeugt, dass Videokommunikation kurz vor dem Durchbruch steht. Der Channel und die Endkunden zeigen der Technologie gegenüber noch deutlich weniger Interesse. Video spiele zwar als Anforderung bei der Ausschreibung eine Rolle, würde aber zumeist als nicht so wichtig erachtet, sagt Dawid. Eine weitere Problemstellung sei die vorhandene Netzkapazität bei den Kunden. Zwar bekräftigt Thomas Pecher-Wagner, Senior Product Manager bei Estos, dass die in Deutschland durchschnittlich erreichte Bandbreite von 8,7 MBit pro Sekunde völlig ausreicht, um alle Estos-Produkte zu nutzen, und auch Marco Kappler, Leiter der Starface-Academy, erklärt, dass die vorhandenen Netzkapazitäten keine Einschränkung für den Einsatz von UCC-Funktionalitäten darstellt. Allerdings scheint die Realität im Markt durchaus problematischer. »Kunden, welche die Vorteile von UCC-Lösungen komplett nutzen wollen, benötigen eine entsprechend schnelle DSL-Anbindung. Das könnte an manchen Standorten zum Hinderungsgrund werden, um UCC komplett einzuführen«, so Ströbele. Und auch Dawid von Comnet erklärt, dass sich UCC in Gebieten mit schlechter Anbindung lediglich auf ein Minimum beschränkt: »Teilweise lassen sich dort nicht einmal zentrale Dienste wie ein Unternehmenstelefonbuch flüssig nutzen.« Dass viele Firmen nur auf rudimentäre Kommunikationsfunktionen setzen, ist also nicht immer eine Frage des Wollens, sondern häufig auch des Könnens. Systemhäuser haben hier in den meisten Fällen nur wenig bis keinen Einfluss – außer der Kunde investiert selbst in den Ausbau – und müssen sich den gegebenen Voraussetzungen beugen.


  1. UCC – Ein Kunstwort ­gewinnt an Struktur
  2. Zögerliche Kunden
  3. Immer weniger Netzwerkprobleme
  4. »Fließende Grenzen«

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