Wenn Menschen dauerhaft viel und lange arbeiten, deutet dies eher auf Arbeitssucht hin als auf eine gesunde Arbeitsmotivation, fasst Prof. Dr. Ute Rademacher, Professorin an der International School of Management (ISM), die aktuellsten psychologischen Forschungserkenntnisse zusammen. Wo liegt die Grenze?
Das erleichternde Gefühl von Feierabend kennen Arbeitssüchtige nicht. Das Wochenende gilt als eine lästige Unterbrechung. Doch zum Glück gibt es das Smartphone, den Laptop und das Tablet – damit lässt es sich bequem von zu Hause arbeiten. Arbeitssüchtige haben ein unausweichliches Verlangen, viel Arbeit auf sich zu nehmen und sich in ihrer Arbeit zu verlieren.
"Workaholic ist kein Modewort, denn Arbeitssüchtige gibt es wirklich. Psychologische Studien zeigen, dass diese Menschen unruhig werden und sich unwohl fühlen, wenn sie nicht arbeiten", so Prof. Dr. Ute Rademacher, Diplompsychologin und Professorin an der ISM. "Ihre Tätigkeit gibt Arbeitssüchtigen den speziellen 'Kick' – sie benötigen das Gefühl, permanent produktiv zu sein und gebraucht zu werden."
Doch längst nicht jeder, der viel und lange arbeitet, gilt gleich als arbeitssüchtig. Um auf der Karriereleiter weiterzukommen, muss viel Einsatz gezeigt werden. "Gefährlich wird es erst dann, wenn die Arbeit den einzigen Lebensinhalt darstellt, Freunde und Familie vernachlässigt werden und allein durch die Arbeit Spannungen abgebaut und positive Emotionen und Bestätigung gewonnen wird", so Rademacher.
Immerhin ist die Bereitschaft zur Überlastung weit verbreitet und gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, anders als die Depression: Der Psychologe Wolfgang Schmidbauer bezeichnet den Burnout von Führungskräften als ein "Verwundetenabzeichen der Leistungsgesellschaft".