Hier haben wir ein Monitoring-Produkt, das uns so gar nicht begeistern konnte. Manage-Engine ist zwar ein Spezialist für Managementapplikationen, und Op-Manager, die Netzwerk-Monitoring-Software aus diesem Hause, laut Hersteller die erste Wahl von mehr als 700.000 Netzwerkadministratoren in 93 Ländern. Aber warum das so sein sollte, können wir nach wiederholtem Test der Software wirklich nicht nachvollziehen. Es mag ja sein, dass tatsächlich 25.000 IT-Administratoren das Produkt jeden Monat herunter laden - wir haben das ja auch getan -, aber ob sie es dann nach erstem Antesten wirklich einsetzen oder in die virtuelle Schublade legen, bekommt man so einfach ja nicht heraus ... Das Produkt ist zwar insgesamt sehr leistungsfähig und durchaus in der Lage, Netzwerke, Netzwerkgeräte und Services zu überwachen, Performance-Engpässe aufzuspüren, Administratoren zu alarmieren und Berichte zu generieren, aber es ist sehr mühsam, die Software so einzurichten, dass sie leistet, was sich ein Administrator wünscht. Da gibt es einige Produkte, die es dem Anwender viel leichter machen.
Zunächst einmal sollte sich der Interessent bewusst sein, dass es sich hier um ein Produkt handelt, dass eigentlich nur dann brauchbare Informationen liefert, wenn die zu überwachenden Geräte allesamt SNMP unterstützen. Das trifft zum Teil auch auf Whatsup-Gold zu, wirkt sich dort aber nicht so massiv aus wie bei Op-Manager. Nun ist es ja schön, wenn ein Produkt regen Gebrauch von Standards macht, aber sich fast ausschließlich auf SNMP zu stützen, kann es nicht sein. Wir können uns selbst für eine professionell genutzte Netzwerkumgebung nicht vorstellen, dass alle und jedes Gerät im Netzwerk SNMP eingeschaltet hat oder auch nur unterstützt. Das müsste für ein vollständiges Management des Netzwerks und der darin eingesetzten Geräte aber der Fall sein.
Wie so viele Hersteller bietet auch Manage-Engine Op-Manager in mehreren Editions an, dazu noch einige Add-ons und Plug-ins. Welche Editions bereits welche Erweiterungen enthalten, ist nicht einfach festzustellen. Das macht es schwierig, einen endgültigen Preis für das Produkt zu berechnen. Immerhin geht es kostenlos los. Die kostenlose Version unterstützt aber nur maximal zehn Knoten und ist damit wohl nur für kurze Produkttests geeignet. Für die reich mit Features ausgestattete und fürs Monitoring verteilter Netzwerke geeignete Distributed-Edition sind satte 9.995 Dollar auf den Tisch zu legen. Dieser Preis gilt für die Überwachung von bis zu 250 Knoten. Ungeklärt bleibt, ob Plug-ins wie der Cisco-IPSCA- oder -IPSLA-Monitor, der Netflow-Analyzer oder das NCM-Plug-in schon enthalten sind.
Das Setup des Programms dauerte im Test recht lange. Als Datenbank nutzt Op-Manager einen Microsoft-SQL-Server oder MySQL. MySQL liefert Manage-Engine gleich mit, was in unserem Fall gut war, denn es gelang einfach nicht, Op-Manager zur Zusammenarbeit mit unserem Microsoft-SQL-Server 2008 zu bewegen. Ebenso wenig gelang es, Op-Manager beziehungsweise die Web-Konsole des Programms auf einem Windows-7-Rechner zu nutzen. Hier zeigten sich massive Kompatibilitätsprobleme. Auf einem Windows-2003-Server installiert, funktionierte es schließlich „so lala".
Nach dem ersten Start des Web-Clients möchte das Programm eine Auto-Discovery durchführen. Op-Manager unterstützt die automatische Discovery und Smart-Classifications mit Geräte- und Schnittstellenvorlagen, Massenimporte und Prozess-Templates.
Für die erste Discovery ist ein wenig Handarbeit gefragt, der Administrator muss beispielsweise die zu entdeckenden Services, darunter DNS, Web, SQL, HTTP und POP, auswählen und anschließend eine IP-Range spezifizieren. Die anschließende Discovery war sehr zeitraubend, und das bereits in einem einzelnen Subnetz über eine Range von 0 bis 255. Die Erkennungsrate war okay, die Klassifizierung für Geräte, die SNMP unterstützten, halbwegs vernünftig. Halbwegs deshalb, weil wir etwas dagegen haben, beispielsweise alle unsere Windows-7-Desktops als Server klassifiziert vorzufinden. Diese Fehler ließen sich beheben, aber andere Testkandidaten zeigten, dass es zu solchen Fehlern gar nicht erst kommen muss. Noch etwas: Wenn es ein Programm mangels SNMP-Support auf den Endgeräten schon nicht schafft, solche Geräte zu klassifizieren, sollte es sich trotzdem nicht darauf beschränken, lediglich die IP-Adressen der Geräte mitzuteilen. Warum keine kurze DNS-Abfrage machen oder Netbios-Namen nutzen, wie es andere Programme auch tun? Damit wäre dann halbwegs klar, um welche Geräte es sich handelt.
Die an sich angenehm anzuschauende und leicht zu benutzende Client-Web-Applikation nutzt standardmäßig Internet-Explorer. In Verbindung mit diesem Browser funktionierte sie nicht gerade schnell. Op-Manager nutzt ausgiebig Java - und zwischen den häufig durchzuführenden Seitenwechseln kann der Administrator durchaus mal Kaffee trinken gehen, ohne etwas zu verpassen. Die Applikation macht reichlich Gebrauch von Widgets. In älteren Op-Manager-Versionen gab es damit je nach Browser Probleme, die inzwischen aber behoben sind. Widgets sind okay, denn sie erlauben dem Administrator unter anderem, sich die Schnittstelle so zu gestalten, wie er sie gern hätte.
Ohne Administratoreingriff überwacht Op-Manager erst einmal so gut wie nichts. Nahezu alle Monitore sind zunächst zu konfigurieren und Geräten zuzuweisen. Zum Glück vereinfachen Templates diesen Prozess. Wer die Mühe auf sich nimmt, erhält schließlich ein System mit gutem Fault-Management, Performance- und Geräte-Monitoring. Das Programm erzeugt ansehnliche Echtzeitgrafiken, historische Berichte über Verfügbarkeit, Utilization, Antwortzeiten und Inventar. Das WAN-Monitoring beschränkt sich auf die Überwachung der Verfügbarkeit von WAN-Links, Berichte über Performance-Analysen und Kapazitätsplanung. Eine vollständige Funktionalität erhält der Administrator nur mit dem optionalen WAN-Monitor-Add-on.
Das Alarmsystem ist brauchbar, wenn auch etwas träge. Allerdings liefert das Programm kaum Erklärungen zu Alarmen, einstellbaren Parametern etc. Was soll ein Alarm wie „ColdStart: null" dem Adminis-trator sagen? Administratoren müssen sich schon sehr gut auskennen, um großen Nutzen aus dem Produkt zu ziehen.