Vergleichstest: Alarm im Sperrbezirk

22. Oktober 2010, 12:46 Uhr | Ralf Ladner

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Paessler PRTG Network Monitor 8

PRTG-Network-Monitor überwacht komplexe, verteilte Netzwerke mit nur einem PRTG-Core-Server. Eine Installation des Produkts unterstützt bis zu 30.000 Sensoren.
© Paessler

Ihr Netzwerk im Blick mit Software „Made in Germany". „Schnell zu installieren, intuitiv zu bedienen" - das steht so nicht nur an prominenter Stelle auf Paesslers Website geschrieben, sondern es trifft auch genau den Punkt. Das Setup auf einem Windows-Rechner dauert kaum fünf Minuten und anschließend lässt sich die Software selbst von einem Anfänger in Sachen Netzwerk-Monitoring ohne großartige Einarbeitung oder gar Schulung unfallfrei bedienen. Gut so. Natürlich, ob die Installation des Programms nun fünf Minuten früher oder später beendet ist, spielt keine Rolle, aber kein Netzwerkadministrator möchte lange in der Managementschnittstelle suchen oder im Handbuch nachschlagen, um alltägliche oder auch mal weniger übliche Aufgaben zu erledigen.

PRTG-Network-Monitor berichtet über den aktuellen Zustand des Netzwerks und der daran angeschlossenen Geräte, sammelt aber auch Daten zur Darstellung längerfristiger Trends. Die über beispielsweise 30 Tage gewonnenen Informationen helfen Netzwerkprofis dabei, Engpässe zu erkennen und darauf zu reagieren, indem sie Kapazitäten erhöhen, umverteilen oder andere Änderungen durchführen. PRTG-Network-Monitor eignet sich besonders zur Überwachung der Geräteverfügbarkeit, von Bandbreiten und der Auslastung von Netzwerkressourcen - und das nicht nur in einem einzelnen LAN. Remote-Probes ermöglichen das zentrale Monitoring gleich mehrerer Netzwerke, sie dienen aber außerdem zur Lastverteilung bei CPU-intensiven Prozessen wie Packet-Sniffing oder Netflow-Überwachung. Remote-Probes erschließen dem PRTG-Anwender vielfältige Einsatzgebiete. Denkbar ist ein Einsatz der Software zur Überwachung von Kundennetzwerken, zum Monitoring aller Niederlassungen einer Organisation oder zum Monitoring getrennter Netzwerke eines Unternehmens (z.B. LAN und DMZ). Eine komplexe Infrastruktur bedeutet aber nicht, dass der Einsatz des PRTG-Network-Monitors kompliziert ist, denn für all dieses Monitoring braucht es nicht mehr als einen einzigen PRTG-Core-Server. Das Produkt skaliert hinauf bis zu 30.000 Sensoren pro Installation.

Was Remote-Probes nicht leisten, ist, die Verfügbarkeit des PRTG-Monitoring-Systems zu erhöhen. Dafür gibt es aber nun mit Version 8 die PRTG-Cluster-Failover-Solution. Hierbei arbeiten bis zu fünf PRTG-Instanzen zusammen: eine primäre und bis zu vier sekundäre Server. Ein solcher PRTG-Cluster bietet gleich mehrere Vorteile: Neben einer hundertprozentigen Uptime selbst bei Software-Updates und Server-Crashes sowie automatischem Failover erlaubt die Lösung ein Multiple-Points-of-Presence-Monitoring.

Dabei überwachen alle Server stets sämtliche Sensoren. Dies ist nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Fehlertoleranz interessant, sondern es erlaubt dem Administrator beispielsweise auch, Antwortzeiten von verschiedenen Standorten im Netzwerk aus zu messen, zu vergleichen und aggregierte Up- und Downtimes zu berechnen. PRTG-Clustering ist nicht teuer: Alle PRTG-Lizenzen erlauben sofort eine Single-Failover-Installation, bei der zwei PRTG-Instanzen zusammen arbeiten. Zusätzliche Lizenzen sind erst für drei und mehr Knoten erforderlich.

Das Produkt offeriert gleich vier Benutzerschnittstellen: eine auf Ajax basierende Webschnittstelle, eine schlankere HTML-Schnittstelle für ältere Browser und mobile Geräte (IE 6/7, Android, Blackberry), eine Windows-GUI sowie eine I-Phone-App. Die wohl am häufigsten genutzte Schnittstelle, Ajax, ist elegant und einfach zu bedienen. Deren Welcome-Page enthält unübersehbare Schaltflächen für die wichtigsten, gleich nach der Installation durchzuführenden Aufgaben, darunter die Auto-Discovery für Netzwerke und daran angeschlossene Geräte. Eine Discovery im lokalen Netz über einen IP-Adressbereich von 0 bis 255 geht blitzschnell und war im Test vollständig und fehlerfrei. Auf Wunsch installiert das Programm während der Entdeckung auch gleich die fürs Monitoring notwendigen Sensoren. Je nach Menge der ausgewählten Sensoren benötigt die Discovery dann mehr oder weniger Zeit. Weitere Sensoren lassen sich später ausgewählten Geräten oder Gruppen spielend einfach hinzufügen.

Der Umfang der enthaltenen Sensoren war schon in vorangegangenen Versionen beeindruckend groß. So gehören Sensoren für die Überwachung aller üblichen Netzwerkdienste (Ping, HTTP, HTTPS, POP3, DNS ...), für QoS, Radius-Server, SLAs, Exchange- und Syslog-Server sowie Unterstützung von SNMP und WMI, Packet-Sniffing, Netflow und Sflow schon lange zum Standard. Virtualisierung ist ungebrochen populär. Deshalb enthält die aktuelle PRTG-Version besonders dafür eine Reihe neuer beziehungsweise erweiterter Sensoren, die nun ein Monitoring der Hardware-Informationen eines Vmware-ESX/ESXi-Servers via WBEM, das Monitoring einer Virtual-Machine (VM) auf Xen-Server und Hyper-V-Storage-Device-Monitoring erlauben. Sehr umfangreich geworden sind auch WMI-Sensoren sowie spezielle Linux- und Mac-OS-Sensoren. Paessler hat Sensoren mit den gängigsten Distributionen getestet. Verwunderlich ist allerdings, dass Red Hat auf der auf Paesslers Website veröffentlichten Liste nicht auftaucht, wohl aber Fedora.

Die wesentlichen Komponenten eines PRTG-Installation sind der PRTG-Server zur Datenspeicherung sowie eine oder mehrere Probes. Die Probes leisten die eigentliche Arbeit. Sie verbinden sich automatisch mit dem Server, laden die für sie bestimmte Sensorenkonfiguration herunter und führen die Überwachung durch. Da die Probes die Verbindungen zum Server initiieren, beeinträchtigt ein Server- oder Verbindungsausfall das Monitoring nicht. Die erste »lokale« Probe erzeugt bereits das Setup-Programm. Sie läuft auf dem PRTG-Server und überwacht alle Sensoren dieses Systems. Die hierarchische Organisation der Probes, Gerätegruppen und Geräte erleichtert die Administration des Systems. So lassen sich viele Einstellungen, beispielsweise Anmeldeinformationen, per Vererbung von Probes über Gerätegruppen auf einzelne Geräte übertragen.

PRTG-Network-Monitor gibt deutliche akustische und optische Hinweise auf neue Alarme, Warnungen und sonstige Nachrichten. Beim Einstieg in eine Meldung beziehungsweise Auswahl des betroffenen Sensors liefert das Programm sehr gute Erklärungen, worum es eigentlich geht und was die einzelnen Werte und einstellbaren Parameter bedeuten. Mehrere Dashboards, Diagramme und Listen stellen aktuelle Systemzustände und historische Daten in sinnvoller Art und Weise dar. Die Filtermöglichkeiten sind erstklassig. Die Berichterstellung wurde inzwischen vom Web-Server und der Benutzerschnittstelle entkoppelt, womit sie die Benutzer-Experience nicht mehr beeinträchtigt. Wer es möchte, kann - leider nur manuell - Netzwerk-Maps erzeugen, die das überwachte Netzwerk oder Teile davon optisch darstellen. Dazu stehen inzwischen rund 280 unterschiedliche Netzwerkgeräte repräsentierende Icons zur Verfügung, die sich durch (Netzwerk-)Linien miteinander verbinden lassen. Alarme, Warnungen etc. stellt das Programm unter den Icons dar. So eine Map zu erzeugen, ist allerdings etwas mühsam. Gefallen würde uns eine Funktion, die ausgewählte Geräte oder Gerätegruppen automatisch in eine Map übernimmt.

PRTG-Network-Monitor 8 erfüllt alle Anforderungen, die wir an ein Monitoring-Produkt stellen. Das Produkt ist vollständig, einfach zu installieren, flexibel einzusetzen, gut skalierbar, mitteilungs- und erklärungsfreudig. Außerdem belastet es das Budget nicht so sehr, wie manches Mitbewerberprodukt. Während des Tests überzeugte es durch hohe Usability, Zuverlässigkeit und Genauigkeit.

Steckbrief: PRTG-Network-Monitor
© funkschau

  1. Vergleichstest: Alarm im Sperrbezirk
  2. Paessler PRTG Network Monitor 8
  3. Ipswitch WhatsUp Gold Premium 14.3
  4. ManageEngine OpManager 8.7
  5. SolarWinds Orion Network Performance Monitor 10.5
  6. Fazit
  7. Testverfahren: Monitoring-Software

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