Hilfe, mein Telefon schummelt!

VoIP-Anwendungen überraschen durch nicht dokumentierte Schummel-Features

18. November 2013, 16:09 Uhr | Prof. Dr.-Ing. Gerd Siegmund und Mathias Hein

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Keine fehlerfreie Datenübertragung in der Praxis

Der PacketRaptor gibt die Netzeigenschaften vor.
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In der Praxis gibt es keine fehlerfreie Datenübertragung. Diese ist in den Netzwerken und in den jeweiligen Standards auch nicht vorgesehen. Durch Belastungen im Netz kommt es unter Umständen kurzzeitig zu großen Paketlaufzeiten, Jitter und Paketverlust. Zur Fehlerkompensation stehen auf den höheren Protokollschichten die Fehlerkompensationsmechanismen (beispielsweise bei TCP die Sendewiederholung) zur Verfügung. Problematisch wird jedoch eine Fehlerkompensation bei Echtzeitanwendungen. Hier stehen für die notwendigen Korrekturmechanismen entweder nicht genügend Zeit (erneutes Senden) oder genügend Bandbreite (mehrfaches Versenden) zur Verfügung.

Daher erfordern die Echtzeitanwendungen vom Netzwerk, dass die oben genannten Parameter strikt eingehalten werden. In der Praxis kommen in den meisten Netzen jedoch die Überlastungszustände nur selten vor. Treten solche Überlastungen auf, dann führen diese jedoch zu großen Auswirkungen bei Echtzeitanwendungen. VoIP reagiert sehr sensibel auf diese Belastungsfälle (Verzerrung der Sprache bis hin zur völligen Unverständlichkeit). Meistens bemerkt man diese Probleme nicht, nur sporadisch wirken sich die Überlastungen auf die Sprachübermittlung aus. Zu einem richtigen Problem werden Übermittlungsfehler in der Sprachkommunikation erst, wenn diese sehr gravierend werden, d. h. sich deutlich beim Benutzer bemerkbar machen oder vielleicht sogar noch eine negative Außenwirkung für das Unternehmen haben. Solche "Manchmal-Effekte" treten sporadisch in realen VoIP-Systemen auf.

Messtechnisch sind diese Problemfälle kaum in den Griff zu bekommen. Aus den aufgezeichneten Daten (wenn diese überhaupt erhoben werden), lassen sich diese kurzzeitigen Belastungsfälle nur sehr schwierig ermitteln. Lange, umfangreiche Mitschnitte müssen angelegt und dann aufwendig interpretiert werden. Nur so erhält man Hinweise auf die mögliche Fehlerquelle. Auch weiß niemand, wie sich die jeweilige Anwendung oder das betreffende VoIP-Endgerät im Belastungsfall wirklich verhält.

Das Verhalten von VoIP-Endgeräten (VoIP-Telefon, Softphone, WLAN-Telefon, Fax (mit T.38)) bei Paketverlusten oder Jitter ist nicht definiert. In den Herstellerangaben zu dem jeweiligen Gerät sucht man vergebens nach Hinweisen.

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  1. VoIP-Anwendungen überraschen durch nicht dokumentierte Schummel-Features
  2. Keine fehlerfreie Datenübertragung in der Praxis
  3. Störungen im Netzwerk künstlich erzeugen
  4. VoIP-Endgeräte im Test
  5. Fazit
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